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Ein verlorenes Jahr als Kriegsgefangener in Afrika<br />
(1943)<br />
Im Zwiespalt der Gefühle<br />
Ich wusste nicht, sollte ich über die Gefangennahme glücklich<br />
oder enttäuscht sein! Ich war im Zwiespalt meiner Gefühle. Die<br />
gesamte Mannschaft hatte die Gefangennahme ohne Schaden<br />
überstanden, und das machte mich froh. Dass ich mir durch<br />
„Heldenmut“ kein „Eisernes Kreuz“ verdienen konnte, aber<br />
mit „gesundem Kreuz“ in Gefangenschaft kam, machte mich<br />
überglücklich. Hoffentlich komme ich auch eines Tages gesund<br />
nach Hause.<br />
Nach der Aufklärung durch den englischen Offizier über die<br />
militärische Lage war mir die Behandlung der Italiener<br />
einigermaßen klar. Die Alliierten waren Anfang Oktober auf<br />
Sizilien gelandet. Der Überläufer Marschall Badoglio putschte<br />
am 8. September 1943 und fiel der deutschen Wehrmacht in den<br />
Rücken. Doch die Engländer liebten den Verrat, nicht aber<br />
den Verräter.<br />
Auf dem englischen Zerstörer<br />
Nach den Ausführungen des Offiziers mussten wir uns entkleiden<br />
und unter die Dusche stellen. Nach dem Abtrocknen<br />
wurden die Haare, Schamhaare und Achselhaare mit einem<br />
Entlausungsmittel besprüht. Dann konnten wir uns wieder<br />
anziehen. An unseren Uniformen fehlten einige Knöpfe und<br />
Abzeichen, auch mein Käppi war nicht mehr auffindbar. Ich<br />
konnte diese Sachen verschmerzen, denn dafür gab es ein<br />
sehr gutes Essen. Zusätzlich fühlten einige Tommys kameradschaftlich<br />
mit uns und gaben uns Zigaretten und Schokolade.<br />
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