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überbrachte nur die Geschenke für meine Mutter und Geschwister<br />
und verschwand nach kurzer Zeit wieder.<br />
Mein Zuhause während des Urlaubs war bei meiner Oma. Sie<br />
wohnte in der Büttelstraße 8 und hatte eine geräumige Drei-<br />
Zimmer-Wohnung. Als ich in die Nähe der Wohnung kam,<br />
sah ich am Fenster schon meinen Opa mit einem Sofakissen<br />
unter den Armen und wie immer an seiner Pfeife saugend.<br />
Meine Oma war ganz aus dem Häuschen, denn ich hatte mich<br />
nicht angemeldet.<br />
Ihre ersten Worte waren: “Großer, hast du Bohnenkaffee mitgebracht?“,<br />
erst dann schloss sie mich herzlich in die Arme.<br />
Obwohl sie Rentnerin war, arbeitete sie immer noch als Toilettenfrau<br />
im Kaffeehaus „Cafe Oske“ am Neustädtischen Markt.<br />
Den Bohnekaffee versteckte meine Oma in einer Gasmasken-<br />
Büchse, die ich ihr gegeben hatte. Aus Dankbarkeit für den<br />
Kaffee hatte ich immer Taschengeld in meinem Kolanie<br />
(Marinejacke).<br />
Aber der Urlaub war<br />
nicht nur unbeschwert.<br />
Ich hatte einen schweren<br />
Gang vor mir, den<br />
Beileidsbesuch bei den<br />
Eltern meines besten<br />
Freundes Heiner. Ich<br />
hatte das Gefühl, ihm<br />
das schuldig zu sein.<br />
Aufgeregt und mit<br />
klopfendem Herzen<br />
stand ich vor der Tür.<br />
Mein Jugendfreund Heiner Lotsch (re.)<br />
in Frankfurt (Oder)<br />
Am liebsten hätte ich wieder kehrt gemacht. Sie waren für<br />
mich wie Pflegeeltern gewesen, denen ich viel zu verdanken<br />
hatte. Zu meiner Überraschung wurde ich freundlich, wenn<br />
auch zurückhaltend empfangen. Mutter Lotsch umarmte<br />
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