anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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BRöMER, Rainer, Uwe HOßFELD & Nicolaas A.<br />
RUPKE (Hrsg., 2000): E v 0 1 u t i 0 n s b io log i e<br />
von Dar w i n bis heu t e. Verhandlungen<br />
zur Geschichte und Theorie der Biologie 4 (Verlag<br />
für Wissenschaft und Bildung, Berlin), 425 S.;<br />
Format 17 x 24 cm, brosch., 68 DM;<br />
ISSN 1435-7852.<br />
Bezugsadresse: Amand AGLASTER, PF 110368,<br />
D-I0833 Berlin.<br />
Die Entwicklungslehre DARWINS ist seit 140 Jahren<br />
sicher das meist diskutierte Problem der Wissenschaft<br />
und hat bis heute nichts an Brisanz<br />
verloren. So ist es verständlich, daß sich schon<br />
bald die Wissenschafts geschichte ihrer annahm.<br />
Zuerst waren es ± exakte Biographien <strong>des</strong> großen<br />
Naturforschers, seiner Anhänger und der Vorläufer.<br />
Schließlich weitete sich der Gesichtskreis<br />
auf die Problemgeschichte. Mit am Anfang steht<br />
HAECKELS Vortrag zur Naturforscherversammlung<br />
in Eisenach 1882 »Die Naturanschauung von<br />
Darwin, Goethe und Lamarck«. Den ersten Versuchen<br />
schließt sich u.a. die Materialübersicht<br />
H. SCHMIDTS (Geschichte der Entwicklungslehre.<br />
Leipzig 1918) an. Die Historiographie der Deszendenztheorie<br />
gewann mehr und mehr an Eigendynamik.<br />
Im letzten Dezennium hat sich »in den<br />
deutschsprachigen Ländern die Disziplin der<br />
Biologiegeschichte förmlich neu organisiert«,<br />
wobei die Entwicklung der Vorstellungen über<br />
die Mechanismen der Entstehung der Arten vorrangig<br />
thematisiert wurden. Die von 1. JAHN in<br />
der 3. Auflage herausgegebene »Geschichte der<br />
Biologie« (Jena usw., 1998), J. HAFFERS »Ornithologen-Briefe<br />
<strong>des</strong> 20. Jahrhunderts« (Ludwigsburg<br />
1997), die Bände 1-6 (1994-99) <strong>des</strong> »Jahrbuch<br />
für Geschichte und Theorie der Biologie«,<br />
die »Studien zur Theorie der Biologie« und die in<br />
schneller Folge erschienenen 4 Bände der »Verhandlungen<br />
zur Geschichte und Theorie der Biologie«<br />
(s. Rez. in Anzeiger 3, 1999, S. 207 f.), deren<br />
jüngster Band hier zur Besprechung ansteht, sind<br />
Meilensteine.<br />
Den außerordentlich interessanten Strauß <strong>des</strong><br />
Dargebotenen eröffnet E.-M. ENGELS mit dem Präludium<br />
zu einer geplanten größeren Arbeit »Darwin<br />
in der deutschen Zeitschriftenliteratur <strong>des</strong><br />
19. Jahrhunderts. - Ein Forschungsbericht« (S.<br />
19-57). »Neben der Art und Weise der Popularisierung<br />
der Darwin'schen Theorie steht ... die<br />
Frage im Vordergrund, auf welche Weise Darwins<br />
Vorstellungen in unterschiedlichen wissenschaftlichen,<br />
disziplinären und kulturellen Kontexten<br />
Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 121<br />
Schriftenschau<br />
rezipiert wurden, von welchen Bedingungen die<br />
je spezifische Weise der Rezeption abhing und<br />
wie sich dies auf den Gesamteindruck auswirkte,<br />
den man sich von Darwin und seiner Theorie<br />
machte« (S. 22). Darüber hinaus bietet auch die<br />
Tagespresse - darauf sei ergänzend hingewiesen<br />
- ein nicht zu unterschätzen<strong>des</strong> Medium zur<br />
Verbreitung wissenschaftlicher Ideen. Und in den<br />
letzten Jahrzehnten <strong>des</strong> 19. Jh. sowie den ersten<br />
<strong>des</strong> vorigen widerspiegeln die Zeitungen gerade<br />
in Deutschland ein buntes Bild von Zustimmung<br />
und Ablehnung. Dieses Phänomen gilt es ebenfalls<br />
aufzuarbeiten. HAECKEL leistete dazu treffliche<br />
Vorarbeit, indem er eine Unzahl einschlägiger<br />
Zeitungsausschnitte sammelte. Ein weiterer Gradmesser<br />
für die Aufnahme der Deszendenztheorie<br />
im Volke bieten Briefe von Laien (Lehrer, Schüler,<br />
Arbeiter usw.) an den Jenaer Gelehrten. - Der<br />
Darwinismus wurde (und er wird es auch heute<br />
noch) von den verschiedensten Ideologien »als<br />
ein Instrument der weltanschaulichen Selbstaufwertung«<br />
beansprucht. N. RUPKE versucht mit<br />
seinem »programmatischen Entwurf« eine »Taxonomie<br />
der Darwin-Literatur nach ideologischen<br />
Merkmalen« (S. 59-68) die Instrumentalisierungsversuche<br />
der Entwicklungslehre zu systematisieren.<br />
- Die Rezeptionsgeschichte <strong>des</strong> von HAECKEL<br />
(1866) postulierten und von DUBOIS aufgefundenen<br />
Hominiden widmet E. KRAUßE den interessanten<br />
Artikel »Pithecanthropus erectus Dubois<br />
(1891) in Evolutionsbiologie und Kunst« (S. 69-<br />
87). Die Beziehungen DUBols'zu HAECKEL werden<br />
anhand bisher unbekannter Briefe dargestellt.<br />
Seitens der bildenden Kunst fand diese Form bei<br />
dem Münchener Historien- und Genremaler GA<br />
BRIEL VON MAX großes Interesse, das seinen Niederschlag<br />
in verschiedenen Ölgemälden und<br />
Zeichnungen von Affenmotiven fand. Berühmt<br />
ist das heute noch in HAECKELS Arbeitszimmer<br />
hängende Ölbild »Pithecanthropus europäus<br />
(alalus)«. - Auf frühe Stammbaumkonzeptionen<br />
in der Botanik von HAECKEL, A. KERNER [v. MARI<br />
LAUN], c. E. BESSEY und H. HALL/ER berichtet H.<br />
MANITZ (S. 89-104). - M. GUTMANN & M. WEIN<br />
GARTEN (Gibt es eine Darwinsche Theorie? Überlegungen<br />
zur Rekonstruktion von Theorie-Typen.<br />
S. 105-130) »kontrastieren Ernst Mayrs bekannte<br />
Charakterisierung der fünf Teiltheorien <strong>des</strong> one<br />
long argument Darwins ... mit ihrem Versuch einer<br />
rationalen Rekonstruktion eines methodischen<br />
Anfangs der darwinschen Theorie an der Bedeutung<br />
der Züchtungspraxis in Darwins Argumentation«<br />
(S. 11). - G. W. FINKELSTEIN leitet aus