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Der Burgbote 1971 (Jahrgang 51)

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Diamant entdeckt worden war. Jetzt setzte<br />

der große Edelsteinrausch ein, und von nun<br />

an wurde Südafrika zum Zentrum der Diaman<br />

tengewinnung der ganzen Welt. Die Funde<br />

brachten neuen Wohlstand, sollten aber auch<br />

den Lauf der Geschichte auf dem Subkonti<br />

nent entscheidend verändern.<br />

Denn mit den Schätzen aus der Erde wurden<br />

gewissermaßen auch sogleich die mensch<br />

lichen Unzulänglichkeiten von Habgier und<br />

Neid zutage gefördert. Neue Grenzstreitigkei<br />

ten zwischen den beiden Burenrepubliken und<br />

den benachbarten Griquas setzten ein. Groß<br />

britannien, das sich zum Interessenvertreter<br />

der Eingeborenen machte, intervenierte und<br />

annektierte 1871 kurzerhand das sogenannte<br />

Griqualand West-Territorium mit seiner neuen<br />

Diamantenstadt Kimberley. Sie hieß zunächst<br />

Colesberg Kopje und wurde dann zu Ehren<br />

des Staatssekretärs für die Kolonien Lord<br />

Kimberley umgetauft.<br />

Heute gibt es kaum etwas in diesem Ort, das<br />

nicht an seine bewegte Vergangenheit erinnert.<br />

Das „Große Loch", der größte von Menschen<br />

hand geschaufelte Krater der Erde, nunmehr<br />

zur Hälfte mit Wasser gefüllt, muß damals an<br />

einen überdimensionalen, umgestülpten Amei<br />

senhaufen erinnert haben, als zeitweise zwölf<br />

tausend Mann in ihm inmitten eines Gewirrs<br />

von Aufzügen an Stahlseilen buddelten. Heute<br />

liegt das Loch verlassen da als stummer<br />

Zeuge vergangener Tage, während das nahe<br />

bei befindliche Museum viele Erinnerungstücke<br />

an jene Zeiten bewahrt. In oder durch Kim<br />

berley brachten es tatkräftige Männer zu welt<br />

berühmten Namen: Cecil John Rhodes, Alfred<br />

Beit, Barney Barnato unter anderem - Män<br />

ner, deren später verwirklichte Träume sich um<br />

Reichtum und die damit verbundene Macht<br />

drehten, Männer, die mit dieser Macht den<br />

Lauf der Geschichte Südafrikas für immer be<br />

einflußt haben.<br />

Das Kimberley von heute hat kaum noch etwas<br />

mit dem von damals gemein. Diamanten haben<br />

in unserer modernen Wirtschaft und Industrie<br />

eine noch ständig wachsende Bedeutung ge<br />

wonnen, und ihre Förderung findet heute mit<br />

wissenschaftlichen Methoden so wohlgeordnet<br />

und -gesittet statt, wie man es in jenen hekti<br />

schen Tagen niemals zu träumen gewagt hätte.<br />

Fast noch bedeutender aber sind Kimberleys<br />

andere Bodenschätze, wie Manganerz, Asbest,<br />

Gips, Kalk und Eisenerz. Das gigantische<br />

Orange-Fluß-Projekt, zur Zeit noch im An<br />

fangsstadium, wird die jetzt schon florierende<br />

Viehzucht und Milchprodukte-Industrie nach<br />

haltig beeinflussen, und vielleicht empfinden<br />

die Geister der alten Schatzsucher Stolz und<br />

Genugtuung bei dem Gedanken, daß sie das<br />

alles einstmals auslösten.<br />

Die Annektion von Kimberley und seiner Um<br />

gebung wurde von den beiden Burenrepubli<br />

ken mit Bitterkeit als politisches Verbrechen<br />

angesehen. Vor allem in dem von dem eigen<br />

willigen und weitsichtigen Präsidenten Bur<br />

gers geführten Transvaal ging die Stimmung<br />

hoch. Zu dieser Zeit hatte die Kapkolonie eine<br />

eigene demokratische Regierung erhalten,<br />

und man hoffte, daß sie den Anstoß zu einer<br />

freiwilligen Föderation der einzelnen südafri<br />

kanischen Staaten machen würde. Aber die<br />

Hoffnungen wurden bitter enttäuscht. Die Kap<br />

kolonie zeigte sich weitaus mehr an raschem<br />

Reichtum als an politischem Fortschritt inter<br />

essiert. Präsident Burgers seinerseits zerbrach<br />

an dem Hin-und-Her-Gerissen-Sein zwischen<br />

den beiden Ideen eines vereinigten Südafrika<br />

unter britischer Herrschaft und einem unab<br />

hängigen Staat.<br />

Diese Situation in Verbindung mit der zerrüt<br />

teten Finanzlage Transvaals wurde geschwind<br />

von Lord Carnavon, dem Staatssekretär für<br />

die Kolonien, ausgenutzt, und er erzwang die<br />

Föderation. Er zahlte dem Oranje-Freistaat<br />

eine Million Mark als Ausgleich für den Ver<br />

lust seiner Diamantenfelder und schickte im<br />

folgenden Jahr Sir Theophilus Shepstone, um<br />

Transvaal für die britische Krone zu annektie<br />

ren.<br />

Mag man diesem Konföderationsversuch auch<br />

durchaus lautere Absichten unterstellen, so

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