Profiwissen Fassade - Raiss
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C. Bauphysik und Konstruktion<br />
C12. Die drei <strong>Fassade</strong>ntypen<br />
1. VHF - Vorgehängte hinterlüftete <strong>Fassade</strong><br />
Maßtoleranzen für die Ebenheit einer <strong>Fassade</strong><br />
Für die Festlegung von zulässigen Ebenheiten kann DIN 18202 verwendet<br />
werden. Dort werden in Tabelle 3 der Ausgabe 2013-04 für Wände<br />
zwei Qualitätsstufen definiert (siehe Tab. C12.3).<br />
• Sprünge und Absätze sollen vermieden werden. Strukturbedingte<br />
Absätze sind darunter jedoch nicht zu verstehen.<br />
• Bei einschaligem Mauerwerk gelten die Toleranzen nur für die<br />
bündige Seite.<br />
• Die bei Bauprodukten zulässigen Maßabweichungen sind in den<br />
Grenzwerten für Ebenheitsabweichungen nicht enthalten und daher<br />
zusätzlich zu berücksichtigen.<br />
Es ist zu prüfen, ob weitergehende Anforderungen aus Fachregeln<br />
bestehen. Das VFF [21] Merkblatt Tol.01 stellt z. B. in Frage, ob die<br />
Grenzwerte nach DIN 18202 in jedem Fall ausreichen.<br />
Stichmaße a als Grenzwerte [mm]<br />
bei Messpunktabständen [m] bis<br />
Beschreibung<br />
0,1 1,0 4,0 10,0 15,0<br />
Nichtflächenfertige Wände:<br />
z. B. Rohbauwand<br />
5 10 15 25 30<br />
Flächenfertige Wände:<br />
z. B. geputzte Wände und 3 5 10 20 25<br />
Wandbekleidungen<br />
wie vor, jedoch mit<br />
erhöhten Anforderungen b 2 3 8 15 20<br />
Tab. C12.3 Grenzwerte für die Ebenheitsabweichungen c .<br />
a Zwischenwerte dürfen geradlinig interpoliert werden, Rundung auf ganze Millimeter.<br />
b gelten nur, wenn sie vereinbart wurden.<br />
c nach DIN 18202:2013-04<br />
1. VHF - Vorgehängte hinterlüftete <strong>Fassade</strong><br />
Bei einer vorgehängten hinterlüfteten <strong>Fassade</strong> VHF wird eine Bekleidung<br />
mit Abstand vor die tragenden Rohbauwand eines Gebäudes montiert.<br />
Die <strong>Fassade</strong>nbekleidung dient in erster Linie als Wetterschutz. Bei<br />
richtiger Materialwahl und korrekter Detailausbildung gilt die VHF als<br />
langlebige und bauphysikalisch optimale Konstruktion. Beispiele aus vielen<br />
Regionen der Welt mit extremen Wetterlagen zeigen, wie feuchterobust<br />
und dauerhaft sich diese Konstruktionen erweisen (Beispiel:<br />
Westküste Norwegens, siehe Foto Seite 84).<br />
<br />
<br />
Unterkonstruktion<br />
Abb. C12.4 Die verschiedenen Funktionsschichten einer VHF.<br />
Das System VHF ermöglicht aufgrund der Konstruktionsart eine Vielzahl<br />
ganz unterschiedlicher <strong>Fassade</strong>nbekleidungen, z. B. vertikale oder horizontale<br />
Holzschalungen, HPL-Platten, Faserzement-Tafeln / -Platten,<br />
Trapezbleche, Feinsteinzeug. Durch die Wahl der Formate, der Struktur,<br />
der Farbe(n), durch exakte Raster- und Fugenplanung sowie Kombination<br />
unterschiedlicher Werkstoffe oder <strong>Fassade</strong>ntypen lässt sich das<br />
Erscheinungsbild eines Gebäudes attraktiv und spannungsvoll gestalten.<br />
<br />
Grundlattung<br />
<br />
<br />
Grafik: Eternit GmbH<br />
Der Systemaufbau der vorgehängten hinterlüfteten <strong>Fassade</strong> wird in<br />
DIN 18516 „Außenwandbekleidungen, hinterlüftet - Teil 1: Anforderungen,<br />
Prüfgrundsätze“ beschrieben. Die Konstruktion besteht aus folgenden<br />
Komponenten:<br />
1. Bekleidung mit den Befestigungselementen und ggf. Fugenbändern.<br />
2. Luftschicht ggf. mit Lüftungsprofilen (siehe Tab. C12.5).<br />
3. Unterkonstruktion (Tragprofile / Traglatten) mit den<br />
Verbindungselementen. Bei bestimmten Bekleidungen können<br />
Vollschalungen erforderlich sein (z. B. Schiefer).<br />
4. Holzfaserdämmplatten als vollflächige Dämmebene<br />
(Option, in Abb. C12.4 nicht dargestellt).<br />
5. Grundlattungen (Holz) oder Grundhalterungen (Metall) mit den<br />
Verankerungselementen zur Rohbauwand.<br />
6. Ggf. Dämmstoffe.<br />
Eigengewicht und Windlasten aus der Bekleidung müssen sicher und<br />
kraftschlüssig durch die Unterkonstruktion in die Rohbauwand eingeleitet<br />
werden. DIN 18516-1 besagt im Abschn. 6.1: „Für hinterlüftete Außenwandbekleidungen<br />
ist vom Fachplaner ein prüffähiger Standsicherheitsnachweis<br />
zu erstellen. (...)“<br />
Für brettformatige Bekleidungen (bis 30 cm Breite) gilt DIN 18516-1<br />
allerdings nicht. Hier können handwerkliche Fachregeln angewendet<br />
werden (z. B. [18], gilt für Gebäude bis 10 m Höhe).<br />
Das Aufstellen eines prüffähigen Standsicherheitsnachweises ist nach<br />
ATV DIN 18351 eine besondere Leistung, gleiches gilt für die bauphysikalischen<br />
Nachweise der VHF.<br />
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