Ausgabe 05/2022

Positionen & Meinungen
zehn Liegenschaften dazubekommen, zum
Beispiel ein Grundstück im 18. Bezirk, wo wir
3.000 Quadratmeter bauen können, vor einer
Woche habe ich den Zuschlag für ein Haus im
9. Bezirk bekommen …
„Ich glaube an die Immobilie und ans
Zinshaus, dass die Preise runtergehen,
daran glaube ich nicht.“
onieren. In anderen Staaten in Europa ist das
Leibrentenmodell gang und gäbe. Nach fünf
Jahren Arbeit haben wir das Produkt mit der
Wiener Leibrentenpension auf den Markt
gebracht. Es schafft eine Win-Win-Situation
für Käufer und Verkäufer. Der Verkäufer, der
ja bereits in seinem letzten Lebensdrittel ist,
bekommt keinen Kredit mehr, will aber sein
Haus nicht verkaufen. So erhält er eine monatliche
Pension und ein Wohnrecht aufs Haus
beziehungsweise auf seine Wohnung. Für den
Käufer ist es eine weitere Alternative anzukaufen,
auch wenn es eigenmittelintensiv ist.
Wir sind jetzt seit ein paar Wochen mit dem
Produkt am Markt, und wir haben viele Anfragen.
Da es ein neues Thema für viele ist, ist es
arbeits- und erklärungsintensiv.
Wie beschaffen Sie Ihr Kapital?
Worauf wir stolz sind, ist, dass wir noch nie auf
Mezzaninkapital oder Crowdfunding zurückgreifen
mussten. Wir haben viele Eigenmittel,
den Rest finanzieren die Banken. Wir haben in
den letzten Jahren sehr gut gearbeitet und sind
deswegen kapitalstark. Wir werden gut durch
diese Krise kommen.
Michael Schmidt,
3SI Group
Wie ist die Strategie in der nächsten Zeit?
Momentan schauen wir von Monat zu Monat
und von Jahr zu Jahr, im Hintergrund haben
wir immer eine Fünf-Jahres-Planung. Diese
ist durch den Ukraine-Krieg durcheinandergeraten,
hat sich aber nicht viel verändert.
Meine Strategie ist: Wir kaufen weiter, wir
bauen weiter, und wir verkaufen weiter. Ich
kann jetzt nicht alles über Bord werfen. Wir
sind am Markt gut aufgestellt und etabliert,
verfügen über Eigenmittel und können in der
derzeitigen Situation noch zukaufen. Wir haben
uns mit guten Baufirmen zusammengetan
und bauen weiter. Natürlich trifft uns alle der
Baumaterialmangel. Deswegen habe ich in ein
eigenes Lager einiges an Material eingebracht.
Zwei Baustellen in einem Altbau könnte ich
sofort bestücken. Ich denke immer vor. Vielleicht
bin ich zu übervorsichtig, aber was ist,
wenn man kein Parkett, keine Fliesen oder
Ytongsteine bekommt und eine Baustelle fertig
werden muss. Dann kann ich auf mein eigenes
Lager zurückgreifen und habe keine Bauverzögerung.
Das ist für meine Kunden wichtig und
für mich selbst auch, ich komme ja erst zu meinem
Geld, wenn ich die Wohnungen übergebe.
Wir haben in den letzten drei Monaten wieder
Wie streng sind die Banken bei der Kreditvergabe
in Bezug auf ESG?
Wir werden alle Altbauten, die wir bauen, zertifizieren
lassen. Als nächstes werde ich versuchen,
für ein vollvermietetes Haus, das wir
renoviert haben, ein Zertifikat zu bekommen.
Beim Altbau ist ESG für die Banken noch kein
Thema, wenn, dann betrifft das eher den Neubau.
Vor allem, wenn Fonds ankaufen wollen.
Haben Sie jemals überlegt, Anleihen
aufzulegen?
Wir sind sehr stolz, dass wir die letzten 21 Jahre,
die wir auf dem Markt sind, ohne Fremdkapital,
außer der Bankenfinanzierung, ausgekommen
sind. Aufgrund der Corona-Krise haben wir
sehr vorausschauend unsere Eigenmittelquote
erhöht. Dadurch brauchen wir keine weitere
Finanzierung. Wir streben ein kontinuierliches
Wachstum an. Dadurch konnte ich zwar
das eine oder andere nicht realisieren, aber wer
weiß, wofür das gut war. Es gibt aber keine Projekte,
die wir nicht umsetzen könnten. Für uns
schließe ich Anleihen aus.
Kaufen Sie auch rund um Wien?
Wir fühlen uns auch mit innerstädtischen
Grundstücken wohl. Grünland mit Umwidmungsoptionen
reizen mich weniger.
Sinken die Preise oder steigen sie?
Im gehobenen Wohnungssegment muss jede
Wohnung einzigartig sein, mit hoher Qualität.
Diese Objekte sind sehr gefragt, deswegen haben
wir im Sommer gut verkauft. Bei den Zinshäusern
spürt man ein Abwarten, aber noch
kein spürbares Sinken der Preise. Wir sehen
eine Marktberuhigung, eine Verlangsamung,
aber kein Sinken der Preise. Das betrifft nicht
nur den Immobilienmarkt, sondern die ganze
Welt. Man weiß nicht, wie sich der Krieg weiterentwickelt,
aber ich glaube an die Immobilie
und ans Zinshaus. Dass die Preise runtergehen,
daran glaube ich nicht.
66 ImmoFokus