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Jugend zwischen Prügel und Jungenstreichen<br />
(1934 – 1938)<br />
Schule und Prügel<br />
Rückblickend möchte ich noch erwähnen, dass im April 1934<br />
die weltliche Schule, die ich bis dahin besuchte, geschlossen<br />
wurde. Meine neue Schule, die Rochow-Schule, war ganz in<br />
der Nähe unserer Wohnung in der kleinen Gartenstraße. Trotz<br />
des nun so kurzen Schulweges war diese Schule keine Verbesserung.<br />
Denn während es an der weltlichen Schule keine Züchtigungen<br />
gab, gehörten sie in der Rochow-Schule zum Alltag.<br />
Ich war ein aufgeweckter Junge voller Energie und Neugierde<br />
auf das Leben. Es entspräche nicht meinem Weltbild, wenn<br />
ich an dieser Stelle sagen würde, ich hätte die Prügel verdient,<br />
aber die Lehrer hatten zumindest meist einen Grund für die<br />
Prügel. Meinem Klassenlehrer kam mein Temperament gelegen,<br />
denn so konnte er legal seine Fehde gegen mich führen. Der<br />
Grund dieser Fehde und meines Widerstandes, lag im Religionsunterricht<br />
und meiner weltlichen Haltung gegenüber dem<br />
lieben Gott begründet. In der weltlichen Schule gab es, wie<br />
der Name beinhaltet, keinen Religionsunterricht, und auch zu<br />
Hause genoss ich keine christliche Erziehung. Somit wusste ich<br />
nicht viel über Gott und kannte keines der zehn Gebote.<br />
Für große Unkenntnis gab es oft etwas mit dem Rohrstock<br />
übers Kreuz, und für kleine Irrungen wurde zumindest an den<br />
Haaren hinter den Ohren gerissen. Gewalt war in meiner späten<br />
Kindheit und frühen Jugend täglich gegenwärtig. Wenn man<br />
diese perfide Gewalt gegenüber Schwächeren dennoch mit<br />
Humor betrachtet, so waren die Schläge und Schikanen in der<br />
Schule ein solides Härtetraining für zu Hause. Meine Mutter,<br />
die, seit Bergemann im Zuchthaus war, für uns Kinder allein<br />
sorgen musste, war offensichtlich überfordert und eine harte<br />
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