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sich die Hoffnungen der Buren auf die von<br />
ihnen konstituierte Republik. Abermals gingen<br />
sie auf die Wanderschaft, und nur eine kleine<br />
Gruppe im nördlichen Natal verblieb in der<br />
neuen Heimat.<br />
Kleine Gemeinden der Voortrekker ließen sich<br />
in den malaria-verseuchten Gegenden des öst<br />
lichen Transvaal nieder und gründeten das<br />
später wieder aufgegebene Ohrigstad sowie<br />
Lydenburg. 1848 erreichte Andries Pretorius<br />
jenen weiter südlich gelegenen Teil von Trans<br />
vaal, wo sich heute die Regierungshauptstadt<br />
Pretoria befindet. Sie wurde 1855 von Marthinus<br />
Wessels Pretorius gegründet und zu Eh<br />
ren seines Vaters Andries benannt. Die heu<br />
tige Stadt Pretoria ist sich voller Stolz ihrer<br />
Geschichte bewußt: bei festlichen Gelegenhei<br />
ten tragen die jungen Einwohner die schönen<br />
und farbenprächtigen Gewänder ihrer Vorfah<br />
ren, denen sie damit Ehrerbietung zollen.<br />
Natal wurde inzwischen zu einer britischen<br />
Kronkolonie, die man bis 1856 vom fernen<br />
Kapstadt aus verwaltete, dann erhielt sie ihre<br />
eigene Verfassung. Eine konsequente Einwan<br />
derungspolitik wurde verfolgt; Männer und<br />
Frauen aus Großbritannien strömten herbei,<br />
um Natal zu einem Land zu machen, das noch<br />
heute deutlich den Einfluß der damaligen eng<br />
lischen Pioniere zeigt.<br />
In der Kapkolonie war es ein langer und müh<br />
seliger Weg bis zur demokratischen Regie<br />
rungsform, aber endlich wurde ihr eine ge<br />
wählte gesetzgebende Versammlung zugestan<br />
den, und ein Parlament in unserem Sinne<br />
konnte schließlich im Jahre 1854 zusammen<br />
treten. Aber nach wie vor wurde die Region<br />
zum großen Teil von einer dem Parlament<br />
nicht verantwortlichen Exekutive regiert, und<br />
erst im Jahre 1872 ging alle Gewalt an die ge<br />
wählte Körperschaft über.<br />
Um die Mitte des Jahrhunderts siedelten sich<br />
weiße Viehzüchter in jenen Gebieten des süd<br />
lichen Trans-Orangia an, die von den Voortrekkern<br />
erschlossen worden waren, und es<br />
kam dabei häufig mit den eingeborenen<br />
Griquas über Weiderechte zum Streit. Wegen<br />
dieser Auseinandersetzungen griff die britische<br />
Herrschaft nun auch über den Orange-Fluß<br />
hinweg, und wählte als ihr dortiges Haupt<br />
quartier das neugegründete Dorf Bloemfontein<br />
im Herzen dessen, was heute die Provinz<br />
Granje-Freistaat darstellt. Von hier aus be<br />
obachtete man genau die Vorgänge in der un<br />
ruhigen Burenrepublik im nördlichen Trans-<br />
Orangia rund um Winburg, und schenkte auch<br />
dem gewitzten Basuto-Häuptling Moshesh in<br />
seinem gebirgigen Schlupfwinkel Aufmerksam<br />
keit, der darauf vorbereitet war, sein Land im<br />
Becken des Caledon-Flusses gegen jeden An<br />
kömmling zu verteidigen.<br />
<strong>Der</strong> stolze und eigenwillige Sir Henry Smith,<br />
Gouverneur der Kapkolonie und Britischer<br />
Hochkommissar, verpflanzte die Flagge Britannias<br />
schließlich bis zu den Ufern des Vaal-<br />
Flusses und erklärte im Februar 1848 im<br />
Namen seines Königs die Orange-River-Herr<br />
schaft. Andries Pretorius, stets mißtrauisch<br />
gegenüber der britischen Expansionspolitik,<br />
zog von seiner Transvaller Heimat aus, um<br />
dem englischen Einfall auf burisches Gebiet<br />
Einhalt zu gebieten, mußte aber, von einem<br />
besser ausgerüsteten Gegner geschlagen, wie<br />
der umkehren.<br />
iT<br />
Nördlich des Vaal-Flusses hatten AndrLv<br />
Pretorius und Andries Potgieter den Versuch<br />
unternommen, einen gemeinsamen Staat zu<br />
gründen, aber persönliche Animositäten zwi<br />
schen diesen beiden sonst hervorragenden<br />
Burenführern ließen das Projekt bis 1853 nicht<br />
Wirklichkeit werden, als der Tod sie von der<br />
politischen Szene riß.<br />
1852 brachte die Sand River Convention Pre<br />
torius die britische Anerkennung der Unab<br />
hängigkeit der Buren nördlich des Vaal-Flusses<br />
in dem Gebiet, das heute als Transvaal<br />
bekannt ist.<br />
Da die Engländer mit zahlreichen Problemen,<br />
wie dem Häuptling Moshesh, den Grenzstrei<br />
tigkeiten mit den Xhosa und dem Krimkrieg<br />
in Europa fertig zu werden hatten, gaben sie<br />
überdies ihre Herrschaft über Trans-Orangia<br />
auf und reduzierten ihre Einflußnahme auf das<br />
Gebiet südlich des Orange-Flusses.<br />
So erhielten die Buren in Trans-Orangia im<br />
Jahre 1854 kampflos durch die Abmachung<br />
von Bloemfontein ihre Unabhängigkeit und<br />
gründeten die Republik Oranje-Freistaat mit<br />
einer von Großbritannien anerkannten Verfas<br />
sung. 48 Jahre lang, bis zum Ende des Buiw<br />
krieges, sollte sie als „Musterrepublik" blün[^<br />
und gedeihen.<br />
Die Errichtung einer Republik in Transvaal war<br />
dagegen wegen der Entfernungen, der inneren<br />
Zwistigkeiten und religiösen Gegensätze weit<br />
aus schwieriger. Schließlich gelang es, alle<br />
auseinanderstrebenden Bevölkerungsgruppen<br />
im Jahre 1860 zur Annahme einer 1858 aus<br />
gearbeiteten Verfassung zu bewegen. So war<br />
endlich die Südafrikanische Republik geboren<br />
und konnte der Zukunft als ein in sich ge<br />
schlossenes Staatsgebilde entgegensehen, das<br />
freilich noch weitere vier Jahre, hauptsächlich<br />
wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, von in<br />
neren Unruhen geschüttelt wurde.<br />
Fortsetzung im nächsten Heft!