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Kunstbulletin Juli/August 2023

Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.

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Margareta Daepp<br />

Genf — Die höchste Inspiration von Margareta<br />

Daepp (*1959, Bern) lässt sich in einem Wort<br />

zusammenfassen: Japan. Schon während ihres<br />

Studiums an der École d’arts appliqués in Genf<br />

war sie fasziniert von der Arbeit mit Ton ihrer<br />

Lehrerin, der japanischen Keramikerin Setsuko<br />

Nagasawa. Später, zwischen 2005 und 2017,<br />

konnte sie viermal in das Land reisen, auch als<br />

Artist-in-Residence in Shigaraki und Seto. Dort<br />

erlernte sie andere Keramiktechniken, etwa<br />

die Anagama-Brenntechnik, und arbeitete mit<br />

Spezialist:innen für Lackmalerei zusammen.<br />

Die Radikalität der Form, einfache Muster, die<br />

Poesie des Alltags – all das, was die Keramikkünstlerin<br />

in Japan gesehen hat, spiegelt sich<br />

in ihren Werken wider. Im Musée Ariana zieht<br />

der erste Ausstellungsraum eine Art Bilanz<br />

über dieses japanische Kapitel. So kombiniert<br />

das Werk ‹Quadrat, Kreis, Sechseck›, 2016, eine<br />

leuchtend orangerote Scheibe, die spontan an<br />

die japanische Flagge erinnert, mit einem blauweiss<br />

karierten Quadrat. Andernorts erinnert<br />

eine rosafarbene kleine Schale in Form einer<br />

abstrahierten Blüte an Sakura-Blumen. Im<br />

zweiten Raum finden sich andere Assoziationen<br />

– so erinnert eine Serien von flachen, farbigen<br />

Porzellanscheiben an Wellblech. In ihrer<br />

ganz eigenen Sprache schafft Daepp singuläre,<br />

schlichte Werke – oder wie es der Ausstellungstitel<br />

formuliert: ‹Simply Radical›. IDL<br />

Hans Erni<br />

Luzern — 19 Jahre jung war Hans Erni<br />

(1909–2015), als er erstmals nach Paris reiste.<br />

Für den angehenden Künstler, der gerade die<br />

Kunstgewerbeschule Luzern mit Bestnoten<br />

abgeschlossen hatte, muss es eine nachhaltige<br />

Erfahrung gewesen sein. Nicht nur lebte er ab<br />

1930 während vier Jahren abwechselnd in Luzern<br />

und Paris, er saugte die dortige avantgardistische<br />

Kunst regelrecht auf. Davon zeugt die<br />

Ausstellung ‹Der junge Hans Erni – Die Sammlung<br />

Maria und Walter Strebi-Erni› im Hans<br />

Erni Museum. Besonders der Kubismus scheint<br />

es dem jungen Künstler angetan zu haben: So<br />

malte er in dieser Zeit in kantige, geometrische<br />

Formen zerfallende Stillleben und Figuren, die<br />

unverkennbar an Pablo Picasso oder Georges<br />

Braques erinnern. Aber auch in surrealistischer<br />

und neusachlicher Manier versuchte er sich. In<br />

Paris, so scheint es, probierte sich Erni aus, auf<br />

der Suche nach dem eigenen Stil. Umso spannender,<br />

dass bereits in dieser frühen Phase<br />

Sujets zu finden sind, die in späteren Werken<br />

wieder auftauchen: Athleten, die Zweisamkeit<br />

von Mutter und Kind, Szenen aus der griechischen<br />

Mythologie. Und auch die gleichermassen<br />

abstrakten wie figürlichen Liniengeflechte,<br />

für die Erni später bekannt wurde und die in<br />

der Sammlungsschau des Hans Erni Museums<br />

zu sehen sind, erscheinen vor seinen Pariser<br />

Versuchen plötzlich in neuem Licht. TSO<br />

Margareta Daepp · Quadrat, Kreis, Hexagon,<br />

2016, aus der Serie ‹Pictogramme poétique›,<br />

Porzellan, Karosserielack, Silber, Masse gesamt<br />

ca. 55 x 70 x 3 cm. Foto: Dominique Uldry<br />

→ Musée Ariana, bis 24.9. ↗ musee-ariana.ch<br />

Hans Erni · Stillleben mit weissem Tuch, 1932,<br />

Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm. Foto: A. Stadler<br />

→ Hans Erni Museum, bis 30.7.<br />

↗ verkehrshaus.ch/hansernimuseum<br />

82 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>

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