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Der Burgbote 1971 (Jahrgang 51)

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sich die Hoffnungen der Buren auf die von<br />

ihnen konstituierte Republik. Abermals gingen<br />

sie auf die Wanderschaft, und nur eine kleine<br />

Gruppe im nördlichen Natal verblieb in der<br />

neuen Heimat.<br />

Kleine Gemeinden der Voortrekker ließen sich<br />

in den malaria-verseuchten Gegenden des öst<br />

lichen Transvaal nieder und gründeten das<br />

später wieder aufgegebene Ohrigstad sowie<br />

Lydenburg. 1848 erreichte Andries Pretorius<br />

jenen weiter südlich gelegenen Teil von Trans<br />

vaal, wo sich heute die Regierungshauptstadt<br />

Pretoria befindet. Sie wurde 1855 von Marthinus<br />

Wessels Pretorius gegründet und zu Eh<br />

ren seines Vaters Andries benannt. Die heu<br />

tige Stadt Pretoria ist sich voller Stolz ihrer<br />

Geschichte bewußt: bei festlichen Gelegenhei<br />

ten tragen die jungen Einwohner die schönen<br />

und farbenprächtigen Gewänder ihrer Vorfah<br />

ren, denen sie damit Ehrerbietung zollen.<br />

Natal wurde inzwischen zu einer britischen<br />

Kronkolonie, die man bis 1856 vom fernen<br />

Kapstadt aus verwaltete, dann erhielt sie ihre<br />

eigene Verfassung. Eine konsequente Einwan<br />

derungspolitik wurde verfolgt; Männer und<br />

Frauen aus Großbritannien strömten herbei,<br />

um Natal zu einem Land zu machen, das noch<br />

heute deutlich den Einfluß der damaligen eng<br />

lischen Pioniere zeigt.<br />

In der Kapkolonie war es ein langer und müh<br />

seliger Weg bis zur demokratischen Regie<br />

rungsform, aber endlich wurde ihr eine ge<br />

wählte gesetzgebende Versammlung zugestan<br />

den, und ein Parlament in unserem Sinne<br />

konnte schließlich im Jahre 1854 zusammen<br />

treten. Aber nach wie vor wurde die Region<br />

zum großen Teil von einer dem Parlament<br />

nicht verantwortlichen Exekutive regiert, und<br />

erst im Jahre 1872 ging alle Gewalt an die ge<br />

wählte Körperschaft über.<br />

Um die Mitte des Jahrhunderts siedelten sich<br />

weiße Viehzüchter in jenen Gebieten des süd<br />

lichen Trans-Orangia an, die von den Voortrekkern<br />

erschlossen worden waren, und es<br />

kam dabei häufig mit den eingeborenen<br />

Griquas über Weiderechte zum Streit. Wegen<br />

dieser Auseinandersetzungen griff die britische<br />

Herrschaft nun auch über den Orange-Fluß<br />

hinweg, und wählte als ihr dortiges Haupt<br />

quartier das neugegründete Dorf Bloemfontein<br />

im Herzen dessen, was heute die Provinz<br />

Granje-Freistaat darstellt. Von hier aus be<br />

obachtete man genau die Vorgänge in der un<br />

ruhigen Burenrepublik im nördlichen Trans-<br />

Orangia rund um Winburg, und schenkte auch<br />

dem gewitzten Basuto-Häuptling Moshesh in<br />

seinem gebirgigen Schlupfwinkel Aufmerksam<br />

keit, der darauf vorbereitet war, sein Land im<br />

Becken des Caledon-Flusses gegen jeden An<br />

kömmling zu verteidigen.<br />

<strong>Der</strong> stolze und eigenwillige Sir Henry Smith,<br />

Gouverneur der Kapkolonie und Britischer<br />

Hochkommissar, verpflanzte die Flagge Britannias<br />

schließlich bis zu den Ufern des Vaal-<br />

Flusses und erklärte im Februar 1848 im<br />

Namen seines Königs die Orange-River-Herr<br />

schaft. Andries Pretorius, stets mißtrauisch<br />

gegenüber der britischen Expansionspolitik,<br />

zog von seiner Transvaller Heimat aus, um<br />

dem englischen Einfall auf burisches Gebiet<br />

Einhalt zu gebieten, mußte aber, von einem<br />

besser ausgerüsteten Gegner geschlagen, wie<br />

der umkehren.<br />

iT<br />

Nördlich des Vaal-Flusses hatten AndrLv<br />

Pretorius und Andries Potgieter den Versuch<br />

unternommen, einen gemeinsamen Staat zu<br />

gründen, aber persönliche Animositäten zwi<br />

schen diesen beiden sonst hervorragenden<br />

Burenführern ließen das Projekt bis 1853 nicht<br />

Wirklichkeit werden, als der Tod sie von der<br />

politischen Szene riß.<br />

1852 brachte die Sand River Convention Pre<br />

torius die britische Anerkennung der Unab<br />

hängigkeit der Buren nördlich des Vaal-Flusses<br />

in dem Gebiet, das heute als Transvaal<br />

bekannt ist.<br />

Da die Engländer mit zahlreichen Problemen,<br />

wie dem Häuptling Moshesh, den Grenzstrei<br />

tigkeiten mit den Xhosa und dem Krimkrieg<br />

in Europa fertig zu werden hatten, gaben sie<br />

überdies ihre Herrschaft über Trans-Orangia<br />

auf und reduzierten ihre Einflußnahme auf das<br />

Gebiet südlich des Orange-Flusses.<br />

So erhielten die Buren in Trans-Orangia im<br />

Jahre 1854 kampflos durch die Abmachung<br />

von Bloemfontein ihre Unabhängigkeit und<br />

gründeten die Republik Oranje-Freistaat mit<br />

einer von Großbritannien anerkannten Verfas<br />

sung. 48 Jahre lang, bis zum Ende des Buiw<br />

krieges, sollte sie als „Musterrepublik" blün[^<br />

und gedeihen.<br />

Die Errichtung einer Republik in Transvaal war<br />

dagegen wegen der Entfernungen, der inneren<br />

Zwistigkeiten und religiösen Gegensätze weit<br />

aus schwieriger. Schließlich gelang es, alle<br />

auseinanderstrebenden Bevölkerungsgruppen<br />

im Jahre 1860 zur Annahme einer 1858 aus<br />

gearbeiteten Verfassung zu bewegen. So war<br />

endlich die Südafrikanische Republik geboren<br />

und konnte der Zukunft als ein in sich ge<br />

schlossenes Staatsgebilde entgegensehen, das<br />

freilich noch weitere vier Jahre, hauptsächlich<br />

wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, von in<br />

neren Unruhen geschüttelt wurde.<br />

Fortsetzung im nächsten Heft!

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