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Eine solche schlechte Idee ist mir in besonderer Erinnerung<br />
geblieben. Objekt unserer Tat war das Fräulein Noack. Eine<br />
stark taillierte und äußerst phlegmatische Dame. Sie war tatsächlich<br />
so träge, dass sie nicht einmal den Stuhl, auf den sie<br />
sich zu setzen gedachte, selbst verrückte. Der Primus unserer<br />
Klasse, ein kleiner Schleimer, rückte den Stuhl in jeder Pause<br />
auf den entsprechenden Platz und platzierte präzise Lineal,<br />
Klassenbuch und Rohrstock auf dem Lehrerpult. Damit hatte<br />
der Primus seine Arbeit getan. Wir vier Jungen hatten wieder<br />
einmal Strafarbeit zu verrichten und mussten dazu in der<br />
Pause im Klassenraum verbleiben. Das von uns schon lange<br />
geplante Unheil nahm seinen Lauf.<br />
Schielke und Peters saugten den Rohrstock voll Tinte.<br />
Schuricke und ich platzierten unter die hinteren Stuhlbeine,<br />
handelsübliche und käuflich erworbene Stinkbomben. Um<br />
ein vorzeitiges Zerdrücken durch das Eigengewicht des Stuhles<br />
zu verhindern, falteten wir kleine Stücken Pappe und legten<br />
sie schützend dazwischen. Unsere einzige Sorge war, dass<br />
der Aber diese Sorge war unberechtigt. Fräulein Noack kam,<br />
pflanzte sich behäbig auf den Stuhl - und es stank. Aber nur<br />
sehr dezent, denn leider war eine Stinkbombe nicht geplatzt,<br />
da sie sich verschoben hatte. Dennoch war Fräulein Noack<br />
erzürnt. Sie griff in ihrer Wut zum Rohrstock, holte aus und<br />
donnerte den Rohrstock auf den Lehrerpult.<br />
Beim ersten Hieb war sie geschockt und wir erschreckt. Beim<br />
zweiten Hieb fing ein großes Geschrei an. Die ersten Reihen<br />
waren bis zur Hälfte mit Tinte bespritzt. Aber diesen Effekt<br />
hatten wir weder so geplant noch als Möglichkeit bedacht.<br />
Unser Plan hatte vorgesehen, dass, wenn ein Schüler vor die<br />
Klasse treten musste, um sich seine Bestrafung abzuholen,<br />
dass die Tinte auf den Fußboden spritzen würde.<br />
Die Folgen dieses Streiches bekamen nicht nur wir vier in<br />
brutaler Art zu spüren, sondern auch unsere Familien. Wir<br />
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