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Der Burgbote 1971 (Jahrgang 51)

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schlug er dennoch fehl. Alle Hoffnung auf eine<br />

friedliche Entwicklung der Dinge wurden durch<br />

eine autokratische Verwaltung zerschlagen,<br />

die trotz einer königlichen Anleihe von über<br />

einer Million Mark ein Volk, das die persön<br />

liche Freiheit über alles stellte, mit Gewalt zur<br />

Zahlungsfähigkeit zwingen wollte.<br />

Ein neuer und kraftvoller Patriotismus breitete<br />

sich auf diese Weise unter der Führung Paul<br />

Krügers aus und wurde noch gestärkt durch<br />

die wachsende Flut des Mitgefühls der Afri<br />

kaner am Kap, die von Jan Hendrik Hofmeyr<br />

geführt wurden. Krüger verlangte, daß Trans<br />

vaal wieder die Unabhängigkeit geschenkt<br />

würde, und als die britische Verwaitung<br />

schließlich unter der Last einer willkürlichen<br />

Finanzpolitik, drei schweren Kriegen gegen<br />

die Zulus und eine Kabinettskrise in London<br />

zusammenbrach, erhoben sich die Buren zum<br />

Aufstand.<br />

Unter ihrem geliebten Vierfarben-Banner<br />

schlugen sie, angeführt von General Piet Joubert,<br />

die Streikräfte General Golleys in einer<br />

Reihe wagemutiger Unternehmungen bei Laings<br />

Nek und Majuba an den Zugängen nach Natal.<br />

Sie kämpften in der Tat so mutig, daß die<br />

britische satirische Zeitschrift Punch ihnen zu<br />

Ehren ein Gedicht veröffentlichte, und der Ruf<br />

„Rache für Majuba" erscholl in England, um<br />

die öffentliche Meinung anzuheizen.<br />

Ais die Feindseligkeiten eingestellt wurden,<br />

erhielt die Republik Transvaal durch die Pre<br />

toria Convention ihre Unabhängigkeit zurück.<br />

Dieser Vertrag wurde später durch die London<br />

Convention abgelöst, in der Großbritannien<br />

sein Vetorecht bei der Gesetzgebung für die<br />

Bantus abgab.<br />

Aber schon zeichneten sich neue politische<br />

Komplikationen ab. Deutschland hißte seine<br />

Flagge in Südwestafrika über dem von dem<br />

Kaufmann Lüderitz eingehandelten Gebiet, in<br />

der völlig falschen Annahme, daß Transvaal<br />

ein Bündnis mit seinem neuen deutschen<br />

Nachbarn eingehen könnte, behielt die bri<br />

tische Regierung die völlige Kontrolle über die<br />

Außenpolitik der Burenrepubiik, und die arg<br />

wöhnische Verwaitung ging daran, ihren Ein<br />

fluß in Südafrika zu festigen und auszudehnen.<br />

Die erste Maßnahme war die militärische Annektion<br />

des ausgedehnten Viehzuchtgebietes,<br />

das als Betschuanaland bekannt ist, im Jahre<br />

1885. Dadurch wurde mit Erfolg die direkte<br />

Verbindung zwischen Transvaal und der neuen<br />

deutschen Kolonie unterbrochen. Auch konnte<br />

das Betschuanaland als Sprungbrett für wei<br />

tere Vorstöße nach Norden in die gewaltige<br />

Wildnis dienen, die heute zum Staat Rhode<br />

sien verwandelt worden ist. In diesem Augen<br />

blick betrat Cecil John Rhodos mit seinem<br />

Traum von einem vereinigten britischen<br />

Afrika, das sich vom Kap bis Kairo erstreckte,<br />

die politische Bühne. Dieser grüblerische Ko<br />

loß mit seinem Reichtum und seiner Macht<br />

über Menschen und ihre Schicksale fand sei<br />

nen kompromißlosen Gegenspieler in der Per<br />

son von Stephanus Johannes Paul Krüger,<br />

Präsident der Republik Tränsvaai. Krüger<br />

schöpfte seine Tatkraft aus der Liebe zu sei<br />

nem Volk, eine Liebe, die es erwiderte und<br />

die sich in dem Verlangen der Transvaaler<br />

manifestierte, ihm bis ans Ende der Weit zu<br />

folgen.<br />

Heute sind Rhedes und Krüger tot, aber noch<br />

immer macht sich ihr Einfluß in dem bemerk<br />

bar, was auf den von ihnen errichteten Grund<br />

pfeilern aufgebaut wurde, in der Mitte des<br />

historischen Church Square in Pretoria steht<br />

Paul Krügers Statue unweit seines ehemaligen<br />

Wohnhauses vor dem alten Raadsaal-Gebäude,<br />

flankiert von vier Figuren, die typische<br />

Burenpioniere aus der Zeit des großen Präsi<br />

denten darstellen. Am 10. Oktober eines jeden<br />

Jahres wird auf den Stufen des Denkmais<br />

ein Gedenkgottesdienst abgehalten. Aber nicht<br />

weniger verblaßt ist auch die Erinnerung an<br />

Cecii John Rhodos, für den ein prachtvolles<br />

Denkmal am Fuß des Tafelberges unweit des<br />

kleinen Hauses errichtet wurde, in dem er<br />

sein Leben aushauchte. Das herrliche alte<br />

Anwesen Groote Schuur, heute die offizielle<br />

Residenz des südafrikanischen Premiermini<br />

sters, wurde von Rhodos dem Staat ge<br />

schenkt, und Besucher können in dem Garten<br />

unter der goldenen Sonne Südafrikas zwi<br />

schen wildwachsenden und gezüchteten Blu<br />

men wandeln.

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