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wütete wie eine Räuberbande in der Stadt. Juden wurden wie<br />
Vieh aus den Häusern getrieben und auf LKW’s gejagt. Die<br />
Geschäfte und Firmen der Juden wurden geplündert und<br />
zerstört. Aber keiner rührte die Hände, um diesen Menschen<br />
zu helfen. Aber ich sah sehr wohl Frauen und auch Männer,<br />
die weinten vor Wut oder Hilflosigkeit. Denn jeder Versuch<br />
zu helfen, bedeutet mit Sicherheit, selbst eingesperrt zu werden.<br />
Auch im Nachbarhaus, in der Großen Gartenstraße Nr. 7, wurden<br />
die Familie Papendick mit<br />
ihrem Sohn Joshi, mit dem<br />
ich des Öfteren gespielt<br />
hatte, und der Tuchhändler<br />
Wollenweber, bei dem man<br />
Anschreiben oder auf Abzahlung<br />
kaufen konnte, Opfer<br />
dieser Verfolgung.<br />
In der Familie gab es ebenfalls<br />
ein trauriges Ereignis.<br />
Meine Tante Charlotte,<br />
Tante Charlotte<br />
Onkel Willis Frau, starb an<br />
Schwindsucht. Sie war eine<br />
so hübsche junge Frau mit<br />
blonden, lockigen Haaren<br />
und einer Pfirsichhaut. Ich<br />
glaube, ich war heimlich in<br />
sie verliebt, ohne dass es mir<br />
bewusst war, denn ich bewunderte sie sehr. Oft hatte ich mich<br />
gefragt, wie mein Onkel solch’ eine Frau hatte bekommen<br />
können. Er hatte das Aussehen eines Boxers. Aber ich wusste<br />
auch, dass er sie auf Händen getragen hatte.<br />
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