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Kunstbulletin Juli/August 2023

Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.

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<strong>Kunstbulletin</strong>: Sie betätigen sich in verschiedenen künstlerischen Disziplinen: Literatur,<br />

Theater, Musik, Kabarett. Welche Rolle spielt die bildende Kunst in Ihrem Leben?<br />

Franz Hohler: Ich hatte stets ein Auge auf bildende Kunst. An allen Kunstformen interessiert<br />

mich ja stets das, was ich selber machen kann. (Lacht) Als Bub habe ich sehr<br />

gern gezeichnet. Das Früheste, was davon erhalten ist, ist ein Comic, ‹Das unglückliche<br />

Pferd›, der jetzt auch im Historischen Museum in Olten zu sehen ist. Das sich<br />

ergänzende Nebeneinander von Bild und Text hat mir immer gefallen.<br />

<strong>Kunstbulletin</strong>: Im Kunstmuseum Olten haben Ihnen nun verschiedene Kunstschaffende<br />

ein Geburtstagsgeschenk in Form eines Kunstwerks gemacht. Wie fühlt<br />

sich das an?<br />

Hohler: Ich war sehr gerührt, dass es ein Echo aus dieser Sparte gibt. Darunter sind<br />

Kunstschaffende, die ich länger kenne oder mit denen ich befreundet bin, wie Alex<br />

Sadkowsky oder Erich Sahli, auch Roman Signer, Martin Ziegelmüller oder Dieter Leuenberger.<br />

Mit Pipilotti Rist bin ich in lockerem Austausch, seit sie damals zur Künstlerischen<br />

Leiterin der Expo 0.1 ernannt worden war. Das sind gegenseitige Sympathien.<br />

<strong>Kunstbulletin</strong>: Prägt dieser Austausch auch Ihre eigene Arbeit?<br />

Hohler: Ich würde nicht von einer direkten Wirkung sprechen. Aber alles, worüber man<br />

nachdenkt, ist Humus für das, was man selbst macht. Zudem ist es eine Ermutigung,<br />

dass die Leute auf verschiedensten Gebieten versuchen, die Welt mitzugestalten.<br />

<strong>Kunstbulletin</strong>: In Olten zeigen Sie erstmals eigene Fotografien. Dient Ihnen die Fotografie<br />

als Ausgangspunkt für Geschichten?<br />

Hohler: Nicht unbedingt. Es ist eine andere Form des Ausdrucks. Fotos zeigen einen<br />

Ausschnitt aus der Wirklichkeit, und das hat mich schon immer interessiert. Der Bildausschnitt<br />

zeigt, dass man etwas wahrgenommen hat. Ähnlich verhält es sich bei<br />

den Spaziergängen. Nach einer Wanderung frage ich mich oft: Was habe ich gesehen?<br />

Diese Ausschnitte aus der Erinnerung sind auch Bilder. Das, was man nachträglich<br />

noch erinnert, ist das, was erzählenswert ist.<br />

Die Erinnerung als kuratorischer Ansatz<br />

<strong>Kunstbulletin</strong>: Im Kunstmuseum Olten betätigen Sie sich für die Sammlungsausstellung<br />

‹Schatzkammer› erstmals als Kurator. Wie gefiel Ihnen diese Rolle?<br />

Hohler: Ich habe mich zwei-, dreimal verflucht, dass ich diese Wahnsinnsarbeit angenommen<br />

habe. Die Sammlung beinhaltet 12’000 Objekte! Die Kuratorinnen, Katja<br />

Herlach und Dorothee Messmer, waren aber sehr hilfreich. Ich habe versucht, aus<br />

dem vorhandenen Material etwas Anregendes zu gestalten. Dabei ging ich nach persönlichen<br />

Kriterien vor: Wen kenne ich? Oder was hing früher bei uns zu Hause? Martin<br />

Disteli war in meiner Kindheit eines meiner Zeichnungsvorbilder – seinen ‹Froschmäuseler›,<br />

den Krieg der Frösche gegen die Mäuse, konnte ich lange betrachten. Von<br />

Hans Härri hing eine Landschaft in meinem Elternhaus, und ich nahm für kurze Zeit<br />

bei ihm Zeichenunterricht. Er war ein guter Pädagoge, weil er an die Kreativität der<br />

Schüler und Schülerinnen glaubte. Von ihm wählte ich für die ‹Schatzkammer› dieses<br />

erstaunliche Bild von Olten, bei dem man denkt, Olten liege in Apulien.<br />

42 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>

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