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Nachdem wir ärztlich untersucht worden waren und 50<br />
Reichsmark sowie die Entlassungspapiere erhalten hatten,<br />
ging es am 5. September 1947 ins Lager Friedland, für mich<br />
der letzte Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Westdeutschland.<br />
Am gleichen Tag ging es bei Heiligenstadt zu<br />
Fuß über die Zonengrenze. Ich hatte doch ein mulmiges<br />
Gefühl, als ich den ersten russischen Soldaten, einen Mongolen,<br />
sah. Von Heiligenstadt ging es gleich weiter nach Glöwen ins<br />
Quarantänelager.<br />
In Magdeburg hatten wir Aufenthalt. Als wir auf den nächsten<br />
Zug nach Glöwen warteten kam mir der Gedanke, doch<br />
gleich nach Brandenburg zu fahren. Die Sehnsucht auf ein<br />
Wiedersehen mit Oma und Inge Arnswald war groß. Aber die<br />
Vernunft siegte. Ich wollte kein Risiko eingehen.<br />
Im Quarantänelager Glöwen<br />
Als wir in Glöwen ankamen, empfingen uns der deutsche<br />
Lagerleiter und anschließend ein russischer Offizier. Der<br />
russische Offizier war ganz schön dickleibig und mit viel Orden<br />
behangen. Ich glaube, er war schon im Rentenalter. Er war<br />
ganz jovial. Wir mussten uns in eine Linie anstellen, die Seesäcke<br />
öffnen, und er kontrollierte mit dem Hinweis „Soldatten,<br />
ich nur gucken“ die Seesäcke. Er sah mal hier rein, mal dort,<br />
grabbelte mit der Hand in einigen rum, drehte sich um und<br />
ging zum Tor. Das war’s.<br />
Dann kam ein deutscher Sanitäter. Nachdem wir uns ausgezogen<br />
hatten, bestäubte er jedem von uns die Kopf- und<br />
Schamhaare und die Haare unter den Achseln. Diese Aktion<br />
wurde noch zweimal durchgeführt. Gleich am Tag der Ankunft<br />
mussten wir unsere Angehörigen benachrichtigen.<br />
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