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Ein Anzug<br />
Die Heimlichkeit mit dem Verdienst im Akkord beendete ich<br />
mit einer Mitteilung an meine Mutter, denn es war erklärungsbedürftig,<br />
wohin mein altes Rad abhanden gekommen war<br />
und woher ich meine Bekleidung hatte. Meine Oma und Tante<br />
Hilde gaben mir einige Punkte von ihrer Bekleidungskarte<br />
ab, so dass ich mir einige Sachen kaufen konnte. Alles war ja<br />
seit dem Kriegsbeginn rationiert worden. Im Prinzip hatte ich<br />
nicht viel. Ein Tagesanzug, Sakko und Hosen. Dennoch war<br />
es im Kleiderschrank eng, und meine Sachen hingen immer<br />
an der Seite, außerhalb des Schrankes auf einem Bügel.<br />
Heiner und ich gingen gerne ins Theater in der Blumenstraße. So<br />
stand für mich fest, dass ich unbedingt einen Anzug brauchte.<br />
Also kaufte ich mir von den geschenkten Punkten einen Anzug,<br />
denn mit dem Tagesanzug konnte ich nicht in ein Theater<br />
gehen. Dieser Anzug und zwei Oberhemden plus ein Schlips<br />
verblieben bei Heiner, wo ich mich immer zum Besuch ins<br />
Theater umzog. Mutter Lotsch wusch meine Hemden mit. Ich<br />
war ja wie zu Hause in dieser Familie.<br />
Harzrundfahrt<br />
Für mich waren es schöne Tage und Wochen 1941, denn es<br />
wurden viele Radrennen gefahren. Mal mit Erfolg und mal mit<br />
Niederlagen. Zu Pfingsten nahmen wir an der Harzrundfahrt<br />
teil, die ich noch heute in Erinnerung habe.<br />
Pfingstsonntag sollte das Rennen stattfinden. Wir fuhren<br />
Sonnabend nach Feierabend gleich los, denn die 80 Kilometer<br />
bis Magdeburg mussten wir bis zur Anmeldung um 16:00 Uhr<br />
schaffen. Als wir in Magdeburg an der Anmeldestelle ankamen,<br />
wurden wir jedoch enttäuscht. Man hatte das Rennen auf den<br />
Montag verschoben. Also wieder zurück nach Hause.<br />
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