Kunstbulletin Juli/August 2023
Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm. Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.
Nicolas Buzzi und Harmony · Wind of Change, 2023, Aluminium, Mylar, Nylon, Stahl, 4 x 2 x 2 m. Foto: Claudia Luperto Ishita Chakraborty · The Songs of Resistance, 2023, Handi (Kochtopf), Holz, Stoff, Masse variabel BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR WÜLFLINGEN 115
Fabian Treiber — Wo die Winde weh’n Dem Maler Fabian Treiber gelingt das Unmögliche: das Verrinnen von Zeit einzufangen. In seinen grossformatigen, poetischen Landschaftsmalereien findet Spontanes und Flüchtiges seinen Platz, und es entsteht ein Ort, der – aktuell bei der Galerie Mark Müller – zum Verweilen und Staunen einlädt. Zürich — Die seit nunmehr dreissig Jahren agierende Galerie Mark Müller präsentiert derzeit die Ausstellung ‹Most Common Things› des jungen Stuttgarter Malers Fabian Treiber (*1986, Ludwigsburg). Die Kunstwerke sind Zeugnis einer jahrelangen Hingabe an die Landschaftsmalerei. Dabei werden die klassischen Elemente der Malerei selbst – Komposition, Perspektive, Form, Farbe und Materialität – auf dem Spielfeld der Leinwand ausgelotet. Kompositionen und Motivik offenbaren zudem eine Auseinandersetzung mit asiatischer Tuschmalerei, und die für unsere Breitengrade ungewöhnliche pastellene Farbigkeit kann wohl der koreanischen Moderne entlehnt sein. Aus dieser besonderen Mélange ergeben sich bei Treiber einzigartige Blickwinkel, geradezu Visionen, auf die keine Adjektive zu passen scheinen. Die surreal anmutenden Landschaftsbilder überraschen. Sie erinnern daran, dass das Sehen mit dem Staunen beginnt. Die oft zweigeteilten Kompositionen lösen die Grenzen zwischen Innen- und Aussenraum auf. Jedes Bild ziert einen glühenden Sonnenball, der die Szenerie mit schillerndem Licht überzieht. Das erzeugt eine wundersame Atmosphäre, die sowohl etwas Geborgenes als auch märchenhaft Entrücktes ausstrahlt. Man hört geradezu die Regentropfen auf den See prasseln oder das Rascheln der Blätter im Wind. Auch weiss man nicht recht, verfolgt der Wind den Regen oder der Regen den Wind? Die Luftbewegungen tragen einen durch geöffnete Fenster, an einen Ort, der zum Verweilen einlädt. Plötzlich scheint es, als würde die Zeit stillstehen. Doch in den poetischen Landschaften zeigt sich auch Paradoxes, dessen Deutung sich konkreter Zuordnungen entzieht. Das Wundern beginnt: Sitzt da eine Fledermaus am helllichten Tage? Ist das ein Hund? Und was hat es mit dem Handschuh auf sich? Während manches verlockt und anderes verschreckt, bemerkt man auch, dass man wohl nicht alleine dort weilt: Hier fällt ein noch glühender Zigarettenstummel zu Boden. Dort kippt ein Stuhl um. Da flackert eine Kerze. Fabian Treibers Bilderzählungen versetzen die Besucher:innen in eine Welt, die das Unzugängliche zugänglich macht. An diesem Ort ruht wohl das Vergessene, das Traumhafte, das sich dem Bewusstsein stets entzieht. Es ist bemerkenswert, wie es dem Künstler gelingt, die Durchlässigkeit des Daseins einzufangen und spürbar zu machen. Dabei spricht jedes Bild sein eigenes Gedicht und flüstert: Sind wir denn nicht alle Blätter eines Baumes? Sind wir denn nicht alle Tropfen eines Meeres? Samantha Grob → ‹Fabian Treiber – Most Common Things›, Galerie Mark Müller, bis 29.7. ↗ markmueller.ch 116 Kunstbulletin 7-8/2023
- Seite 67 und 68: Reto Müller · Le nombril du monde
- Seite 69 und 70: Reto Müller · Potentielle Normali
- Seite 71 und 72: gegossenen Basalt-Elementen gefügt
- Seite 73 und 74: Lou Masduraud — L’amorce d’un
- Seite 75 und 76: entame dès 2019. Les deux soupirau
- Seite 77 und 78: Un lac inconnu — Degli itinerari
- Seite 79 und 80: HINWEISE Don Hertzfeldt Animation
- Seite 81 und 82: Jean-Michel Basquiat Basel — Die
- Seite 83 und 84: Castasegna sotto tensione Castasegn
- Seite 85 und 86: Margareta Daepp Genf — Die höchs
- Seite 87 und 88: Hintergründe. Die Künstlerin als
- Seite 89 und 90: lungen auch über zweihundert Werke
- Seite 91 und 92: Fundus von Strika stehen. Die Verpa
- Seite 93 und 94: (Wahl Elisabeth Llach), die eine be
- Seite 95 und 96: BESPRECHUNGEN Tiona Nekkia McClodde
- Seite 97 und 98: Gina Folly — Den Alltag im Blick
- Seite 99 und 100: Daniela Keiser — Monumentales in
- Seite 101 und 102: Haus der Kulturen der Welt — Neue
- Seite 103 und 104: Monika Sosnowska — Verformungen i
- Seite 105 und 106: Bex & Arts — Morgen wird es besse
- Seite 107 und 108: Thu Van Tran — Leben im Glanz Son
- Seite 109 und 110: David Renggli — Das flimmernde Ja
- Seite 111 und 112: Parlament der Pflanzen — Gemeinsc
- Seite 113 und 114: Biennale Architettura, Schweizer Pa
- Seite 115 und 116: Renoir / Monet — Sinnlich atmende
- Seite 117: Biennale Weiertal — Kunst unter O
- Seite 121 und 122: Chiharu Shiota — Kosmologisches F
- Seite 123 und 124: NOTIERT // KUNSTRÄUME Sala Capauli
- Seite 125 und 126: KunstXausZürich Zürich — Für d
- Seite 127 und 128: das in Sälen und im öffentlichen
- Seite 129 und 130: Performance Open-Air St. Gallen —
- Seite 131 und 132: NAMEN Elena Filipovic Basel — Ele
- Seite 133 und 134: lesen in der Medienmitteilung, adre
- Seite 135 und 136: die Wahrnehmung der Pflanzen in Bil
- Seite 137 und 138: Alles wächst Bern — Bis in den H
- Seite 139 und 140: moor, das der Gärtner Robert Seleg
- Seite 141 und 142: Aufruf zu Joseph von Moos Zürich
- Seite 143 und 144: Altdorf — Erna Schilling, Haus f
- Seite 145 und 146: Bern — Paul Klee, Zentrum Paul Kl
- Seite 147 und 148: Hombrechtikon — Sonja Maria Schob
- Seite 149 und 150: Kunstmuseum Luzern, Europaplatz 1,
- Seite 151 und 152: St. Gallen — Melike Kara, Kunst H
- Seite 153 und 154: Winterthur — U. Wittwer, A. Wakan
- Seite 155 und 156: Stiftung BINZ39, Sihlquai 133 Young
- Seite 157 und 158: Belgien *0032 Project Space @ Kunst
- Seite 159 und 160: Anca Benera & Arnold Estefan -ı 6.
- Seite 161 und 162: Senckenberg Naturmuseum Frankfurt,
- Seite 163 und 164: Magdeburg Kulturhistorisches Museum
- Seite 165 und 166: Fotonotizen -ı 6.8. Blick ins Grü
- Seite 167 und 168: Paris Reims Rodez Roubaix Saint-Oue
Nicolas Buzzi und Harmony · Wind of Change, <strong>2023</strong>, Aluminium, Mylar, Nylon, Stahl, 4 x 2 x 2 m.<br />
Foto: Claudia Luperto<br />
Ishita Chakraborty · The Songs of Resistance, <strong>2023</strong>, Handi (Kochtopf), Holz, Stoff, Masse variabel<br />
BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR WÜLFLINGEN 115