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Kunstbulletin Juli/August 2023

Unsere Juli/August Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Doris Salcedo, Franz Hohler, Reena SainiKallat, Reto Müller, uvm.

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Fundus von Strika stehen. Die Verpackungsmaterialien<br />

und Fundgegenstände sind wie Figuren<br />

eines wandernden Schattentheaters, das<br />

an verschiedenen Orten seine Bühne aufbaut.<br />

Dabei sind es eben nicht einzelne Elemente,<br />

sondern die feinsinnigen Konstellationen,<br />

welche immer wieder aufs Neue zu begeistern<br />

wissen. AU<br />

Ana Strika · Kreisen, <strong>2023</strong>, Ausstellungsansichten<br />

Kulturhaus Obere Stube.<br />

Foto: Roberta Fele<br />

→ Kulturhaus Obere Stube, bis 23.7.<br />

↗ kulturhaus-oberestube.ch<br />

Sylvie Fleury<br />

Winterthur — Eine Meisterdiebin und ihre<br />

Komplizen. Mit dieser kurzen Formel liesse<br />

sich das Verhältnis der Genfer Künstlerin Sylvie<br />

Fleury (*1961) zu ihrem Publikum beschreiben.<br />

Dass das Multitalent – ihre Arbeit reicht<br />

vom intelligent arrangierten Objet trouvé über<br />

Videos, Skulpturen, Malerei bis hin zu Installationen<br />

– weiter munter, augenzwinkernd und<br />

auf der Höhe der Zeit produziert, ahnten wir<br />

vor Kurzem anlässlich der kleinen Ausstellung<br />

‹Double Positive› in der Bechtler Stiftung in<br />

Uster. Fleury hat mehr zu sagen. Das zeigt die<br />

Sommerausstellung des Kunst Museum Winterthur<br />

| Beim Stadthaus mit der Ausstellung<br />

‹Sylvie Fleury – Shoplifters from Venus›, also<br />

«Ladendieb:innen / Diebstähle von der Venus»,<br />

wobei wir gerne an die Göttin, den Planeten,<br />

Ausserirdische oder uns selbst denken können.<br />

Bevor es in ihre in retrospektiver Fülle ausgebreitete<br />

Welt im Erweiterungsbau geht, legt<br />

die Künstlerin in den Sälen der Klassischen<br />

Moderne programmatisch erste Köder aus.<br />

Gleich im zweiten Saal stossen wir auf ‹White<br />

Gold›, 2010. Auf einem Sockel glänzt eine zerknautschte<br />

Luxustasche silbrig, aus der ebenso<br />

versilbert ein Bilderrahmen ragt. Wir ahnen,<br />

das Objekt behauptet nicht nur durch den<br />

Sockel, sondern durch sein Material, Bronze,<br />

eine Skulptur, ein Kunstwerk zu sein, das es mit<br />

den Klassikern aufnehmen will: Die Ölmalerei<br />

eines Fernand Léger an den Wänden veredelt<br />

den glitzernden Gegenstand und wird zugleich<br />

zu dessen Kulisse degradiert. Fleury steckt sie<br />

munter in die Tasche.<br />

Aneignung, Crossover und Remodellierung<br />

verschiedener sozial-gesellschaftlicher Bedeutungs-<br />

und Anerkennungssysteme beherrscht<br />

die Künstlerin meisterhaft, grosszügig,<br />

humorvoll, nie didaktisch oder bevormundend.<br />

Wir sehen uns ausgerechnet im kleinsten<br />

Saal mit einem beeindruckenden Arsenal an<br />

Raketen konfrontiert, phallische Monumente,<br />

alle mit ‹First Spaceship on Venus› betitelt und<br />

glänzend lackiert, aus Zink-Platten verschraubt<br />

oder mit weissem Fell überzogen – alles, was<br />

männliche Ermächtigungsfantasien beflügeln<br />

88 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2023</strong>

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