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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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Daß auch der Bodentyp die Verbreitung der<br />

Haubenlerche beeinflußt, wird mehrfach in der<br />

Literatur erwähnt. So besitzt z. B. die Art im benachbarten<br />

Sachsen-Anhalt ein geschlossenes<br />

Verbreitungs gebiet in den Sandgebieten im Nordosten<br />

(GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Ähnliches wird<br />

von Hessen berichtet (BERcK & LUCAN 1993). Derartige<br />

Böden fehlen in Thüringen. Die Vermutung<br />

MANSFELDS (1963), daß der Haubenlerche der<br />

schwere Boden der Umgebung von Seebach (wie<br />

auch andernorts im <strong>Thüringer</strong> Becken) offenbar<br />

nicht zusagt, trifft unter der gegenwärtigen Nährstoffsituation<br />

wohl zu. Das war aber wahrscheinlich<br />

nicht immer so und dieser vom Optimum abweichende<br />

Faktor konnte durch entsprechenden<br />

Bewirtschaftung in Grenzen kompensiert werden.<br />

In einer interessanten Studie hat SCHERNER (1996)<br />

den Einfluß der Bewirtschaftung auf die Verbreitung<br />

und den Bruterfolg der Haubenlerche dargelegt.<br />

Die hohen Nährstoffgaben und die zusätzlich<br />

hohe Stickstoffdeposition aus der Luft,<br />

welche allein die Werte <strong>des</strong> in der Landwirtschaft<br />

zur Jahrhundertmitte eingesetzten weit übersteigt,<br />

führen zum raschen Aufwachsen der Bestände<br />

und zu massiver Veränderung der mikroklimatischen<br />

Verhältnisse; hin zu kühleren und feuchteren<br />

Bedingungen. Dies trifft nicht nur die Haubenlerche<br />

und ist als Ursache für Bestandseinbußen<br />

bereits für viele andere Arten beschrieben<br />

worden. Das dies isoliert nicht als einzige Ursache<br />

angesehen werden kann, zeigen uns die<br />

Bestandseinbrüche in den 40er und 50er Jahren.<br />

Zu jener Zeit erreichte der Stickstoffeinsatz in<br />

der Landwirtschaft einen Tiefpunkt (1946/47 nur<br />

etwa 1/1 0 <strong>des</strong> Wertes von 1970/7 1 - HENNING<br />

1988), und die Nutzung der Biomasse auf allen<br />

Flächen war in der Nachkriegszeit weit höher als<br />

heute. Wahrscheinlich ist es immer ein Ursachenkomplex,<br />

bei dem einzelne Faktoren, gegenseitig<br />

beeinflußt, mehr oder weniger stark wirksam<br />

werden. Trotz dieser Einschränkung muß unter<br />

den heutigen klimatischen- und Nutzungsverhältnissen<br />

die Eutrophierung der Landschaft als<br />

das Hauptproblem für die Haubenlerche angesehen<br />

werden. Für ihren Rückgang in Thüringen<br />

läßt sich folgende Kausalbeziehung aufzeigen,<br />

die im wesentlichen auch für andere Landschaften<br />

gilt. Dabei wirken die verschiedenen Faktoren<br />

lokal unterschiedlich stark: Mit zunehmender<br />

Intensivierung der Landwirtschaft (besonders N­<br />

Düngung) verschwanden karge oder längere Zeit<br />

offen gehaltene Flächen. Potentielle Habitate wurden<br />

somit auf wenige anthropogen geprägte Sekundärbiotope<br />

im Siedlungs- und Siedlungsrandbereich<br />

reduziert. Folge war nicht nur eine<br />

Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 73<br />

drastische Verkleinerung der Siedlungsfläche,<br />

sondern vor allem eine starke Verinselung der<br />

Population. Eine solche Habitatfragmentation hat<br />

vor allem bei Arten mit geringem Aktionsradius<br />

- wie bei der Haubenlerche - die ganzjährig ortsgebundene<br />

Ressourcen beanspruchen, verheerende<br />

Wirkung (BEzzEL 1995). Darüber hinaus<br />

weisen die besiedelten Sekundärbiotope mehrere<br />

Merkmale auf, die einer langfristigen relativen<br />

Stabilität der Bestände entgegenwirken: Es sind<br />

Flächen im Initialstadium, die nach kurzer Zeit<br />

sowohl anthropogen verändert werden, als auch<br />

- durch hohen Nährstoffeintrag - rasch der Sukzession<br />

unterliegen. Die Dichte der Prädatoren<br />

in diesen Lebensräumen ist in den letzten Jahren<br />

deutlich angestiegen. Der hohe Grad an Synanthropie,<br />

den die Haubenlerche bereits seit Jahrhunderten<br />

auszeichnet, wird heute auch von<br />

einigen ihrer Prädatoren (z. B. Fuchs, Steinmarder,<br />

Elster, Rabenkrähe, auch Turmfalke Falco tinnunculus)<br />

ebenso erreicht. Dadurch sinkt die Zahl<br />

der Nachkommen und die Wahrscheinlichkeit<br />

von Neuansiedlungen. Infolge der Verinselung<br />

<strong>des</strong> stark geschrumpften Bestan<strong>des</strong> wird schnell<br />

und oft, bereits durch Einzelereignisse hervorgerufen,<br />

die Größe überlebensfähiger Populationen<br />

unterschritten.<br />

Literatur<br />

ABs, M. (1963): Vergleichende Untersuchungen an<br />

Haubenlerche (Galerida cristata (L.» und Theklalerche<br />

(Galerida theklae A. E. Brehm). - Bonn. zool.<br />

Beitr. 14, 1-128.<br />

Anonymus (1878): n. Jahresbericht (1877) <strong>des</strong> Ausschusses<br />

für Beobachtunsstationen der Vögel Deutschlands.<br />

- J. Ornithol. 26, 370-436.<br />

- (1880): III. Jahresbericht <strong>des</strong> Ausschusses für Beobachtungsstationen<br />

der Vögel Deutschlands. - J. Ornithol.<br />

28, 12-96.<br />

- (1886): IX. Jahresbericht (1884) <strong>des</strong> Ausschusses für<br />

Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. - 1.<br />

Ornithol. 34, 129-388.<br />

- (1887): X. Jahresbericht (1885) <strong>des</strong> Ausschusses für<br />

Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. - J.<br />

Ornithol. 35, 33-615.<br />

- (1888): XI. Jahresbericht (1886) <strong>des</strong> Ausschusses für<br />

Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. - J.<br />

Ornithol. 26, 313-571.<br />

BARNIKOW, G., E. SCHÜTZ & W. STÖßEL (1971): Ornithologische<br />

Notizen aus Auma und Umgebung. - Jahrb.<br />

Museum Hohenleuben-Reichenfels 19, 73-90.<br />

BAU, A., R. BLASIUS, A. REICHENOW & H. SCHALOW (1877):<br />

Zur Vogelkunde Deutschlands. l. Jahresbericht (1876)<br />

<strong>des</strong> Ausschusses für Beobachtunsstationen der Vögel<br />

Deutschlands. - J. Ornithol. 25, 278-342.

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