Profiwissen Fassade - Raiss
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C. Bauphysik und Konstruktion<br />
C16. Umwelteinflüsse / Wartung<br />
1. Algen- und Pilzbefall<br />
C16. Umwelteinflüsse / Wartung<br />
1. Algen- und Pilzbefall<br />
Algen die Gebäude besiedeln haben in ihrer Entwicklung eine Strategie<br />
entwicklet mit Trockenheit und der UV-Strahlung zurecht zu kommen.<br />
Sie bilden Sporen aus, die bei für Algen ungünstigen Bedingungen überdauern<br />
können. Algen zeigen sich auf Oberflächen und wirken störend<br />
aufgrund der Verfärbungen. Nun sind aber nicht alle Verfärbungen<br />
Algen, sondern können auch als Schimmelpilze identifiziert werden. In<br />
beiden Fällen handelt es sich um optische Beeinträchtigungen nicht aber<br />
um einen Baumangel, der die Hauptfunktionen einer Außenwand herab<br />
setzen würde. Ein Ärgernis bleibt es in jedem Fall.<br />
Das Phänomen von Algen auf Gebäudefassaden nimmt subjektiv gesehen<br />
zu. Wobei dies auch in Frage gestellt werden kann. Denn auf weißen<br />
(geputzten) <strong>Fassade</strong>n fallen Verfärbungen deutlich stärker und<br />
deutlich früher auf. Die weiße <strong>Fassade</strong> ist in unserem Klimabereich eine<br />
„Errungenschaft“ der Neuzeit. Entscheiden sich Bauherren für die Farbe<br />
weiß an der <strong>Fassade</strong>, möchten sie auch, dass es weiß bleibt.<br />
<br />
Das strahlende Weiß von <strong>Fassade</strong>n funktioniert in den warmen<br />
(Urlaubs)Regionen sehr gut. Denn:<br />
Wo es trocken ist entstehen keine Algen und kein Schimmel!<br />
Zu früherer Zeit waren <strong>Fassade</strong>n in unseren Klimabereichen überwiegend<br />
aus natürlichem Material hergestellt (Stein, Holz usw.). Auch diese<br />
Materialien wurden und werden durch Algen und Schimmel befallen.<br />
Allerdings fällt es weniger auf und manch eine schöne alte <strong>Fassade</strong> verdankt<br />
ihre „Alterungspatina“ u. a. einem „natürlichen“ Bewuchs.<br />
Der geschilderte Zusammenhang mündet quasi in einer Risikoabwägung.<br />
Wie hoch mag das Risiko für den Fall sein, dass sich ein Bauherr<br />
für eine weiße <strong>Fassade</strong> entscheidet und später aufgrund von Algenbefall<br />
unzufrieden mit ebendieser ist?<br />
Vielleicht ist der Vergleich erlaubt, dass sich ein Autofahrer nach einem<br />
Unfall nicht beim Hersteller des Fahrzeugs beschweren wird, wenn er<br />
sich für seine Fahrt zu einer höheren Geschwindigkeit entschlossen hat.<br />
Ihm dürfte bewusst sein, dass sein Unfallrisiko mit dem höheren Tempo<br />
expotenziell steigt.<br />
Und gerade hier liegt der Ball bei den Bauschaffenden. Denn Bauherren<br />
haben keinen „Führerschein“ gemacht und sind sich nicht unbedingt<br />
bewusst, dass „natürliche“ Verfärbungen ganz normal sind, sich aber<br />
gerade auf hellen Farben stark auffällig zeigen.<br />
Andersherum formuliert: ein Bauherr kann sich nur mit begrenzten<br />
Erfolgsaussichten bei seinen Baupartnern beschweren, wenn ihm nachzuweisen<br />
ist, dass ihm das Risiko von auffälliger Verfärbung auf einer<br />
hellen <strong>Fassade</strong> sehr wohl bewusst war. Dazu stellt die VOB im Teil B das<br />
bekannte Verfahren aus Bedenkenmeldungen usw. zur Verfügung.<br />
1. Frage: Was beeinflusst den Algenbefall?<br />
Die Einflussfaktoren sind globaler, regionaler und lokaler Art. Wobei baulich<br />
gesehen allein die lokalen Faktoren von Planern und Ausführenden<br />
beeinflusst werden können.<br />
• Oberflächengestaltung<br />
• Himmelsrichtung<br />
• hausnaher Pflanzenbewuchs<br />
• Art der Oberfläche<br />
• Feuchtehaushalt der Oberfläche<br />
• pH-Wert 1<br />
• Oberflächentemperatur (Grad der Außenwanddämmung)<br />
• Temperatur<br />
• Wind<br />
• Klima<br />
• Umfeld<br />
• Regionale Belastung (Bestandteile der Luft, städtisch/ländlich)<br />
• Detailausbildung<br />
Bild: Ing.-Büro Meyer<br />
Abb. C16.1 Algenbefall? Pilzbefall? Oder beides? Die Himmelsrichtung<br />
spielt eine wichtige Rolle sowie dem Grad der Verschattung.<br />
Sowohl die Putzfläche als auch die Bekleidungsplatten des Carports sind<br />
befallen.<br />
1 Der pH-Wert ist ein Maß für den sauren oder basischen Charakter einer wässrigen<br />
Lösung. Der Wertebereich liegt zwischen 0 und 14 wobei die geringen Werte der<br />
„saure“ Bereich ist und höheren Werte „basisch“. Der Wert 7,0 gilt als neutral.<br />
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