282 R. GROSS Kapitel 5: <strong>Beugung</strong> <strong>und</strong> <strong>Interferenz</strong>berechnen. Wenn r → 1, so ergibt sich FWHM ≃ 4(1 − r) wie in (5.7.50). Für r = 0.95 ergibt sich z.B.FWHM/2π = 1/F = 0.03. Zum Vergleich sei hier angemerkt, dass der entsprechende Wert für dasYoung’sche Doppelspaltexperiment 0.5 beträgt. Mit (5.7.54) verstehen wir jetzt auch die Bedeutung derFinesse. Da der Abstand zweier benachbarter Maxima der Funktion I T (g) gerade 2π beträgt, gibt dieFinesse F das Verhältnis des Abstands zweier benachbarter Maxima zur Breite eines Maximums an.Das reflektierte Licht, das wir noch nicht diskutiert haben, verhält sich als komplementäre Weise, da dieGesamtintensität I = I T +I R in Abwesenheit von Absorptionsverlusten aus der Summe von transmittierter<strong>und</strong> reflektierter Intensität ergibt.Das Fabry-Perot InterferometerEine bedeutende Anwendung der Mehrstrahlintereferenz ist das Fabry-Perot-Interferometer, 33 das auchÉtalon genannt wird. Der Aufbau dieses Interferometers ist in Abb. 5.54 gezeigt. Das optisch relevanteElement eines Fabry-Perot-Interferometers ist eine planparallele Platte, die von zwei hochreflektierendenSchichten begrenzt wird. Für Routineexperimente mit keinen allzu hohen Anforderungen an dieAuflösung verwendet man häufig Glasplatten, die außen mit Reflexschichten versehen sind. Bei Gerätenmit sehr hoher Auflösung werden die hochreflektierenden Schichten auf zwei Kielplatten aufgebracht,die durch Distanzstücke in einem großen Abstand d parallel gehalten werden. Ein typischer Messaufbauist in Abb. 5.54a gezeigt. Monochromatisches Licht aus einer ausgedehnten Lichtquelle wird durch eineLinse divergent auf das Interferometer abgebildet. Jedes Lichtbündel wird an den parallelen Flächen desInterferometers hin- <strong>und</strong> herreflektiert, wobei der Reflexionswinkel θ beträgt, <strong>und</strong> verlässt das Interferometerals Schar paralleler Bündel. In der Brennebene einer Linse L 2 beobachtet man dann die <strong>Interferenz</strong>figur,die nach (5.7.44) ein konzentrisches Ringsystem bildet (vergleiche auch unten: HaidingerscheRinge).Die beiden inneren Oberflächen des Fabry-Perot-Interferometer sind so verspiegelt, dass sie einen hohenReflexionskoeffizienten haben. Diese Oberflächen müssen sehr gut planparallel sein, was bei einemgroßen Abstand d schwierig ist. Damit der optische Weg nicht durch Brechungsindexänderungen derLuft beeinflusst wird, werden Fabry-Perot-Interferometer für spezielle Anforderungen im Vakuum gehalten.Ferner müssen die verwendeten Glasplatten sehr eben sein (besser als λ/50). Diese Anforderungenmachen Fabry-Perot-Interferometer zu teuren Messinstrumenten. Die Qualtität der Außenseite derGlasplatten ist dagegen weitgehend unwichtig, sie müssen nur optisch eben sein. Es ist günstig, wennsie nicht genau parallel zu den inneren Oberflächen sind <strong>und</strong> mit einer Antireflexbeschichtung versehensind.Wird eine ausgedehnte monochromatische Lichtquelle durch ein Fabry-Perot-Interferometer betrachtet,so beobachtet man scharfe, helle Ringe unter dem Winkel θ der nach (5.7.44) durch 2k 0 nd cos θ = m 2πoder nd cos θ = m λ/2 gegeben ist. Der Verlauf der <strong>Interferenz</strong>maxima ist, wie oben bereits diskutiertwurde, Lorentz-förmig mit einer FWHM ≃ 4/ √ F.Für einen typischen Plattenabstand d = 1 cm, Luftzwischen den Platten (n = 1) <strong>und</strong> einer Wellenlänge λ = 500 nm erhält man für senkrechten Einfall(cos θ = 1) eine Ordnungszahl m = 2d/λ = 40.000. An die gleiche Stelle kommt aber auch die Ordnung40.001 für Licht der Wellenlänge λ ′ = 499.998 nm. Sobald sich die Wellenlängen zweier Linien ummehr als Dλ = λ − λ ′ = λ 2 /(2nd cos θ) unterscheiden, können sie nicht mehr eindeutig einer entsprechendenOrdnung zugeordnet werden. Ein Fabry-Perot-Interferometer erlaubt deshalb nicht die absoluteBestimmung der Wellenlänge von Licht, sondern nur die Bestimmung von Wellenlängenunterschiedeninnerhalb des so genannten freien Spektralbereichs Dλ des SpektrometersDλλ=λ2nd cos θ = 1 m . (5.7.55)33 A. Fabry <strong>und</strong> Ch. Perot gaben das Prinzip des nach ihnen benannten Spektrometers bereits im Jahr 1897 an.c○<strong>Walther</strong>-Meißner-<strong>Institut</strong>
Abschnitt 5.7 PHYSIK III 283(a)Quelle Linse L 1Fabry-Perot Linse L 2Schirm(b)Fabry-PerotEtalonAbbildung 5.54: (a) Typischer Aufbau eines Fabry-Perot-Interferometers unter Verwendung einerflächenhaften Lichtquelle. Die Beobachtung erfolgt in der Brennebene von Linse L 2 . (b) Eine einfacheForm sind so genannte Fabry-Perot-Etalons, bei denen die reflektierenden Schichten einfach auf einplanparalleles Substrat aufgebracht werden.Für die Analyse in einem weiteren Spektralbereich muss ein anderes Spektrometer niedrigerer Auflösung(z.B. ein Gitterspektrometer) vorgeschaltet werden.Die Auflösung eines Fabry-Perot-Spektrometers wird durch die Breite der Intensitätsmaxima bestimmt.Man kann abschätzen, dass sich zwei Linien noch auflösen lassen, wenn ihr Abstand gerade nochder FWHM der Maxima entspricht. Man erhält dann das Auflösungsvermögen eines Fabry-Perot-Interferometers zuoderλ∆λ =∆gFWHM = 4πnd√ F cosθ= m 2π√ F= m F4λ4Dλ= F . (5.7.56)∆λDas heißt, die Finesse gibt das Verhältnis des freien Spektralbereichs des Spektrometers zur Halbwertsbreite∆λ der <strong>Interferenz</strong>maxima an.Für r ≃ 1 kann man √ F = 2r/(1 − r 2 ) ≃ 2/(1 − r 2 ) <strong>und</strong> kleine Winkel cosθ ≃ 1 schreiben <strong>und</strong> erhältλ∆λ=2πnd(1 − r 2 )λ . (5.7.57)Das Auflösungsvermögen ist also durch das Produkt aus Ordnungszahl <strong>und</strong> Finesse gegeben. Qualitativlässt sich dies wie folgt verstehen: Die Ordnungszahl gibt an, über wie viele Wellenlängen die interferierendenLichtbündel gegeneinander verschoben werden. Die Finesse dagegen zeigt, wie viele Bündelim Mittel miteinander interferieren <strong>und</strong> inwieweit das <strong>Interferenz</strong>maximum gegenüber dem bei einerZweistrahlinterferenz verschmälert wird.2003