"Chronopsychobiologischen Regulationsdiagnostik" (CRD)
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LITERATUR 9<br />
VEITH-FLANIGAN UND SANDMANN (1985) fassten die Theorien zusammen und<br />
formulierten: „Alle möglichen extraindividuellen Ereignisse führen durch individuelle<br />
Unterschiede zu einem breiten Spektrum von intraindividuellen Stressreaktionen“.<br />
Sie bezeichneten diese Überlegungen „Stundenglas“-Modell.<br />
MOBERG (2000) definiert Stress folgendermaßen: „Stress ist die biologische Antwort,<br />
welche hervorgerufen wird, wenn ein Individuum eine Bedrohung seiner Homöostase<br />
empfindet. Die Bedrohung ist der Stressor. Wenn die Stressantwort ernsthaft das<br />
Wohlbefinden des Tieres bedroht, dann erfährt das Tier Disstress“. Das heißt, wenn<br />
der biologische Aufwand zur Stressbewältigung Ressourcen von anderen<br />
lebenswichtigen biologischen Funktionen, wie zum Beispiel Aufrechterhaltung der<br />
Immunkompetenz, Reproduktionsfähigkeit oder des Wachstums, abzieht, erlebt das<br />
Tier Disstress.<br />
Die Reaktion auf einen Stressor erfolgt nach MOBERG (2000) in drei Stadien: erstens<br />
das Erkennen des Stressors, zweitens die biologische Abwehrreaktion gegen den<br />
Stressor und drittens die Folgen der Stressreaktion. Das zweite Stadium, die<br />
biologische Abwehrrektion gegen den Stressor, findet auf vier Ebenen statt (MOBERG<br />
2000): Es erfolgt eine Reaktion im autonomen Nervensystem (CANNON 1915), welche<br />
sehr schnell abläuft und meist nur kurz anhält. Die neuroendokrine Antwort führt zu<br />
einer Veränderung der Hormonsekretionsrate in der Hypothalamic-Pituitary-Adrenal-<br />
(HPA-) Achse (MATTERI ET AL. 2000). Außerdem finden eine Immunreaktion und<br />
schließlich eine Verhaltensänderung statt. Jedes Individuum hat alle vier<br />
biologischen Möglichkeiten, um auf einen Stressor zu reagieren. Es muss aber nicht<br />
zwangsläufig alle Ebenen gleichzeitig und gleich stark aktivieren, um sein<br />
Gleichgewicht wiederzufinden (MOBERG 2000).<br />
Stressreaktionen auf den gleichen Stressor können interindividuell unterschiedlich<br />
ablaufen. Im bisherigen Leben gemachte Erfahrungen, unterschiedliche Gene, der<br />
soziale Status, das Alter, eine biologische Vorbelastung etc. beeinflussen die<br />
jeweilige Reaktion (MOBERG 2000). Es ist unmöglich, bei der Messung einer<br />
Stressreaktion alle diese Einflüsse zu benennen und zu berücksichtigen.