Ausgabe 05/2022
| Komplexer Markt: Coverinterview mit Astrid Grantner-Fuchs | Zu Tisch mit ... Martina Hirsch & Michael Molnar | Kommentare von unter anderem Klaus Baringer, Otmar Lahordynsky, Frank Brün, Georg Flödl, Anita Körbler, Karina Schunker, Sebastian Beiglböck, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer | Exklusiv im Interview: Bernhard Klein | Der 28. Real Circle: Quartiers- und Statdtent-wicklung | Über den Tellerrand: Der Radiomacher Karl Habsburg | Dompteure der Komplexität | Kooperation auf der Baustelle|
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GEBÄUDE<br />
mit Geschichte -<br />
GESCHICHTEN<br />
über Gebäude<br />
(Folge 5)<br />
Zum Autor<br />
Otmar Lahodynsky war Journalist beim „profil“, EU-Korrespondent<br />
der „Presse“ und Außenpolitik-Chef beim<br />
„Kurier“. Er ist Ehrenpräsident der „Association of European<br />
Journalists“ (AEJ) und Dr-Karl-Renner-Preisträger.<br />
Putins Amtssitz<br />
Kommentar: Otmar Lahodynsky<br />
Der Kreml im Zentrum Moskaus stellt mit einer Fläche von fast 30<br />
Hektar das größte Freilichtmuseum der Welt dar. Er ist zugleich Sitz der<br />
russischen Regierung, des russischen Staatspräsidenten und des Patriarchen<br />
der russisch-orthodoxen Kirche.<br />
Bis Anfang des 18. Jahrhunderts residierten die Zaren des russischen<br />
Reichs im Kreml, ehe Zar Peter I der Große die Hauptstadt 1710 nach<br />
St. Petersburg verlegte. Der Kreml entstand aus einer mittelalterlichen<br />
Befestigungsanlage an den Ufern der Moskwa, von der bis heute die<br />
gewaltigen Mauern samt 20 Wehrtürmen erhalten sind. Der Moskauer<br />
Großfürst Iwan III, der die Herrschaft der Mongolen beendete, hat Ende<br />
des 15. Jahrhunderts in dieser Zitadelle mehrere Paläste und Kirchen<br />
bauen lassen. Zusammen mit später errichteten Gebäuden bildet der<br />
Kreml ein Ensemble, das 1990 von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt<br />
wurde.<br />
Lange Gänge, risiege goldene Flügeltüren<br />
Im „Großen Kremlpalast“ tagt heute die Regierung der Russischen Föderation.<br />
Im Senatspalast, wo einst die Regierung der Sowjetunion zusammentrat,<br />
befinden sich heute die Amtsräume des russischen Staatspräsidenten,<br />
Wladimir Wladimirowitsch Putin. Wenn der kleingewachsene<br />
Mann den langen Gang zu den Empfangsräumen entlangschreitet,<br />
öffnen Gardesoldaten für ihn die riesigen goldenen Flügeltüren. Eher<br />
seltsam wirken die langen Arbeitstische, an denen Putin in großer Distanz<br />
zu den Mitgliedern seines Sicherheitsrates Platz nimmt. Auch ausländische<br />
Gäste werden weit entfernt von Putin platziert, angeblich auch<br />
aus Angst vor Ansteckung mit Covid-19. Putin soll auch unterirdische<br />
Fluchtwege angelegt haben. In der Rüstkammer sind alte Waffen, Rüstungen,<br />
Prunkgewänder und Schmuck der Zaren ausgestellt.<br />
Zu den fünf Kirchen innerhalb der Kreml-Mauern gehört die weiße Mariä-Entschlafens-Kathedrale<br />
mit goldenen Kuppeldächern. In ihr wurden<br />
die Zaren gekrönt. Die Hauskirche der Großfürsten Moskaus war die<br />
Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. In der Erzengel-Michael-Kathedrale<br />
liegen viele Zaren und Großfürsten begraben, darunter der für besondere<br />
Grausamkeit bekannte Iwan der Schreckliche. Der Glockenturm<br />
dieser Kirche war mit über 80 Metern Höhe lange das höchste Gebäude<br />
Moskaus.<br />
Die Zwölf-Apostel-Kathedrale mit einer geschnitzten goldgefärbten<br />
Ikonostase ist die Hauskirche des russischen Patriarchen Kyrill, der voll<br />
hinter Putins Angriffskrieg auf die Ukraine steht und sogar Truppen und<br />
Bewaffnung segnete.<br />
Der an die Kirche angebaute weiße Patriarchenpalast mit silbernen Kuppeln<br />
aus dem 17. Jahrhundert ist nicht länger die Residenz der Patriarchen<br />
und dient als Museum für russische Kultur.<br />
Außerhalb der Kreml-Mauern schließt der „Rote Platz“ an, an dem auch<br />
die Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Zwiebeltürmen aus dem 16.<br />
Jahrhundert liegt. An der Kreml-Mauer wurde das Mausoleum für den<br />
1924 verstorbenen Kommunisten-Führer und Begründer der Sowjetunion<br />
Wladimir Iljitsch Lenin errichtet. Sein einbalsamierter Leichnam<br />
kann hier täglich außer Freitag und Sonntag besichtigt werden. Der<br />
Kreml ist für Touristen täglich außer Donnerstag geöffnet. Aber der<br />
Krieg Putins hat die Besucherzahl deutlich schrumpfen lassen.<br />
Aus sowjetischer Zeit stammt der gewaltige Klotz des staatlichen<br />
Kremlpalastes, in dem die 1991 von Gorbatschow aufgelöste kommunistische<br />
Partei der Sowjetunion, die KPdSU, tagte.<br />
60 ImmoFokus