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mich sogar. Nach dem Abspulen der Beileidsworte übergab<br />
ich Muter Lotsch Parfüm und Seife als ihre Geschenke. Für<br />
Vater Lotsch hatte ich Tabak mitgebracht. Es war dennoch ein<br />
bedrückender Besuch für mich, denn ich hatte das Gefühl,<br />
dass Muter Lotsch mich ständig mit Blicken ansah, die ich<br />
nicht deuten konnte. Mir war elend zumute, und ihre Blicke<br />
gingen mir lange Zeit nicht aus dem Kopf.<br />
Die folgenden Tage waren ausgefüllt mit der Suche nach Unterhaltung<br />
und mit Treffen mit Kameraden und Bekannten. Einen<br />
Marinekameraden zu treffen war schwierig, denn ich hatte auf<br />
dem Wehrmachtsamt gehört,<br />
dass außer mir nur noch einer<br />
in Brandenburg auf Urlaub<br />
war. Ich war etwas enttäuscht,<br />
denn so konnte ich<br />
nicht mit mehreren Marinekameraden<br />
die Sau rauslassen.<br />
Mit einer Marineuniform<br />
in einer Garnisonsstadt wie<br />
Brandenburg, die voll von<br />
Grauröcken war, waren wir<br />
als Marinesoldaten schon<br />
etwas Besonderes. Und die<br />
Aufmerksamkeit, die ich mit<br />
meiner Uniform bekam,<br />
machte mich stolz und auch<br />
ein wenig eingebildet.<br />
Im Fronturlaub<br />
So trödelten die Urlaubstage<br />
dahin, bis ich eine Freundin<br />
von Inge Arnswald traf. Wir gingen, wie es in der damaligen<br />
Zeit üblich war, ins Kino und hielten Händchen. Mehr war da<br />
nicht, denn sie war nicht mein Typ. Während eines Treffens,<br />
erzählte sie mir, das Inge ihr Pflichtjahr in Trechwitz ableisten<br />
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