ANK_Jugendliche_Schule_Beruf2008.18878.pdf - Die Senatorin für ...
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Bürden und Blockaden<br />
Alles also halb so wild? Ein <strong>Jugendliche</strong>r aus<br />
einer stabilen Familie, mit exzellenter Kommunikationsfähigkeit,<br />
klarer Selbsteinschätzung<br />
und starkem Willen braucht einen unbändigen<br />
Kampfgeist, um sich an die Schwelle eines<br />
Zeitarbeitsverhältnisses vorzuboxen!<br />
Und Björn, Christian, Janine? Schleppen mit<br />
20 Jahren immer noch mit dem herum, was<br />
sie als Teenager in verzweifelten Lebenslagen<br />
verbockt haben. Immerhin, sie sind in sinnvollen<br />
Maßnahmen gelandet, die weitere Türen<br />
aufstoßen können. Noch kann ihr berufliches<br />
Leben gelingen, wenn jemand das in ihnen<br />
erkennt, was sie heute sind: Bis in die Haarspitzen<br />
motiviert, aufgeweckt, wissbegierig.<br />
Ein Wunder, nach diesen Erfahrungen.<br />
Als ›Bürden und Blockaden‹ bezeichnet eine<br />
Untersuchung der Arbeitnehmerkammer das,<br />
was benachteiligte <strong>Jugendliche</strong> an der Schwelle<br />
zum Beruf vorfinden. Das Muster wiederholt<br />
sich: In entscheidenden Momenten schleppen<br />
diese <strong>Jugendliche</strong>n einen Packen Probleme,<br />
mit dem sie nicht durch die schmalen Türen<br />
unseres selektionswütigen Bildungssystems<br />
passen. Und wenn sie dann nach jahrelangem<br />
Kampf wieder eine Perspektive entwickelt<br />
haben, erkennen nur wenige die vielen kleinen<br />
Siege und außergewöhnlichen Fähigkeiten, die<br />
sie auf diesem Weg errungen haben. Stattdessen<br />
werden ihnen die alten Niederlagen häufig<br />
als neue Stolpersteine in den Weg gelegt.<br />
<strong>Die</strong> Geschichten zeigen aber auch, wie viel<br />
ein funktionierendes Netzwerk, professionelle<br />
Beratung und solidarische Unterstützung<br />
ausmachen können, seien es die <strong>für</strong>sorgliche<br />
Familie, die bewundernden Freunde, der aufmunternde<br />
Trainer, der wache Sozialarbeiter,<br />
der Vormund der Tochter, die Berufsberaterin<br />
mit dem entscheidenden Tipp, die engagierte<br />
Berufsschullehrerin oder der verantwortungsbewusste<br />
Unternehmer. Manchmal gelingt<br />
eben doch, was Franz Jentschke, Leiter der<br />
Gesamtschule Ost, fordert: ›Man muss die<br />
<strong>Jugendliche</strong>n in ihrem Bildungsweg begleiten,<br />
statt sie von einer Institution in die nächste<br />
zu schicken.‹ Missmatching lauert nicht nur<br />
an einer Nahtstelle der notdürftig zusammengeflickten<br />
Bildungsbiografie. Oder wie es<br />
Manfred Mollenhauer, Lehrer an der Allgemeinen<br />
Berufsschule, ausdrückt: ›Unterschiedliche<br />
Individuen gab es schon immer, nur<br />
früher waren sie als Gruppe geschlossener.‹<br />
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