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Auf dem Bahnsteig wurden wir sieben Mann von Schwarzhändlern<br />
und anderen zwielichtigen Gestalten bestürmt, ob<br />
wir was kaufen oder verkaufen wollten. Wir konnten uns<br />
kaum erwehren. Die waren wie die Flöhe im Pelz. Auf dem<br />
Bahnhofsvorplatz verabschiedeten wir sieben Mann uns mit<br />
den besten Wünschen auf ein Wiedersehen. Vom Bahnhof<br />
führte die Große Gartenstraße, die Straße meiner Jugendzeit,<br />
direkt zur Stadtmitte. An der Ecke Blumenstraße blieb ich stehen<br />
und betrachtete das Straßenbild. Es war schockierend für<br />
mich. Außer den Eckhäusern war die Blumenstraße, die Straße<br />
meiner Freunde und der Ausgangspunkt unserer Streiche,<br />
total zerbombt. Links und rechts die Gartenstraße war bis<br />
zum Trauerberg ebenfalls ein Opfer englischer Bomben geworden.<br />
Da auch das Haus meiner Kindheit nicht mehr stand, führte mein<br />
erster Weg mich zu Oma. Die Steinstraße und die Nebenstraßen<br />
waren dem Bombenhagel entgangen. Mama und Tante Hilde<br />
waren ausgebrannt und wohnten jetzt bei Oma, Mama in<br />
einer verwanzten Dachwohnung, während Tante Hilde ein<br />
Zimmer in der Wohnung von Oma hatte. Auch Onkel Willi<br />
war nach der Entlassung aus dem KZ Buchenwald bei Oma<br />
eingezogen und schlief auf der Couch im Wohnzimmer. Ich<br />
konnte da also nicht wohnen und musste mir eine andere<br />
Bleibe suchen.<br />
Zuhause<br />
Mir kam der Gedanke, dass mir Inge helfen könnte. So ging<br />
ich zu ihrer Wohnung in der Kleiststraße 4, und Mutter Arnswald<br />
empfing mich wie einen verlorenen Sohn, unter Tränen<br />
und mit freudiger Überraschung. Ich konnte ja nicht ahnen,<br />
dass Inge ihr schon das Treffen und den Beischlaf in Glöwen<br />
gebeichtet hatte.<br />
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