Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
hätten wir bei einem Torpedoangriff oder Minenkontakt keine<br />
Überlebenschance gehabt.<br />
An dem Tag, an dem der Feudelschwenker Hoffmann an<br />
Bord kam, hatte ich mit ihm gleich eine Karambolage, eine<br />
Auseinandersetzung, die auf meiner Bude beinahe zu einer<br />
Schlägerei ausgeartet wäre. Und das alles nur wegen eines<br />
Missverständnisses, an dem ich unschuldig war.<br />
Der Flakleiter hatte mir den Sold ausgezahlt, den Hoffmann<br />
eigentlich im nächsten Hafen bekommen sollen. Darüber war<br />
er erbost, kam zu mir und beschimpfte mich mit dem Wort<br />
„Wackesse“, das bis dahin für mich ein Fremdwort war, und<br />
auch mit anderen Worten, so dass meine Kameraden ihn aus<br />
der Bude feuerten.<br />
Am nächsten Tag kam Günter an meinen Flakstand und entschuldigte<br />
sich bei mir. Er dankte mir auch dafür, dass ich ihn<br />
nicht beim Flakleiter angeschissen hatte. Aber ehrlich gesagt,<br />
hatte ich daran nicht einmal gedacht.<br />
Das war meine erste Begegnung mit Günter Hoffmann aus<br />
Saarbrücken, der mir auf den weiteren gemeinsamen Fahrten<br />
ein guter Freund wurde, und mit dem sich die Freundschaft<br />
nach fünfzig Jahren auch noch bestätigen sollte.<br />
Weihnachtsstimmung, Haare auf der Brust<br />
Es war Heiligabend, und wir lagen vor dem Kanal von Korinth.<br />
Die Stimmung war bedrückt, jeder ging wohl seinen Gedanken<br />
nach. Wie geht es den Lieben zu Hause? Die Nachrichten aus<br />
Russland über den „Kampf um Stalingrad“ waren nicht<br />
berauschend, und außerdem belästigte uns immer wieder ein<br />
Fernaufklärer der Tommies. Zur Ermunterung der gesamten<br />
Mannschaft spendierte unser leutseliger und ein wenig angesäuselter<br />
Kapitän ein 50-Liter-Faß Bier für alle. Die Temperatur<br />
82