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der zu verpflichten. Übrigens wurde der Chor<br />
vor mehr als 100 Jahren gegründet; er hat in<br />
ganz Europa einen ausgezeichneten Ruf.<br />
,Were you there ... when they crucified my<br />
Lord?' sang der Bariton HORST MASSAU,<br />
und kaum hörbar sang der Chor das Echo<br />
des Refrains.<br />
Flexlblität ist hier die Grundstimmung<br />
Mein tiefster Eindruck vom hervorragenden<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN, präsen<br />
tiert gestern abend von NAPAC, ist die außer<br />
gewöhnliche Flexibilität dieser Gruppe von<br />
120 Sängern — einer Zahl, groß genug, um<br />
lautstark und uneinheitlich sein zu können. -<br />
Dieser Chor jedoch bringt jede Ton-Nuance<br />
vom leisesten Hauch bis zum gewaltigen Gr-<br />
kan aus voll-kehligen Stimmen, doch ohne<br />
jemals rauh zu klingen — man hörte keinen<br />
einzigen harten Ton im ganzen Programm. Sie<br />
singen gleichmäßig mit perfekter Intonation,<br />
fehlerloser Diktion — in verschiedenen Spra<br />
chen - und aus dem ursprünglichen Geist der<br />
Musik heraus. —<br />
Glänzend<br />
<strong>Der</strong> Chor begann den Abend in der City Hall<br />
mit PURCELLS ,Sound the Trumpet' in ver<br />
blüffend präziser Darbietung. Dann folgten<br />
einige melodisch weiche geistliche Lieder in<br />
italienisch, sodann ein ausgezeichnetes ,Angelus'<br />
in französsich. Danach kamen einige Spi<br />
rituals, herrlich gesungen! Die hierzu gehören<br />
den Soloverse wurden von einer zwar klang<br />
vollen aber nicht immer ganz sicheren Bariton<br />
stimme vorgetragen. <strong>Der</strong> andere Solist, HER<br />
MANN HACKSTEIN, ein glänzender Bass, sang<br />
hervorragend ,ln diesen Heil'gen Hallen',<br />
nachdem der Chor vorher ,0 Isis und Osiris'<br />
wirklich ausgezeichnet gebracht hatte.<br />
Die Sänger zogen alle Register bei einem von<br />
den Sitzen reißenden Soldatenchor aus<br />
,Faust' und brachten sogar mit noch größerem<br />
Schwung und ungeheurem Einsatz ein gran<br />
dioses Brindisi aus ,Ernani', und dies alles<br />
mit größter Präzision.<br />
Zarte Melodien ertönten dann in einer Reihe<br />
von folkoloristischen Gesängen, hierin zwei in<br />
Afrikaans, ein liebliches Lied von DVORAK<br />
und eine zauberhafte Darbietung durch 12 Sän<br />
ger von ,Kein Schöner Land'.<br />
Begleitet von MANFRED REUTHE und unter<br />
der Leitung von HERMANNJOSEF RÜBBEN ist<br />
dieser Chor ein excellentes Vokal-Instrument,<br />
das dem Zuhörer ein außergewöhnliches Mu<br />
sikerlebnis schenkt — und es war ebenso gut<br />
zu sehen, daß auch die Sänger von ihrer Auf<br />
gabe tief erfüllt waren.<br />
Tim Aitchison<br />
Für Jeden etwas<br />
Das übrige Programm brachte für jeden etwas,<br />
ja es konnte jedem alles gefallen. Die Spiri<br />
tuals ,Go Down Moses' und ,Let Us Break<br />
Bread Together' (ein ergreifender Vortrag)<br />
folgten dicht aufeinander.<br />
Dann folgte als musikalische Auffrischung eine<br />
Etüde von LISZT, die der Pianist MANFRED<br />
REUTHE brillant spielte, während der Chor<br />
zuhörte; selbst wenn die City Hall über zwei<br />
Pianos verfügte, so hätte man das zweite un<br />
seren Besuchern ebenfalls anbieten können —<br />
so glänzend spielte Herr REUTHE RAVELS<br />
,Toccata'.<br />
Dies wunderbare, großartige Instrument geist<br />
licher Musik, der KÖLNER MÄNNER-GESANG-<br />
VEREIN, widmete sich dann der Oper.