Ausgabe 05/2022
| Komplexer Markt: Coverinterview mit Astrid Grantner-Fuchs | Zu Tisch mit ... Martina Hirsch & Michael Molnar | Kommentare von unter anderem Klaus Baringer, Otmar Lahordynsky, Frank Brün, Georg Flödl, Anita Körbler, Karina Schunker, Sebastian Beiglböck, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer | Exklusiv im Interview: Bernhard Klein | Der 28. Real Circle: Quartiers- und Statdtent-wicklung | Über den Tellerrand: Der Radiomacher Karl Habsburg | Dompteure der Komplexität | Kooperation auf der Baustelle|
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Zum Autor<br />
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />
Es braucht durchdachte Wohnanlagen<br />
Kommentar: Klaus Baringer<br />
Sie funktioniert in Österreich, sie funktioniert in Wien und sie funktioniert<br />
vor allem im sozialen Wohnbau.<br />
Soziale Durchmischung<br />
Damit soziale Durchmischung stattfindet, braucht es durchdachte<br />
Wohnanlagen, in denen Singles in kleinen Wohnungen neben Großfamilien<br />
mit Fünf-Zimmer-Wohnungen leben können – Wohnanlagen,<br />
in denen Menschen mit körperlichen Einschränkungen ebenso<br />
leistbaren Wohnraum finden wie Seniorinnen oder kinderlose Paare.<br />
Bei den Wohnanlagen, die die 184 gemeinnützigen Bauvereinigungen<br />
jährlich errichten, ist das der Fall, während es im privaten Sektor oft<br />
nicht so ist. Eine neue Studie der Arbeiterkammer Wien hat sich die<br />
Qualität der freifinanzierten Objekte näher angesehen. Wenn es Objekte<br />
gibt, in denen über 90 Prozent der Wohnungen Zwei-Zimmer-<br />
Wohnungen sind, in denen es kaum Raum für spezielle Bedürfnisse<br />
gibt, kann soziale Durchmischung nicht funktionieren. GBV-Wohnanlagen<br />
zeichnen sich im Gegenzug dazu durch Freiflächen, Gemeinschaftsräume<br />
und gemischte Wohnungsgrößen aus. So kommt<br />
es dann, dass auf den Hausspielplätzen der Sohn der Ärztin mit der<br />
Enkelin des Mindestpensionisten spielt.<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben von Stadtplanung ist es, eine lebenswerte<br />
Stadt zu schaffen und zu erhalten. Dazu müssen viele<br />
Teilbereiche mitbedacht werden: öffentlicher Verkehr, soziale Infrastruktur<br />
von Kindergarten bis Altersheim, medizinische Versorgung<br />
und Grünraum. Aber auch gesellschaftspolitische Fragestellungen<br />
müssen beachtet werden. Denn ein wichtiger Punkt, an dem sich die<br />
Lebensqualität einer Stadt zeigt, ist ihr soziales Gefüge. Dieses manifestiert<br />
sich unter anderem bei der sozialen Durchmischung. Sie ist die<br />
Antithese zu den Ghettobildungen, die es auch in einigen mitteleuropäischen<br />
Städten gibt. Soziale Durchmischung muss in einer Stadt, in<br />
einem Bezirk oder Grätzel stattfinden. Sie muss aber auch auf Ebene<br />
der Wohnhausanlage funktionieren. Und das ist in Österreich der Fall:<br />
Man kennt die Folgen<br />
Welche Folgen es für ein Quartier, einen Bezirk, eine Stadt haben<br />
kann, wenn soziale Durchmischung nicht funktioniert, kann man beispielsweise<br />
in Lyon sehen. Dem Bezirk La Duchère in Lyon mangelte<br />
es seit den 1970ern an sozialer Durchmischung. Wer konnte, zog weg,<br />
die, die blieben, waren stigmatisiert und sozialer Aufstieg war fast<br />
unmöglich. Seit nunmehr 20 Jahren wird diese Gegend erfolgreich<br />
umgebaut, Wohnblocks wurden abgerissen, über 1800 Wohnungen<br />
aufgelöst beziehungsweise umgestaltet, kulturelle und soziale Infrastruktur<br />
neu geschaffen. Kosten: fast eine Milliarde Euro. Kosten, die<br />
wir uns in Österreich, in Wien, ersparen. Weil soziale Durchmischung<br />
im sozialen Wohnbau stattfindet.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
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