Ausgabe 05/2022
| Komplexer Markt: Coverinterview mit Astrid Grantner-Fuchs | Zu Tisch mit ... Martina Hirsch & Michael Molnar | Kommentare von unter anderem Klaus Baringer, Otmar Lahordynsky, Frank Brün, Georg Flödl, Anita Körbler, Karina Schunker, Sebastian Beiglböck, Wolfgang Fessl, Martin Prunbauer | Exklusiv im Interview: Bernhard Klein | Der 28. Real Circle: Quartiers- und Statdtent-wicklung | Über den Tellerrand: Der Radiomacher Karl Habsburg | Dompteure der Komplexität | Kooperation auf der Baustelle|
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ImFokus<br />
„Preisabschläge von den<br />
bisherigen Spitzenrenditen<br />
werden kommen und sich<br />
durch alle Asset-Klassen<br />
ziehen.“<br />
Sebastian, G. Nitsch,<br />
6B47 Real Estate Investors<br />
„Erstaunlich war hier<br />
für alle, dass besonders<br />
Deutschland bis jetzt mit<br />
den größten Abschlägen<br />
konfrontiert war.“<br />
Andreas Ridder,<br />
CBRE<br />
„Die Energiewende wird<br />
aber verstärkt unter dem<br />
Kostenaspekt und nicht nur<br />
im Hinblick auf den CO2-<br />
Ausstoß betrachtet.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen<br />
auf den Mietertrag und ist demnach ein großer<br />
Faktor. Es ist daher zu erwarten, dass die<br />
Wohnimmobilienbranche in den kommenden<br />
Jahren puncto Nachhaltigkeit einen mas-siven<br />
Schub erfahren wird.“<br />
Die letzten Monate haben gezeigt, dass sich das<br />
Marktgeschehen deutlich verlangsamt hat“,<br />
stimmt Thomas Belina, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter bei Colliers zu. „Die Nachfrage<br />
ist weiterhin groß, allerdings sind die Kaufpreisvorstellungen<br />
auf Käufer- und Verkäuferseite<br />
zunehmend auseinandergedriftet.“<br />
Investoren sind vorsichtiger geworden, passen<br />
ihre Investmentstrategien den neuen Marktgegebenheiten<br />
an und warten vorerst einmal ab.<br />
Ein Repricing wird stattfinden müssen. „Nach<br />
einer langen Phase sinkender Renditen werden<br />
diese bis zum Jahresende erstmals in allen<br />
Assetklassen leicht steigen.<br />
Schockstarre<br />
Für Thomas G. Winkler (UBM Development)<br />
befindet sich der Investmentmarkt aktuell in<br />
einer Art Schockstarre. „Das macht es schwer,<br />
über Preise zu sprechen. Multiple von weit<br />
über 30 sind jedenfalls vorbei. Was aufgrund<br />
der Inflation – mit etwas Zeitversatz – steigt,<br />
sind allerdings die zum größten Teil indexierten<br />
Mieten“, so der UBM CEO. Die Krise könnte<br />
aber zu einer Entspannung auf den Grundstückmärkten<br />
führen. „Zunächst wird diese<br />
Krise zum Shakeout einer Reihe von Spielern<br />
füh-ren, deren Projekte und Grundstücke dann<br />
auf den Markt kommen. Insbesondere Banken<br />
sind gut beraten, frühzeitig Partnerschaften<br />
mit bonitätsstarken Developern einzugehen.<br />
Nur so können sie vermeiden, dass der maximale<br />
Schaden eintritt.“<br />
EU-Taxonomie treibt die Preise<br />
Eine Entspannung bei den Grundstückspreisen<br />
sieht Sebastian G. Nitsch (6B47 Real Estate<br />
Investors) nicht: „Die Grundstückspreise reagieren<br />
auf neue Marktsituationen meist mit<br />
Verzögerung. Jede Krise führt zum Zuzug in die<br />
Ballungsräume. Das Thema der Flächenversiegelung<br />
aus der Taxonomie treibt auch die<br />
Preise für schon gewidmete beziehungsweise<br />
bebaute Grundstücke in die Höhe. Im Zusammenspiel<br />
mit steigenden Marktrenditen und<br />
den damit unter Druck geratenen Grundstückpreisen<br />
wird es zu einer neuen Preisfindung<br />
kommen. Eine Entspannung am Markt sehe<br />
ich dabei aber nicht.“ Er ist sich aber sicher,<br />
dass es zu Preisabschlägen von den bisherigen<br />
Spitzenrenditen kommen wird. „Diese werden<br />
sich durch alle Asset-Klassen ziehen.“<br />
Andreas Ridder (CBRE): „Wenn Zinsen steigen,<br />
hat das immer eine negative Auswirkung<br />
auf die Preise, wie stark hängt von der Zinssteigerung<br />
insgesamt ab und wie sehr eine<br />
Asset-Klasse beim Kauf üblicherweise fremdfinanziert<br />
wird. Erstaunlich war hier für alle,<br />
dass besonders Deutschland bis jetzt mit den<br />
größten Abschlägen konfrontiert war. Da dort<br />
aber auch die Renditen am niedrigsten waren,<br />
ist es dann doch auch wieder logisch erklärbar:<br />
Wenn Zinsen zum Beispiel um zwei Prozent<br />
steigen, dann trifft es einen Kreditnehmer<br />
härter bei einer Rendite von 2,5 Prozent als bei<br />
einer Rendite von vier Prozent.“<br />
Anton Bondi de Antoni (Bondi Consult) sieht<br />
aktuell eine Seitwärtsbewegung: „Wobei die<br />
Investoren sehr viel vorsichtiger geworden<br />
sind. Preisabschläge sehe ich eher im Bereich<br />
Wohnen (mittelfristig, weil die Käufer ihr Geld<br />
für den laufenden Unterhalt brauchen) als<br />
auch im Bereich Retail.“ Grundstücke dürften<br />
nur kurzfristig günstiger zu haben sein:<br />
Es ist seit langem ein Phänomen, dass sich<br />
Grundstückspreise zwar rasant ansteigende<br />
Preise angleichen, bei Preisreduktionen jedoch<br />
relativ lange auf hohem Niveau bleiben. Die<br />
einzige mögliche rasche Anpassung sehe ich<br />
bei einer Verlangsamung des (mittelpreisigen)<br />
Wohnbaus, die bereits eingesetzt hat. Hier<br />
ist zu erwarten, dass es, getrieben von hohen<br />
Zinsen und verteuer-ten Krediten, zumindest<br />
vereinzelt zu „Notverkäufen“ bei Vorratsgrundstücken<br />
kommen kann.“<br />
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