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ANK_Jugendliche_Schule_Beruf2008.18878.pdf - Die Senatorin für ...

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18<br />

Ausbildung<br />

<strong>Die</strong> Höhe des Schulabschlusses<br />

entscheidet über Berufszugänge<br />

Für jede der beiden Schwellen gibt es eine<br />

Minimalvoraussetzung, eine Eintrittskarte, die<br />

darüber bestimmt, in welcher Klasse man mitspielen<br />

darf. Eine abgeschlossene Ausbildung<br />

bildet, wie gesagt, die Basis <strong>für</strong> den Eintritt in<br />

ein langfristiges, leidlich kalkulierbares Berufsleben.<br />

<strong>Die</strong> Grundvoraussetzung <strong>für</strong> den Eintritt<br />

in ein Ausbildungsverhältnis, also <strong>für</strong> das<br />

Überspringen der ersten Schwelle, ist ein<br />

Schulabschluss 5 , gleichgültig ob es um duale<br />

oder Fachschul-Ausbildung oder um ein Studium<br />

geht. Wer einen solchen nicht erlangt hat,<br />

hat heutzutage kaum eine Chance auf einen<br />

regulären Berufsabschluss im Rahmen<br />

der marktwirtschaftlichen Bildungsangebote.<br />

Knapp unter 10 Prozent eines <strong>Schule</strong>ntlassjahrganges<br />

bleiben seit Jahrzehnten<br />

konstant ohne Schulabschluss.<br />

Der Schulabschluss bestimmt zudem darüber,<br />

welche Tore sich öffnen. Hierbei hat es mit<br />

Zunahme der Zahl der Schulabgänger/innen<br />

und Abnahme der Anzahl der Ausbildungsplätze<br />

die größten Veränderungen im Laufe<br />

der letzten zwei Jahrzehnte gegeben:<br />

Bis in die 1980er Jahre hinein standen<br />

Hauptschulabsolventen und -absolventinnen<br />

die gewerblich-technischen Berufe aus Industrie<br />

und Handwerk offen. Je nach Berufsfeld<br />

und konjunktureller Nachfrage hatten hier<br />

sogar <strong>Jugendliche</strong> ohne Schulabschluss ihre<br />

Chancen.<br />

<strong>Die</strong>ser Qualifikationsbereich wurde<br />

hauptsächlich von männlichen Bewerbern<br />

besetzt; den jungen Frauen standen (wie übrigens<br />

heute auch) hier nur wenige Betätigungsfelder<br />

zur Verfügung.<br />

Schulabgänger/innen mit mittlerer Reife<br />

orientierten sich in die dualen <strong>Die</strong>nstleistungsbereiche,<br />

etwa Banken und Versicherungen<br />

sowie den öffentlichen <strong>Die</strong>nst und in fachschulische<br />

Ausbildungsgänge, insbesondere<br />

im sozialen, Pflege- und Erziehungsbereich.<br />

<strong>Die</strong> Mehrzahl der Schulabgänger/innen<br />

mit Abitur oder Fachhochschulreife wählte ein<br />

Studium, bisweilen auch schulische Ausbildungsgänge.<br />

Eine duale Ausbildung – meist im<br />

tertiären Sektor – entwickelte sich zur Studienalternative<br />

erst mit verschärften Zugangsbedingungen<br />

durch den Numerus clausus<br />

in den 1980er Jahren.<br />

<strong>Die</strong>se recht zuverlässige Verteilung der<br />

Absolventen und Absolventinnen des<br />

deutschen Schulsystems auf bestimmte Ausbildungssektoren<br />

hat sich gründlich geändert:<br />

Der Strukturwandel in der Wirtschaft führt zu<br />

einer zunehmenden Tertiarisierung und Akademisierung<br />

der Arbeitskräftenachfrage; es<br />

gibt immer weniger produzierende und immer<br />

mehr dienstleistungsorientierte Arbeitsplätze.<br />

Zudem stellt mit der technologischen und<br />

arbeitsorganisatorischen Umgestaltung der<br />

Unternehmen die Wirtschaft andere, gehobene<br />

Anforderungen an ihr Personal. Sie benötigt<br />

heutzutage mehr schlüsselqualifizierte Generalisten,<br />

die sich flexibel und rasch auf die stetigen<br />

Neuerungen des Arbeitsprozesses einstellen<br />

können. Daher werden deutlich weniger in<br />

der Betriebspraxis qualifizierte und mehr<br />

akademisch ausgebildete Beschäftigte rekrutiert.<br />

Tendenziell beschäftigt die Wirtschaft<br />

damit um einer potenziellen Flexibilität willen<br />

in vielen Bereichen deutlich über dem real<br />

erforderlichen Qualifikationsniveau. Sie grenzt<br />

damit geringer Qualifizierte aus und verbilligt<br />

zugleich Teile des akademischen Beschäftigtenpotenzials,<br />

das nunmehr auf dem Niveau<br />

der früheren Fachkräftearbeit agiert.<br />

<strong>Die</strong> strukturelle Konsequenz aus dieser Entwicklung<br />

ist, dass die Zahl der betrieblichen<br />

Ausbildungsplätze generell und speziell in den<br />

Bereichen <strong>für</strong> schulisch geringer Qualifizierte<br />

– im Handwerk und in der Industrieproduktion<br />

– deutlich abgenommen hat. <strong>Die</strong> Einstiegschancen<br />

<strong>für</strong> junge Leute ohne oder lediglich<br />

mit Hauptschulabschluss sind mit der Wirtschaftsumstrukturierung<br />

kontinuierlich gesunken.<br />

<strong>Die</strong> Chancenverteilung der Absolventen<br />

und Absolventinnen der drei Schultypen unterscheidet<br />

sich deutlich: 6<br />

5 Das ist ein Resultat der betrieblichen Rekrutierungspraxis, formell<br />

gibt es keine Zugangsvoraussetzung im dualen Ausbildungssystem.<br />

6 Vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008): Bildung in<br />

Deutschland 2008. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer<br />

Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I,<br />

S. 157.

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