ANK_Jugendliche_Schule_Beruf2008.18878.pdf - Die Senatorin für ...
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Christiane Koch, Peer Rosenthal | Arbeitnehmerkammer Bremen<br />
4 <strong>Jugendliche</strong> zwischen <strong>Schule</strong> und Beruf:<br />
Wohin führt der Weg, der im Übergangssystem beginnt?<br />
Probleme beim biografischen Übergang von<br />
der <strong>Schule</strong> ins Berufssystem gibt es in den<br />
meisten modernen postindustriellen Gesellschaften:<br />
So hat beispielsweise die Europäische<br />
Kommission 2005 im Zuge der Realisierung<br />
der Lissabonstrategie einen Pakt <strong>für</strong> die<br />
Jugend geschlossen, der unter anderem die<br />
Jugendarbeitslosigkeit reduzieren soll. 1 Auch<br />
Deutschland ist seit der Abnahme der betrieblichen<br />
Ausbildungskapazitäten in zuvor unbekanntem<br />
Maße von diesem Problem betroffen.<br />
Lösungsansätze sah man insbesondere darin,<br />
das zuvor ausschließlich <strong>für</strong> die Klientel<br />
der benachteiligten <strong>Jugendliche</strong>n installierte<br />
Förderinstrumentarium <strong>für</strong> ausbildungs- und<br />
arbeitslose <strong>Jugendliche</strong> insgesamt aufzuschließen<br />
und auszubauen. Es hat sich mittlerweile<br />
zu einem weit verzweigten Geflecht sehr<br />
unterschiedlicher Unterstützungsangebote<br />
sowohl finanzieller als auch pädagogischer<br />
Art entwickelt. <strong>Die</strong> begleitende Wissenschaft<br />
spricht mittlerweile sogar von einem regelrechten<br />
Übergangs-›System‹. Inwieweit dieser<br />
Begriff seine Berechtigung hat, wird sich<br />
im Laufe dieses Abschnittes zu klären haben.<br />
4.1 Was ist das Übergangssystem<br />
und wie entstand es?<br />
Der Begriff ›Übergangssystem‹ ist dementsprechend<br />
neu. Bis vor wenigen Jahren gab<br />
es in der Fachterminologie der Berufsbildungsforschung<br />
und -praxis keinen identifizierbaren<br />
Teil des hiesigen Erstausbildungssystems,<br />
der sozusagen die ›Zwischenräume‹ der<br />
Unversorgten managt. Wenn es um die Angebots-<br />
und Fördersystematik ging, sprach man<br />
von ›Benachteiligtenförderung‹, die Teil der<br />
sogenannten ›Integrationsförderung‹ war. Allerdings<br />
galt dieses Instrumentarium der Förderung<br />
benachteiligter <strong>Jugendliche</strong>r insgesamt,<br />
einschließlich der Berufsausbildungsförderung<br />
mit anerkanntem Abschluss. In der Literatur<br />
gilt das Instrumentarium des Übergangssystems<br />
mittlerweile als fester Bestandteil<br />
des hiesigen Berufsausbildungssystems, das<br />
neben der betrieblichen dualen Ausbildung,<br />
dem Schulberufssystem und der Hochschul-<br />
ausbildung – also den Abschluss orientierten<br />
Bildungsgängen – seinen festen Platz hat. 2<br />
Allein dieser Umstand sollte aufmerken lassen<br />
und ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass<br />
niemand mit einem raschen Ende der Jugendberufsnot<br />
rechnet.<br />
Unter das Übergangssystem im heutigen<br />
Sinne werden alle nicht Abschluss bezogenen<br />
Maßnahmen und Instrumente <strong>für</strong> <strong>Jugendliche</strong><br />
ohne Ausbildungsplatz subsumiert, gleichgültig<br />
wie sie finanziert werden und wer die<br />
Trägerschaft hat. ›Maßnahmen außerschulischer<br />
Träger und schulische Bildungsgänge,<br />
sofern sie keinen qualifizierenden Berufsabschluss<br />
anbieten, sind dem Übergangssystem<br />
zugeordnet. Hierunter fallen auch teilqualifizierende<br />
Angebote, die auf eine anschließende<br />
Ausbildung als erstes Jahr angerechnet werden<br />
können oder Voraussetzung zur Aufnahme<br />
einer vollqualifizierenden Ausbildung sind.‹ 3<br />
<strong>Die</strong> Angebote des Übergangssystems sollen<br />
die Chancen Einzelner auf dem Bildungsmarkt<br />
erhöhen. Vor allem füllen sie aber<br />
auch schlicht die nachschulischen bildungsund<br />
arbeitsfreien Zeiten. Das ist allein an<br />
den Zwangsangeboten junger Hartz-IV-Empfänger/innen<br />
zu erkennen 4 und daran, dass<br />
wer Arbeit hat, und sei es auch vorübergehend,<br />
auch kein Ausbildungsangebot erhält. 5<br />
<strong>Die</strong> ursprüngliche Idee, arbeits- und ausbildungslosen<br />
jungen Leuten den Übergang ins<br />
Berufsbildungssystem zu ermöglichen, ist<br />
1 Vgl. Pohl, Axel/Walther, Andreas (2006): Benachteiligte <strong>Jugendliche</strong><br />
in Europa, S. 26; in: Aus Politik und Zeitgeschichte (ApuZ) – die<br />
Beilage zur Wochenzeitung ›Das Parlament‹ 47/2006, S. 26–36.<br />
2 Vgl. beispielsweise Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />
(2008): Bildung in Deutschland 2008: Ein indikatorengestützter<br />
Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den<br />
Sekundarbereich I und Baethge, Martin/Solga, Heike/Wieck, Markus<br />
(2007): Berufsbildung im Umbruch, Signale eines überfälligen<br />
Aufbruchs.<br />
3 Vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008): a.a.O., S. 99.<br />
4 Vgl. Kapitel 3 von Michael Galuske in diesem Bericht.<br />
5 <strong>Die</strong> Möglichkeit der Nachqualifizierung <strong>für</strong> Einfacharbeiter/innen<br />
einmal außer Acht gelassen.<br />
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