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Von nun an kamen öfter Briefe, auch von Oma und Mama.<br />
Aber meine Gedanken und Träume drehten sich seit dem ersten<br />
Brief von Inge Arnswald nur noch um sie. Ich begann zu<br />
spinnen. Träumte von Haus und zwei Kindern in einer glücklichen<br />
Ehe. Aber wollte sie mich überhaupt, mich, der in einem<br />
solchen sozialen Milieu aufgewachsen war? Ihre Eltern<br />
lebten in geordneten Verhältnissen. Bisher waren wir uns in<br />
Freundschaft verbunden, was ihr Vater auch duldete. Aber<br />
mehr? Immerhin, seit ich im letzten Urlaub bei Mutter Oma<br />
Groczek in Butterlake war, wusste ich, dass ich bei den Großeltern<br />
angekommen war. Es war eine große Herzlichkeit.<br />
Der Krieg neigte sich dem Ende entgegen, und ich ließ meinen<br />
Gedanken freien Lauf.<br />
Kriegsende<br />
Am 6. Mai 1945 wurde ich abkommandiert ins Nebenlager<br />
Continental (Nebenlager Compound) direkt an der Hauptstraße<br />
10 zwischen Tucson und Nogales an der Mexikanischen<br />
Grenze.<br />
Es war ein kleines Lager für 150 Mann mit Sechs-Mann-Zelten<br />
wie in Camp Mesa. Unser Kommandant war Leutnant Beppo<br />
Beaumont, ein kleiner, dicklicher, gutmütiger Mann. Hier<br />
wurden wir zur Kartoffel- und Möhrenernte eingesetzt. In der<br />
Kartoffelernte, die vollmechanisiert war, wurden wir nur am<br />
Sortierband eingesetzt.<br />
Mit uns auf den Feldern arbeiteten nur Latinos, Menschen<br />
aus Mittel- und Südamerika. Sie arbeiteten und lebten unter<br />
unmenschlichen Bedingungen, wenig Lohn und schlechte<br />
Unterkünfte. Ihr Vorgesetzter war ein Mexikaner, fies und<br />
brutal.<br />
Hier im Lager Continental überraschte uns das Kriegsende,<br />
der V-Day, der 8. Mai, der Siegestag der Amis. Die Bewohner<br />
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