262 R. GROSS Kapitel 5: <strong>Beugung</strong> <strong>und</strong> <strong>Interferenz</strong>2.0I ( θ )1.61.20.8N = 5a / λ 1 = 20a / λ 2 = 240.40.00.00 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06sinθAbbildung 5.41: Die Addititon der <strong>Beugung</strong>sgitterfunktionen für zwei unterschiedliche Wellenlängen zurVerdeutlichung des Rayleigh-Kriteriums für das Wellenlängenauflösungsvermögen. (Parameter: N = 5,a/λ 1 = 20 <strong>und</strong> a/λ 2 = 24).λ∆λ min→ 2 L λ . (5.7.19)<strong>Beugung</strong>sgitter sollten also so lang wie möglich gemacht werden. Theoretisch könnten wir einfachein Paar von Spalten nehmen <strong>und</strong> diese sehr weit voneinander entfernen, damit L groß wird. Diesfunktioniert aber so nicht, da dadurch das zur Verfügung stehende Licht nur sehr schlecht ausgenutztwürde. Nach (5.7.19) sollte ein <strong>Beugung</strong>sgiter der Länge L = 5 cm bei λ = 500 nm ein theoretischesAuflösungsvermögen von 2 × 10 5 erreichen. In der Praxis haben allerdings <strong>Beugung</strong>sgitter in der Regelimmer ein wesentlich unter dem theoretischen Wert liegendes Auflösungsvermögen. Dies liegt anunvermeidbaren Herstellungsfehlern der Gitter.<strong>Beugung</strong>seffizienzBisher haben wir meist nur die <strong>Interferenz</strong>funktion von <strong>Beugung</strong>sgittern betrachtet, die die Fourier-Transformierte eines Satzes von Delta-Funktionen ist, der die Positionen der <strong>Beugung</strong>sobjekte darstellt.Die <strong>Interferenz</strong>funktion muss aber noch mit der <strong>Beugung</strong>sfunktion multipliziert werden, die die Fourier-Transformierte eines einzelnen <strong>Beugung</strong>sobjektes ist (siehe Abb. 5.28 in Abschnitt 5.5.3).Wir betrachten zunächst ein Amplitudentransmissionsgitter, bei dem die einzelnen <strong>Beugung</strong>sobjekteSpalte mit einer Breite b sind. Die <strong>Beugung</strong>sfunktion ist dann die Fourier-Transformierte eines solchenSpaltes 17Ψ(u) = b sin(bu/2)bu/217 Mit u = k sinθ =(2π/λ)sin θ.= bsin(πbλ sinθ)πbλ sinθ . (5.7.20)c○<strong>Walther</strong>-Meißner-<strong>Institut</strong>
Abschnitt 5.7 PHYSIK III 263Für die m-te <strong>Beugung</strong>sordnung des Gitters gilt u m = 2πm/a oder asin θ = mλ. Für die erste Ordnungtritt bei einer Variation von b der maximale Wert von Ψ(u) bei einer Spaltbreite von b = a/2 auf, d.h.die optimale Spaltbreite ist der halbe Spaltabstand. Aber auch bei diesem optimalen Spaltabstand ist dieEffizienz des <strong>Beugung</strong>sgitters noch sehr klein. Hierzu betrachten wir die Lichtleistung P m der verschiedenen<strong>Beugung</strong>sordnungen, die proportional zu |Ψ(u m )| 2 ist. Man erhält für b = a/2 (vergleiche hierzuAbb. 5.28)P 0 ∝ a 2 /4, P ±1 ∝ a 2 /π 2 , P ±2 = 0, ... . (5.7.21)Die Proportionalitätkonstante kann durch Gleichsetzen von b = a gef<strong>und</strong>en werden, wobei das Gitterdann vollkommen transparent ist <strong>und</strong> dadurch P 0 ′ ∝ b2 = a 2 <strong>und</strong> P i ′ = 0für i ≥ 1 gilt. Man definiert n<strong>und</strong>ie <strong>Beugung</strong>seffizienz als den Bruchteil des einfallenden Lichts, der in die stärkste, von null verschiedeneOrdnung gebeugt wird. Wir sehen, dass, selbst wenn die <strong>Beugung</strong>seffizienz durch die Wahl von b = a/2optimiert wird, nur ein maximaler Wert von P 1 /P 0 ′ ≃ 10% erreicht werden kann.18 Der Weg hin zuhöheren Effizienzen führt zur Benutzung von Phasengittern.Vertiefungsthema:Blaze-GitterRayleigh kam auf die Idee, Effekte von <strong>Beugung</strong> oder Reflexion mit der <strong>Interferenz</strong> zu kombinieren, umdadurch Phasengitter zu erzeugen, die einen Großteil der Intensität in bestimmte <strong>Beugung</strong>sordnungenkonzentrieren <strong>und</strong> dadurch zu hohen Effizienzen führen. Das Prinzip ist in Abb. 5.42 gezeigt. JedesElement des Gitters ist in der Form eines Prismas ausgelegt, dessen Winkel so gewählt ist, dass dieerzeugte Ablenkung dem Winkel einer bestimmten <strong>Beugung</strong>sordnung entspricht. Entsprechendes giltfür das Reflexionsgitter, bei dem jedes Element ein kleiner Spiegel ist.Um ein Gitter zu ritzen, benutzt man anstelle eines beliebig gespitzten Diamanten einen speziellen Kristallschnitt,der optisch ebene Flächen in einem beliebigen Winkel erzeugen kann. Das Gitter ist dann“geblazed” <strong>und</strong> man nennt so hergestellte Gitter Blaze-Gitter. Es ist wichtig anzumerken, dass Blaze-Gitter für eine bestimmte Wellenlänge <strong>und</strong> <strong>Beugung</strong>sordnung optimiert sind. Das bedeutet, dass dieerreichbaren hohen Effizienzen nur für einen kleinen Wellenlängenbereich gelten.Wir wollen das Blaze-Gitter mit Hilfe der skalaren Wellentheorie unter Benutzung des Faltungssatzesdiskutieren. Wir nehmen an, dass eine ebene Wellenfront, die senkrecht auf das <strong>Beugung</strong>sgitter einfällt(wir wollen uns nur auf diesen Spezialfall beschränken), um den Winkel θ gebeugt wird. Für ein Reflexionsgitterist bei senkrechtem Lichteinfall β = 2α nur durch die Geometrie des Gitters bestimmt. Für einTransmissionsgitter kann β auch wellenlängenabhängig sein. Wir wollen uns hier nur mit dem Fall einesReflexionsgitters befassen. Analog zu Abschnitt 5.4.4 können wir eine einzelne Facette des <strong>Beugung</strong>sgittersdurch eine Phasenfunktion der Form exp(ik 0 xsin β) beschreiben. Die dazugehörige komplexeTransmissionsfunktion einer Facette mit Breite b ist g(x) =rect(x/b)exp(ik 0 xsin β). Das vollständigeGitter wird dann durch die Transmissionsfunktionf (x) = g(x) ⊗∑δ(x − na)= [rect(x/b)exp(ik 0 xsin β)] ⊗∑δ(x − ma) (5.7.22)18 Aus Abb. 5.28 ist ersichtlich, dass für b = a/2 das Hauptmaximum 1. Ordnung noch etwa 40% der Intensität des Hauptmaximums0. Ordnung besitzt. Normieren wir dies auf die Intensität P 0 ′ ,somüssen wir wegen b = a/2 noch durch 4 teilen <strong>und</strong>erhalten somit P 1 /P 0 ′ ≃ 10%. 2003