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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4, 59-76 Mai 2000<br />

Zur historischen und aktuellen Situation der Haubenlerche Galerida cristata<br />

in Thüringen<br />

HERBERT GRIMM *<br />

Mit 6 Abbildungen und I Tabelle<br />

Zusammenfassung<br />

1. Den ersten Hinweis auf die Haubenlerche in Thüringen gibt es aus dem zweiten Drittel <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts.<br />

Wahrscheinlich war sie zu dieser Zeit im klimatisch begünstigten <strong>Thüringer</strong> Becken schon heimisch. Mit einer<br />

Ausnahme stammen alle Meldungen über das Vorkommen zur Brutzeit bis zur Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts aus diesem<br />

Gebiet. 2. Bis zum Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts kam es zu einer starken Arealausdehnung und einem " Auffüllen" bisher<br />

unbesiedelter Territorien, wobei alle günstigen Gebiete nördlich <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Wal<strong>des</strong> weitgehend besiedelt wurden<br />

und die Art z.B. im Frankenwald und vielleicht auch schon im <strong>Thüringer</strong> Wald in höhere Gebirgslagen vordrang. 3.<br />

Der Höhepunkt der Bestandsentwicklung wurde in den 20er und 30er Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts erreicht. Zu dieser<br />

Zeit hatte die Haubenlerche die entsprechenden Habitate aller thüringischen Landschaften in unterschiedlicher<br />

Dichte besiedelt; kurzzeitig auch die Hochlagen <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Wal<strong>des</strong>. 4. Zu Beginn der 1940er Jahre, lokal auch<br />

schon früher, setzte ein rapider Bestandsschwund ein. Sein zeitlicher Verlauf ist durch Quellen nur unzureichend<br />

belegt. 5. Mit der Entstehung von Neubausiedlungen in zahlreichen größeren thüringischen Städten kam es zwischen<br />

1960 und 1980 zu einer temporären Bestandserholung. Lokal unterschiedlich, verstärkt aber seit dem Beginn der<br />

90er Jahre <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, gehen die Haubenlerchenbestände Thüringens erneut rapide zurück. 6. Gegenwärtig<br />

gibt es noch etwa LI 0 Haubenlerchenpaare in Thüringen. Die Vorkommen liegen weitgehend in den klimabegünstigten<br />

Gebieten <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Beckens und der Flußtäler. 7. Ein monokausaler Zusammenhang <strong>des</strong> Bestandsrückgangs zur<br />

aktuellen Klimaentwicklung wird ausgeschlossen. Für den Rückgang der Art werden folgende Faktoren verantwortlich<br />

gemacht: Eutrophierung der Landschaft, dadurch Rückzug auf wenige Lebensräume im urbanen Bereich und Verinselung<br />

der Population; rasche Veränderung dieser Lebensräume, die nur in einem Initialstadium günstige Bedingungen bieten;<br />

hohe Verlustrate durch Minderung der Qualität der Habitate und zusätzlichen, erhöhten Feinddruck durch zunehmende<br />

Synurbanisierung der Prädatoren. Infolge der Fragmentierung der Lebensräume und deren geringe Größe führen bereits<br />

singuläre Ereignisse zur Unterschreitung der Individuenzahl für eine überlebensfähige Population.<br />

Summary<br />

Historical and current status of the Crested Lark Galerida cristata in Thüringen<br />

1. The first references to the Crested Lark in Thüringen come from the second third of the 18th century. At this time<br />

the species was probably breeding in the c1imatically favourable <strong>Thüringer</strong> Becken (Thuringian Basin) region. Before<br />

the middle of the 19th century all records of the bird during the breeding season, with one exception, co me from this<br />

area. 2. Up to the end of the 19th century the species expanded ist range substantially, 'filling up'previously<br />

unsettled territories, so that almost all suitable areas north of the <strong>Thüringer</strong> Wald were colonized and the species was<br />

even recorded in (e.g.) upland areas of the Frankenwald. 3. The highpoint of this population increase was reached in<br />

the I 920s and 1930s. By this time the Crested Lark had occupied, at varying densities, all suitable habitats in the<br />

landscapes of Thüringen, even for a short time high regions of the <strong>Thüringer</strong> Wald. 4. A rapid population decline<br />

began in the early 1940s, locally even earlier. The course of the decline at this time is poorly documented. 5. The<br />

construction of new housing estates in many towns in Thüringen between 1960 and 1980 brought a temporary<br />

population recovery. However, especially since the start of the 1990s there has been a further rapid shrinking of<br />

Crested Lark population in Thüringen, though the rate of decline has been locally variable. 6. At present in<br />

Thüringen there are around 110 pairs of Crested Lark. The population is concentrated in climatically favourable<br />

areas such as the <strong>Thüringer</strong> Becken or river valleys. 7. A monocausal relationship between the population decline<br />

and current c1imate changes can be ruled out. The following factors are responsible for the drop in numbers of this<br />

species: eutrophication of the landscape leading to a retreat to a few habitats in urban areas and a fragmentation into<br />

small subpopulations; the rapid alterations of these habitats, which provide favourable conditions only in their initial<br />

stages; high rates of loss caused by habitat deterioration and increased predator pressure due to the urbanization of<br />

predators. As a result of habitat fragmentation, and the consequent small size of suitable areas, local singular events<br />

can depress numbers below the level required for the survival of a population.<br />

Keywords: Galerida cristata, Thüringen, breeding status, population size, sink population, habitat use.<br />

* H. Grimm, Alfred-Delp-Ring 3, D-99087 Erfurt, e-mail: herbercgrimm @t-online.de

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