Kunstbulletin Juli/August 2023
Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm. Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.
in eine wechselseitige Beziehung treten und sich Übernatürliches und wissenschaftlich Begründbares treffen. Es passt, dass die Ausstellung in einer alpinen Landschaft stattfindet, in der seit jeher Mythen und Wissen ineinander übergingen. Knapp zwanzig Kunstschaffende hat der Kurator in die Cularta eingeladen, ein Ausstellungsraum, der von der Gemeinde Laax und der Stiftung ProLaax betrieben wird. Leila Peacock hat auf der grossen Fensterscheibe eine Glasmalerei geschaffen (‹The Book of Omens›) und in diesem Schwellenraum Superheldencomics mit alchemistischem, islamischem und christlichem Bildmaterial amalgamiert. An Schlitten erinnern Una Szeemanns über Kupferkufen gespannte Tierhäute, die ausgehend von den italienischen Visionär:innen den wandernden Geist im Traum und seine Trennung vom Körper beschwören. Aus der nahen Kultstätte ‹La Mutta› bei Falera hat Remo Albert Alig olfaktorische Substanzen gesammelt und daraus den Atem dieses Ortes destilliert. Dem Entschweben in andere Sphären wirken Arbeiten wie die ‹Strunkbibliothek› von Lutz & Guggisberg entgegen, die uns mit ihrer humorvollen Neugier wieder auf den Boden holen. Kunsthoch Luzern Luzern — Kunsthoch feiert Jubiläum. Der gemeinsame Aktionstag von Institutionen zeitgenössischer Kunst findet diesen Sommer bereits zum 15. Mal statt. Insgesamt 27 Kunsträume nehmen daran Teil und stellen ein vielschichtiges Angebot mit Führungen durch die Ausstellungen, Performances, Lesungen und öffentlichen Gesprächen mit Kurator:innen und Kunstschaffenden zusammen. Während sieben Stunden können die Orte in und um Luzern entdeckt werden. Dieses Jahr etwa Urban Mäders Klänge und Stella Pfeiffers Kunst bei B74, Klodin Erb bei marytwo, Allan und Alex Porter in der Galerie Vitrine oder die Ausstellung ‹Ohne Haut – ohne Haus› in der akku Kunstplattform. Abstecher bieten sich nach Kriens ins Museum Bellpark an und in die Galerie Kriens, die mit Kunstschaffenden aus der Region ihr Jubiläum feiert; oder nach Meggen zur Ausstellung von Flurin und Maurin Bisig. Das Kunsthoch organisiert auch dieses Jahr kostenlose Rundgänge mit Persönlichkeiten aus dem Kulturbetrieb: zu Fuss durch die Altstadt, spielerisch auf der Kinder-Tour oder mit Kleinbus zu den angrenzenden Gemeinden. Den Individualreisenden hilft eine interaktive Karte auf der Website bei der Navigation sowie der Programmflyer, der zugleich kostenlosen Zutritt zu den Institutionen gewährt. Ansicht Kunsthoch 2022. Foto: Kim da Motta Una Szeemann · Inapt to move, so out they went, 2022, Kupfer, Leder, Polyurethan, Polyamid, 427 x 197 x 85 cm, Ausstellungsansicht Cularta → Cularta – atelier et gallaria, bis 27.8. ↗ cularta.ch → Diverse Orte, 27.8. ↗ kunsthoch-luzern.ch MoorArt23 Rifferswil — Im Knonaueramt versteckt sich ein über Jahrtausende entstandenes Hoch- NOTIERT // DIES UND DAS 135
moor, das der Gärtner Robert Seleger Anfang der 1950er-Jahre in einen Park umgestaltete. Rhododendren und Azaleen, Farnwälder und Seerosenteiche umfasst das 120’000 m 2 grosse Gelände. Über den Sommer kommen nun mit der Freilichtausstellung MoorArt neue Bewohner:innen dazu. Ins Leben gerufen hat sie der Verein Thalwiler Hofkunst, der unter anderem die Art Box im Bahnhof Thalwil betreibt. Für die erste Staffel dieser neuen Serie hat eine Jury 15 nationale und internationale Positionen ausgewählt. Spazierend erspäht man aus Gehölzen auferstandene Tiere (Michael Hoedjes), eigenartige Fruchtkörper (Micha Aregger) oder mit roter Wolle überwachsene Bäume (Marion Strunk). Notta Caflischs Pflanzkisten erinnern an den Gründer des Parks, während Andreas Hofers verlassene Miniatur-Eremitage auf die «Ziereremiten» im Englischen Landschaftspark verweist. Das Spiel mit Künstlichkeit steigert sich bei Thomas Bortfeldt, Ana Sous und Vera Sous in eine labyrinthische Dimension: Das Kollektiv hat ein nach aussen gestülptes Zimmer in den Wald gestellt, dessen Fenster und Türen scheinbar den Blick auf eine Waldlandschaft freigeben. Spiez — In der Kunst werden gegenwärtig Begriffe wie «Art Brut» oder «Outsider Art» neu verhandelt. Kategorien wie «gesund» und «krank» werden nicht mehr in dieser Abgrenzung betrachtet, was sich auch im veränderten Umgang mit psychisch Kranken zeigt. Nun widmet das Schloss Spiez seine aktuelle Kunstausstellung ‹das war s. dann – Mental Health Art› der Beziehung von Kunst und Psychiatrie. Anstoss dazu gaben die Menschen der Stiftung ‹Wohin Spiez – eine Institution für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen›, die seit fünf Jahren regelmässig im und ums Schloss malen. Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl der dabei entstandenen Bilder und ergänzt sie mit Werken unter anderem von Adolf Wölfli, Rosa Marbach und Karl Schneeberger aus der Sammlung des Schweizerischen Psychiatriemuseums Bern. Ausserdem stellt der Verein Kunstwerkstatt Waldau, der Psychiatriepatient:innen nach ihrem Klinikaustritt mit einem Gastatelier unterstützt, das Schaffen von zeitgenössischen Künstler:innen mit Psychiatrie-Erfahrung vor. Biografien geben Einblick in den Klinikalltag zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und Dokumentationen beleuchten den Wandel in der Beziehung zwischen Kunst und Psychiatrie über die Schweizer Grenzen hinaus. Thomas Bortfeldt, Ana Sous & Vera Sous · Zimmer frei, Ansicht vom Aufbau für MoorArt, 2023, Rifferswil © ProLitteris → Park Seleger Moor, bis 31.10. ↗ moorart.ch Adolf Wölfli· Ohne Titel, 1926, Bleistift und Farbstift auf Papier, 42 x 64,2 cm, Schweizerisches Psychiatriemuseum Bern → Schloss Spiez, bis 15.10. ↗ schloss-spiez.ch das war s. dann — Mental Health Goethe in Stäfa Stäfa — Man stelle sich vor: Die Landbevölkerung fordert Gleichstellung mit den Stadtbürgern, und die Stadt schickt – Truppen. So geschehen beim sogenannten Stäfner Handel 136 Kunstbulletin 7-8/2023
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moor, das der Gärtner Robert Seleger Anfang<br />
der 1950er-Jahre in einen Park umgestaltete.<br />
Rhododendren und Azaleen, Farnwälder<br />
und Seerosenteiche umfasst das 120’000 m 2<br />
grosse Gelände. Über den Sommer kommen<br />
nun mit der Freilichtausstellung MoorArt neue<br />
Bewohner:innen dazu. Ins Leben gerufen hat sie<br />
der Verein Thalwiler Hofkunst, der unter anderem<br />
die Art Box im Bahnhof Thalwil betreibt. Für<br />
die erste Staffel dieser neuen Serie hat eine Jury<br />
15 nationale und internationale Positionen ausgewählt.<br />
Spazierend erspäht man aus Gehölzen<br />
auferstandene Tiere (Michael Hoedjes), eigenartige<br />
Fruchtkörper (Micha Aregger) oder mit roter<br />
Wolle überwachsene Bäume (Marion Strunk).<br />
Notta Caflischs Pflanzkisten erinnern an den<br />
Gründer des Parks, während Andreas Hofers<br />
verlassene Miniatur-Eremitage auf die «Ziereremiten»<br />
im Englischen Landschaftspark verweist.<br />
Das Spiel mit Künstlichkeit steigert sich bei<br />
Thomas Bortfeldt, Ana Sous und Vera Sous in<br />
eine labyrinthische Dimension: Das Kollektiv hat<br />
ein nach aussen gestülptes Zimmer in den Wald<br />
gestellt, dessen Fenster und Türen scheinbar<br />
den Blick auf eine Waldlandschaft freigeben.<br />
Spiez — In der Kunst werden gegenwärtig<br />
Begriffe wie «Art Brut» oder «Outsider Art»<br />
neu verhandelt. Kategorien wie «gesund» und<br />
«krank» werden nicht mehr in dieser Abgrenzung<br />
betrachtet, was sich auch im veränderten<br />
Umgang mit psychisch Kranken zeigt. Nun<br />
widmet das Schloss Spiez seine aktuelle Kunstausstellung<br />
‹das war s. dann – Mental Health<br />
Art› der Beziehung von Kunst und Psychiatrie.<br />
Anstoss dazu gaben die Menschen der Stiftung<br />
‹Wohin Spiez – eine Institution für Menschen<br />
mit psychischen Beeinträchtigungen›, die seit<br />
fünf Jahren regelmässig im und ums Schloss<br />
malen. Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl<br />
der dabei entstandenen Bilder und ergänzt<br />
sie mit Werken unter anderem von Adolf Wölfli,<br />
Rosa Marbach und Karl Schneeberger aus der<br />
Sammlung des Schweizerischen Psychiatriemuseums<br />
Bern. Ausserdem stellt der Verein Kunstwerkstatt<br />
Waldau, der Psychiatriepatient:innen<br />
nach ihrem Klinikaustritt mit einem Gastatelier<br />
unterstützt, das Schaffen von zeitgenössischen<br />
Künstler:innen mit Psychiatrie-Erfahrung vor.<br />
Biografien geben Einblick in den Klinikalltag zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts, und Dokumentationen<br />
beleuchten den Wandel in der Beziehung<br />
zwischen Kunst und Psychiatrie über die<br />
Schweizer Grenzen hinaus.<br />
Thomas Bortfeldt, Ana Sous & Vera Sous ·<br />
Zimmer frei, Ansicht vom Aufbau für MoorArt,<br />
<strong>2023</strong>, Rifferswil © ProLitteris<br />
→ Park Seleger Moor, bis 31.10. ↗ moorart.ch<br />
Adolf Wölfli· Ohne Titel, 1926, Bleistift und<br />
Farbstift auf Papier, 42 x 64,2 cm, Schweizerisches<br />
Psychiatriemuseum Bern<br />
→ Schloss Spiez, bis 15.10. ↗ schloss-spiez.ch<br />
das war s. dann — Mental Health<br />
Goethe in Stäfa<br />
Stäfa — Man stelle sich vor: Die Landbevölkerung<br />
fordert Gleichstellung mit den Stadtbürgern,<br />
und die Stadt schickt – Truppen. So<br />
geschehen beim sogenannten Stäfner Handel<br />
136 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>