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ternfilme an. Einige Male waren wir auch in einer Gaststätte.<br />
Onkel Willi achtete aber streng darauf, dass ich keinen Alkohol<br />
bekam.<br />
Bevor wir abends zur Ruhe gingen, lasen wir beide im Bett<br />
immer Schmöker. Onkel Willi liebte es, Krimis zu lesen, und<br />
ich verschlang mit Eifer Abenteuergeschichten von Rolf<br />
Tourings oder Jörn Farnows. In den Hinterhöfen der Stadt<br />
Brandenburg gab es Ende der dreißiger Jahre noch nicht überall<br />
Anschluss an das Stromnetz. Deshalb hing über dem Ehebett,<br />
in dem wir beide schliefen, eine Petroleumlampe. Eines<br />
Abends schliefen wir über dem Lesen ein und vergaßen die<br />
Lampe zu löschen. Am nächsten Morgen war die Wohnung<br />
voller Rußflecken und unsere Nasenlöcher waren schwarz.<br />
Wir hatten eben einen klassischen Männerhaushalt.<br />
Verbrennungen<br />
So ging der Sommer zu Ende, und die kalte Jahreszeit begann.<br />
In den Wintermonaten war es in der Halle der Formerei bitterkalt.<br />
Um die Halle etwas zu erwärmen und um zu verhindern,<br />
dass der Formersand über Nacht gefriert, wurden zwei große<br />
Kanonenöfen aufgestellt. Wir Lehrlinge hatten die Aufgabe,<br />
die Öfen zu beheizen und zu verhindern, dass sie ausgingen.<br />
Zum Anheizen wurden die Öfen mit Holz belegt, mit Öl übergossen<br />
und angezündet. Wenn das Holz brannte, wurde Koks<br />
nachgeschüttet, und die Sache war erledigt. Damit der Ofen<br />
nicht ausging, wurde hin und wieder Koks nachgelegt. Diese<br />
Öfen hatten eine Höhe von 2,50 Meter und einen Durchmesser<br />
von einem Meter. Jugendliche Unerfahrenheit fordert Opfer,<br />
und ich war eines davon. Das Feuer, das ich angezündet hatte,<br />
ging aus, und es fing fürchterlich an zu qualmen. Also rollte<br />
ich eine Zeitung zusammen und wollte damit der Flamme<br />
neue Nahrung geben. Doch kaum hatte ich die Lunte in das<br />
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