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zu schnell war die Zeit um, und als es zum Abschied kam,<br />
flossen auf beiden Seiten viele Tränen.<br />
Durch die Krankheit und Kur hatte ich etwa drei Monate<br />
Schulausfall. Es war nicht verwunderlich, dass ich den Lernstoff<br />
nicht nachholen konnte. So drehte ich die Runde der<br />
sechsten Klasse ein zweites Mal.<br />
Mit der Clique auf Bengs Wiesen<br />
Der Alltag hatte mich wieder, aber wir hatten in unserer Clique<br />
viel Spaß bei gemeinsamen Streichen. Da sich zu Hause sowieso<br />
niemand um mich scherte, und es niemanden kümmerte, ob<br />
ich Schulaufgaben machte oder nicht, flog nach der Schule<br />
der Ranzen auf den Wohnzimmerschrank, und ich war verschwunden.<br />
Die Hausaufgaben erledigte ich übrigens immer<br />
morgens vor der Schule. Dazu stand ich immer eine Stunde<br />
früher auf und setzte mich auf die Stufen vor unserem Haus.<br />
Das Aktionsfeld meiner Clique waren Bengs Wiesen und das<br />
Breite Bruch. Das Breite Bruch war in unserer Fantasie unsere<br />
Prärie, es war die unendliche Freiheit. Nicht die Enge von zu<br />
Hause, der Streit, die Unruhe der Geschwister, der Dunst der<br />
Küche.<br />
Das Breite Bruch waren in der Realität die Flutwiesen der<br />
Stadt und boten ihr Schutz. Dort konnte bei Hochwasser im<br />
Herbst und Winter das Wasser auslaufen. Durch das Breite<br />
Bruch schlängelte sich der Neujahrsgraben an den Schmerzker<br />
Wiesen vorbei bis Göttin und mündete in der Plane. Der<br />
Neujahrsgraben war größtenteils knietief, hatte aber auch<br />
Untiefen. Fische und Krebse gab es ausreichend. Wir besorgten<br />
uns vom Händler leere Zwiebelsäcke, trennten sie auf und<br />
nähten sie als Netz wieder zusammen. Beim Fischen gab es<br />
immer reiche Beute. Die Fische rösteten wir über dem Lager-<br />
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