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Kunstbulletin Juli/August 2023

Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.

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gegossenen Basalt-Elementen gefügt und erstreckt sich mit über fünf Metern Höhe<br />

vom Boden bis zur Decke. Es entsteht der Eindruck, dass die Säule ohne Anfang und<br />

Ende über den Raum hinauswachsen könnte.<br />

Das Objekt ist Teil von Müllers fortlaufender Serie ‹Potentielle Normaliensammlung›<br />

und wie viele seiner Werke aus leicht adaptierten Standardformen gefertigt.<br />

So wurde der Basalt in einer Industriegiesserei in Polen zu Rohrelementen gegossen,<br />

woraus der Künstler dann die Säule errichtet hat. Ein entscheidendes Moment<br />

dieser Arbeit liegt im Transformationsprozess, der ins Material eingeschrieben wird.<br />

«Das Millionen Jahre alte Gestein wird innerhalb von kürzester Zeit in eine neue Form<br />

gegossen und kann nun potenziell über Jahrtausende in dieser Form und in diesem<br />

Aggregatzustand verharren», erklärt Müller. Er sieht im Vorgang von Erstarrung, Abformung<br />

und Umformung auch Parallelen zu kulturellen Aneignungsprozessen historischer<br />

Monumente wie der Trajansäule in Rom. Das Marmordenkmal ist aussen<br />

mit einem spiralförmig aufsteigenden Fries geschmückt, der Szenen aus dem Krieg<br />

Kaiser Trajans gegen die Daker idealisiert, und wurde zum Vorbild für zahlreiche Ehren-<br />

und Siegessäulen von der Antike bis in die Gegenwart. Mit der begehbaren Wendeltreppe<br />

im Inneren der Trajansäule ist hier zudem ein Symbol für Transzendenz an<br />

die steinerne Materialität geknüpft – ein Moment, das Müller interessiert.<br />

In den zwei von Reto Müller bespielten Sälen finden sich mehrere Arbeiten aus<br />

seiner ‹Potentiellen Normaliensammlung›, welche er teils spezifisch für diese Räume<br />

entwickelt, teils aber auch schon in anderen Kontexten ausgestellt hat. Sie geben<br />

zusammen einen guten Überblick über die subtile Formensprache und den analytischen<br />

Ansatz des Künstlers. Da liegt beispielsweise der ‹Appenzellergranit›, 2021, ein<br />

grosses Nagelfluh-Gestein, aus dessen Kern Müller einen Block herausgeschnitten<br />

Reto Müller (*1984, Stein am Rhein) lebt in Zürich, Uesslingen-Buch (TG) und Stein am Rhein<br />

2002 Gartenbauschule Oeschberg, Koppingen<br />

2010 Diplom LEM – Szenografiedepartement, École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq, Paris<br />

2013 BA Fine Arts, Ecav / École cantonale d’Art du Valais, Siders<br />

Einzelausstellungen (Auswahl)<br />

2020 ‹Shanghaien›, mit Francisco Sierra, Auto, St. Gallen<br />

2018 ‹La règle du pigeon›, Cinéma Rex, Bern<br />

2017 ‹Potentielle Normaliensammlung›, Kunsthaus Langenthal<br />

2016 ‹Ein essentieller Knoten›, mit Vincent Hofmann, Kunstraum Kreuzlingen und<br />

Stadttheater Winterthur<br />

2012 ‹Manga_Village Cinéma_›, mit Vincent Hofmann, Manga, Burkina Faso<br />

Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />

<strong>2023</strong> ‹Frida›, Lichtensteig<br />

2022 ‹La Casa Ispirata›, Istituto Svizzero, Rom<br />

2021 ‹Heimspiel›, Kunsthalle St. Gallen; ‹Body extravagant›, Pilz Welle Lust, Basel<br />

2017 ‹Gesellschaft zur Wertschätzung des Brutalismus›, Hartware MedienKunstVerein, Dortmund<br />

68 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>

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