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Profiwissen Fassade - Raiss

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C. Bauphysik und Konstruktion<br />

C11. Schutzfunktionen und Funktionsebenen<br />

1. Witterungsschutz<br />

1. Witterungsschutz<br />

Die <strong>Fassade</strong>nbekleidung als äußere Funktionsebene muss vor allem vor<br />

Niederschlägen schützen. Diese Aufgabe kann z. B. eine Putzschicht<br />

oder eine Bekleidung übernehmen. Eine Hinterlüftungsebene hinter den<br />

Bekleidungselementen bietet zusätzliche Sicherheit, denn der Hinterlüftungsraum<br />

wirkt druckausgleichend, so dass möglicherweise eindringender<br />

Schlagregen an der Rückseite der Bekleidung abläuft. Daher<br />

müssen selbst offene Fugen zwischen den Bekleidungselementen den<br />

Witterungsschutz nicht beeinträchtigen.<br />

Im Hinblick auf die Schlagregenbeanspruchung, dies bedeutet Regen<br />

bei gleichzeitiger Windanströmung, werden in DIN 4108-3 [2] drei Beanspruchungsgruppen<br />

definiert. Der Planer ordnet das Gebäude aufgrund<br />

der Kenndaten (Wind, Niederschlagsmenge, örtliche Lage, Gebäudeart)<br />

der entsprechenden Beanspruchungsgruppe zu und prüft die Eignung<br />

der Wandkonstruktion. Die Norm enthält dazu eine Übersichtskarte, die<br />

für Deutschland Gebiete nach den drei Schlagregen-Beanspruchungsgruppen<br />

ausweist.<br />

Bauart<br />

VHF<br />

Vorgehängte<br />

hinterlüftete <strong>Fassade</strong><br />

(ab Seite 104)<br />

WDVS<br />

Wärmedämm-<br />

Verbundsystem<br />

(ab Seite 106)<br />

VMW<br />

Verblendmauerwerk<br />

(ab Seite 109)<br />

I<br />

(gering)<br />

< 600 mm Jahresniederschlag<br />

geschützte Lage,<br />

Gebäude geringer Höhe<br />

Beanspruchungsgruppe<br />

II<br />

(mittel)<br />

< 800 mm Jahresniederschlag<br />

exponierte Lage,<br />

Hochhäuser<br />

III<br />

(stark)<br />

> 800 mm Jahresniederschlag<br />

exponierte Lage,<br />

Hochhäuser<br />

Außenwände mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen nach DIN 18516<br />

(auch mit offenen Fugen zwischen den Bekleidungsplatten).<br />

Außenwände in Holzbauart mit vorgehängter Bekleidung und zusätzlicher Wasser ableitender Schicht (äußere<br />

Beplankung sd 0,3 m oder Holzfaserdämmplatte nach DIN EN 13171).<br />

Außenwände mit einem zugelassenen Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS).<br />

Dazu gehören Außenwände in Holzbauart mit Wärmedämm-Verbundsystem<br />

mit Holzfaserdämmplatten. Hier ist ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis<br />

mit Bezug auf eine Holzunterkonstruktion erforderlich.<br />

Die Eignung des WDV-Systems ist<br />

mit dem Hersteller abzustimmen.<br />

Zweischaliges Verblendmauerwerk nach DIN 1053-1 mit Luftschicht und Wärmedämmung oder Kerndämmung (mit<br />

Innenputz).<br />

Außenwände in Holzbauart mit Mauerwerk-Vorsatzschale nach DIN 1053-1, Außenbeplankung mit mineralischem<br />

Faserdämmstoff oder Holzfaserdämmplatten und zusätzlicher Wasser ableitender Schicht, Luftschicht 40 mm.<br />

Tab. C11.2 Beispiele für die Zuordnung von Wandbauarten und Beanspruchungsgruppen (DIN 4108-3: 2014-11 [2]).<br />

Anmerkungen zu Tab. C11.2<br />

• VHFs sind allesamt unkritisch bezüglich Schlagregen auch in der<br />

Beanspruchungsgruppe III.<br />

• Beim WDVS ist auf die Anforderungen besonders zu achten, denn<br />

allein die Putzschicht muss dauerhaft den Witterungsschutz<br />

sicherstellen incl. aller Anschlussbereiche. In Zulassungen wird die<br />

Verwendung des WDVS teils auf die Beanspruchungsgruppen I und II<br />

begrenzt.<br />

Für die Beanspruchungsgruppe III wird die Putzfassade auf<br />

hinterlüfteten Putzträgerplatten empfohlen (VHF).<br />

• Das VMW ist zwar für die Beanspruchungsgruppe III ausgewiesen,<br />

aufgrund der Mengen an durchdringendem Wasser wird hier<br />

allerdings von einem Einsatz in Kombination mit einer<br />

Holzrohbaukonstruktion abgeraten.<br />

Wird ein VMW in Kombination mit einer Holzrohbaukonstruktion<br />

ausgeführt so ist der Wandaufbau entsprechen DIN 68800-2 zu<br />

planen (siehe Tab. C11.3).<br />

Der Schlagregenschutz von Gebäuden ist auch im Bereich von Fugen<br />

und Anschlüssen sicherzustellen. Eine Abdichtung kann durch Verarbeitung<br />

von Fugendichtstoffen (siehe auch DIN 18540), Dichtbändern,<br />

Folien oder entsprechend funktionierenden konstruktiven Maßnahmen<br />

gegen Schlagregen möglich sein.<br />

Beim Schutz von Wänden gegen Feuchtigkeit sind neben der Schlagregenbeanspruchung<br />

(siehe oben) weitere Beanspruchungen zu berücksichtigen:<br />

• Spritzwasser im Sockelbereich<br />

• Tauwasser aus Diffusion<br />

• Tauwasser bei Wechselklima<br />

Holzkonstruktionen<br />

Bei <strong>Fassade</strong>n oder bei Wandkonstruktionen aus Holz ist zusätzlich<br />

DIN 68800 [15] zu beachten. In Teil 2 der Norm werden weitergehende<br />

Vorgaben gemacht. Definiert werden Maßnahmen für einen „dauerhaft<br />

wirksamen Wetterschutz“ (Tab. C11.3). Dies bildet bei Außenwänden in<br />

Bezug auf die <strong>Fassade</strong>n die Voraussetzung für die Einordnung in die<br />

Gebrauchsklasse GK 0 und damit auf den Verzicht von chemischen<br />

Holzschutzmaßnahmen.<br />

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