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Kurt Ostwald - Gurran

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Brot nur durch die Türklappe gereicht wurden und lediglich<br />

zur Notdurft die Tür aufgeschlossen wurde.<br />

Wir führten ein langes Gespräch, als Verhör betrachtete ich<br />

das nicht, denn ich erzählte auf seine Fragen hin meine halbe<br />

Lebensgeschichte - und er mir die seine. Seine Eltern hatten eine<br />

kleine Landwirtschaft in der Nähe der polnischen Westgrenze.<br />

Er sprach ein gutes Deutsch mit oberschlesischem Akzent.<br />

Seine Mutter war deutscher Abstammung, sein Vater Pole.<br />

Seine Anwesenheit in den USA verdankte er seiner Flucht vor<br />

Kriegsbeginn über das englische Konsulat.<br />

Ich fragte ihn, warum er mich so freundlich behandelt. Er<br />

sagte sinngemäß, dass ich kein Soldat in Polen oder Russland<br />

war, sondern nur Matrose in Italien, also konnte ich in seiner<br />

Heimat keine Verbrechen begangen haben. Sein Vater habe<br />

auch gute Deutsche kennen gelernt.<br />

Solange er mit seiner Truppe Nachtdienst hatte, genoss ich<br />

diese Nächte mit ihm bei belegten Broten und Pepsi-Cola<br />

oder Mineralwasser.<br />

Das Gegenteil lernte ich nach der Wachablösung kennen. In<br />

dieser Truppe war auch unser ehemaliger Wachposten vom<br />

Blindgänger-Suchkommando. Zwei Tage musste ich mich mit<br />

hartem Weißbrot und erwärmtem Wasser begnügen, das er<br />

zuvor einige Stunden bei Sonnenlicht auf das Fensterbrett der<br />

Wachstube gestellt hatte. Ich nahm es mit Gleichmut, mich<br />

dagegen zu beschwerden wäre sinnlos gewesen.<br />

Am zwölften Tag meiner Inhaftierung war Appell mit dem<br />

Lagerkommandanten angesagt. Ich war der einzige Häftling<br />

im Arrest und musste Dienstgrad, Name Alter und Grund der<br />

Haft melden. Bei dieser Aussage „Haft“ schwieg ich, und der<br />

Wachhabende informierte ihn, auch, dass nicht bekannt ist,<br />

wieviele Tage ich Arrest habe. Ich kam zurück in meine Zelle.<br />

Eine Stunde später wurde ich mit einem Jeep zum Provost-<br />

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