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und so ließ ich mich einige Tage erst mal bei meiner Oma<br />
nicht mehr sehen. Zu den Pimpfen ging ich auch nicht.<br />
Alfred ist zurück<br />
In der Schule ging es nicht besonders gut, und ich schlug<br />
mich eher schlecht als recht durch. Immer geradeso, das ich<br />
das Schuljahr nicht noch einmal wiederholen muss. Wie sollte<br />
ich auch bessere Leistungen bringen? Meine Mutter hatte ihre<br />
eigenen Sorgen, und der liebe Alfred, der mittlerweile aus der<br />
Haft entlassen worden war, interessierte sich nicht für mich.<br />
Es war gegenseitige Abneigung!<br />
Wieder begann eine Zeit der Demütigungen. Alfred kam oft<br />
betrunken nach Hause. Dann stritten sich meine Eltern wieder,<br />
meine Mutter bekam wieder Schläge, und anschließend gab<br />
es wieder die Versöhnung im Bett. Dies alles mitzuerleben<br />
traumatisierte mich, und ich dachte mit großer Wehmut an<br />
die ruhige und vergleichsweise glückliche Zeit mit meinem<br />
Vater zurück. Es war schon seltsam, denn ich hasste Alfred<br />
nicht einmal. Auch für meine Mutter empfand ich kein Mitleid.<br />
Vielmehr trieb es mich nur weg. Weg aus der Enge der<br />
Wohnung, weg von der Kühle der Seelen, weg von der kleinlichen<br />
und gewalttätigen Ignoranz der Menschen, die vorgaben,<br />
meine Eltern zu sein.<br />
Freude, Frohsinn und Sauberkeit der Gedanken fand ich bei<br />
meiner Oma, die mich einige Male bei sich aufnahm und mir<br />
ein eigenes Zimmer gab, bei meinem Freund Heiner und<br />
dessen Familie, die mich wie ihr sechstes Kind aufnahmen,<br />
und bei denen ich ein harmonisches Miteinander einer Familie<br />
erleben dufte. Vater Lotsch war eine Seele von Mensch, und<br />
in einem unserer vielen Gespräche stellte sich heraus, dass er<br />
meinen Vater, Wilhelm <strong>Ostwald</strong>, von einer gemeinsamen Arbeit<br />
bei der Reichsbahn kannte.<br />
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