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Abschuss<br />
Endlich ging es wieder los, Richtung Livorno an der Westküste.<br />
Es war die „San Pedro“ mit Nachschub für die Besatzung<br />
der Insel Korsika. Die vorherige Besatzung war abgelöst und<br />
die meisten verhaftet worden. Nach Kenntnis unseres neuen<br />
Flakleiters hatte diese Truppe Heeresgut gestohlen, und zwar<br />
in einem so hohen Umfang, dass eine Division einen Monat<br />
lang hätte verpflegt werden können.<br />
Die „San Pedro“ war ein 6000 BRT großes Schiff und mit 40<br />
Mariners an sechs Flakständen bewaffnet. Ich war wieder<br />
auf einen der drei Stände Achtern und zum Geschützführer<br />
ernannt. Zum zweiten Mal übernahm ich eine derart verantwortliche<br />
Aufgabe.<br />
Diese Fahrt war von keinen großen Ereignissen geprägt, außer,<br />
dass wir einen unserer Fesselballons, die als Schutz vor Luftangriffen<br />
dienten, in einer stürmischen Gewitternacht selbst<br />
abgeschossen. Die ereignete sich nicht aus Unkenntnis, sonder<br />
aus Versehen. Die Nacht war so dunkel, dass man noch nicht<br />
einmal den Nebengeschützstand sehen konnte, wenn nicht<br />
gerade ein Blitz durch die Nacht zuckte. Der hintere Ballon<br />
war entweder durch den starken Regen heruntergedrückt<br />
worden, oder er hatte Wasserstoffgas verloren, was die näher<br />
liegende Annahme war, denn der vordere Ballon war ja oben.<br />
Wir bemerkten diesen Umstand nicht. Wenn die Blitze durch<br />
die Nacht zuckten, sah der Ausguck ein Objekt, das uns verfolgte<br />
und angriff. Er löste Feueralarm aus. Nach ein paar<br />
Feuerstößen mit Leuchtspurmunition gab es eine Explosion<br />
mit kurzem Feuerschein, und der Spuk war zu Ende. Wir<br />
hatten kein feindliches Schnellboot, keinen Zerstörer erlegt,<br />
sondern unseren Ballon. Mit solchen Kriegserlebnissen konnte<br />
man die Heimatfront nicht begeistern, man machte sich<br />
höchstens lächerlich. Aber was soll’s, so makaber es klingen<br />
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