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Ich fasste mein bisschen Mut zusammen und besuchte sie.<br />
Aber es sollte nicht sein. Mutter Arnswald eröffnete mit, dass<br />
Inge im Havelwerk ist und Spätschicht hat. Das Havelwerk<br />
war ein Rüstungsbetrieb, in dem Flakgeschütze hergestellt<br />
wurden. Inge Arnswald arbeitete dort als Fräser, bediente<br />
aber auch andere Maschinen.<br />
Ich stellte mich um 22 Uhr in der Nähe des Werktores auf.<br />
Es war Feierabend und dunkel, der Halbmond warf noch einen<br />
Schimmer auf die nach Hause eilenden Arbeiter. Dann sah<br />
ich sie. In Erwartung einer freudigen Überraschung und<br />
Umarmung näherte ich mich ihr. Überraschung und Freude<br />
war da. Aber ein freundliches Küsschen? Fehlanzeige. So war<br />
Inge eben. So kannte und achtete ich sie, zurückhaltend, burschikos<br />
und spitzbübisch. Quirlig wie ein kleiner Spatz. Ich mochte<br />
ihre Art, sie war anders als die anderen Mädchen, die ich<br />
kennen gelernt hatte und die sich gleich abknutschen ließen.<br />
Ich brachte Inge nach Hause,<br />
und wir verabredeten<br />
uns für Sonntag auf einen<br />
Spaziergang. Am verabredeten<br />
Sonntag wartete ich<br />
pünktlich vor ihrer Haustür.<br />
Als sie kam, hat es mich fast<br />
aus den Schuhen gehoben,<br />
Inge und ihr Bruder Heinz (Mitte)<br />
denn sie kam nicht allein.<br />
Bei ihr waren Mutter Arnswald<br />
als Anstandsdame und ihr neun Jahre jüngerer Bruder<br />
Heinz. Der kleine rotznasige, verzogene Junge erwies sich<br />
nach unserem Kennenlernen als sehr liebenswert.<br />
Ich hatte die „Ehre“, ihn die zwei Kilometer von Hohenstücken<br />
bis Butterlake Huckepack zu tragen. In Butterlake lernte ich<br />
die Großeltern von Inge kennen. Oma Groczek, eine kleine<br />
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