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Kunstbulletin Juli/August 2023

Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.

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Jean-Michel Basquiat<br />

Basel — Die Fondation Beyeler zeigt aktuell<br />

die ‹Modena Paintings›, 1982, von Jean-Michel<br />

Basquiat (1960–1988). Die acht monumentalen<br />

Gemälde schuf der Künstler während eines<br />

einwöchigen Aufenthalts in der italienischen<br />

Stadt. Nachdem Basquiat bereits 1981 eine<br />

Soloschau in der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli<br />

in Modena realisiert hatte, lud ihn der Galerist<br />

1982 für eine weitere Ausstellung ein. Basquiat<br />

arbeitete in einem der Lagerräume der Galerie<br />

auf vorgefertigten Leinwänden. Er kombinierte<br />

darauf menschliche und tierische Figuren mit<br />

Referenzen unter anderem auf die römische<br />

Kultur und Kunstgeschichte, stets in Beziehung<br />

zur Geschichte und zur gesellschaftlichen Situation<br />

Schwarzer Menschen. Wegen Unstimmigkeiten<br />

zwischen den beteiligten Galerist:innen<br />

und auch zwischen ihnen und Basquiat, der<br />

sich aufgrund der kurzen Produktionsdauer<br />

wie in einer «Fabrik» und als «Galeriemaskottchen»<br />

missbraucht fühlte, kam die Schau nicht<br />

zustande. Die Bilder wurden jedoch einzeln verkauft<br />

und sind nun von der Fondation Beyeler<br />

erstmals zusammengeführt worden. So kann<br />

man als Besucher:in nach Gemeinsamkeiten<br />

und übergreifenden Themen im Werkzyklus<br />

suchen und Basquiats Frühwerk aus dem<br />

Blickwinkel wie auch in Verbindung zu der italienischen<br />

Transavanguardia betrachten. MV<br />

Eva Leitolf<br />

Bern — Ein Hochsitz im Zwielicht, Satellitenschüsseln<br />

vor einem Block oder ein Baum, dessen<br />

reife, gelbe Früchte in den Schlamm fallen<br />

– die Schau ‹Postcards from Europe› zeigt<br />

keine pittoresken Ansichten. Im Kornhausforum<br />

in Bern bildet die deutsche Künstlerin<br />

Eva Leitolf (*1966) fotografisch von Migration<br />

geprägte Orte in Europa mit latent bedrohlichem<br />

Charakter ab. Dabei frappiert die Leere<br />

der Ausschnitte. Aufliegende Postkarten mit<br />

Begleittexten erläutern die Sujets, wodurch der<br />

erste Eindruck stark verändert wird. Das Haus<br />

mit den Satellitenschüsseln entpuppt sich als<br />

Palazzo Selam in Rom. Das Universitätsgebäude<br />

ist seit 2006 von Geflüchteten besetzt, was<br />

auf die prekäre Versorgung sowie die restriktive<br />

Politik verweist. Der Orangenbaum in Kalabrien<br />

widerspiegelt die Ausbeutung Illegaler, die für<br />

rund € 20 pro Tag arbeiten und dabei alltäglich<br />

Rassismus erfahren. Der Hochsitz in Ungarn<br />

deutet die Profite mit dem Elend an, zahlten<br />

dort doch im Jahr 2007 Flüchtlinge aus Moldawien<br />

den Schleppern mindestens € 1200, um<br />

von der Ukraine über die Grenze zu kommen.<br />

Erstmals ausführlich in der Schweiz zu sehen,<br />

nutzt Leitolf unsere Neugierde, um uns Fakten,<br />

die wir sonst gerne verdrängen, mit einer klugen<br />

Strategie vor Augen zu führen. AD<br />

Jean-Michel Basquiat · Untitled (Woman With<br />

Roman Torso [Venus]), 1982, Acryl und Ölstift<br />

auf Leinwand, 241 x 419,7 cm, Privatsammlung<br />

© Estate of J.-M. Basquiat / Artestar, New York.<br />

Foto: Robert Bayer<br />

→ Fondation Beyeler, bis 27.8.<br />

↗ fondationbeyeler.ch<br />

Eva Leitolf · Plantage, Rosarno, Italien, 2010,<br />

aus ‹Postcards from Europe› © ProLitteris<br />

→ Kornhausforum, bis 30.7.<br />

↗ kornhausforum.ch<br />

78 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>

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