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Kurt Ostwald - Gurran

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nicht der Chef, sondern Facharbeiter und Lehrmeister. Er hatte<br />

in der Paulinenstraße ein kleines Haus, in dem er mit seiner<br />

netten Schwester zusammenlebte. Die Arbeit war körperlich<br />

schwer und der Verdienst mit 3,- RM pro Woche gering. Aber<br />

ich blieb bei ihm bis zum Frühjahr 1938, bis meine Schulzeit<br />

zu Ende ging. Herr Luzius bot mir auch die Lehrstelle als Verkäufer<br />

in seinem Geschäft an, aber dazu hatte ich absolut keine<br />

Lust.<br />

Die ausgefallene Konfirmation<br />

Einige Ereignisse des Jahres 1938 stimmten mich nachdenklich<br />

und machten mich traurig, aber auch wütend. 1938 sollte<br />

das Jahr meine Konfirmation sein. Unter großen finanziellen<br />

Anstrengungen hatte meine Mutter alles Notwendige bereits<br />

besorgt. Ich war vollständig mit Schuhen, Anzug und Hut<br />

ausgestattet. Doch vier Wochen vor dem Fest sollte ein Vorkommnis<br />

alles anders kommen lassen. Auch wenn ich mich<br />

nicht mehr an Streichen mit schweren Folgen beteiligte, war<br />

ich doch mit meinen knapp 15 Jahren zu keinem Musterschüler<br />

mutiert. Kleine Streiche machten immer noch Spaß.<br />

Auch der Religionsunterricht war keine streichfreie Zone.<br />

Unser Religionsunterricht wurde im Pfarrhaus der Katharienkirche<br />

durchgeführt. Wir Schüler saßen in einer Reihe hintereinander<br />

auf ganz normalen Stühlen. Vor mir saß ein Junge, der<br />

eine Trachtenjacke trug, wie man sie in Bayern trägt. Trachtenjacken<br />

waren in der Hitlerzeit große Mode. Ich öffnete also<br />

die Hirschhornknöpfe am hinteren Steg der Jacke. Dann band<br />

ich die Stegenden an der Querleiste des Stuhles an. Als der<br />

Schüler zur Beantwortung einer Frage des Pfarrers aufstehen<br />

wollte, hob er den Stuhl mit großem Gepolter mit an. Pfarrer<br />

Schubert war schnell klar, wer der Verursacher des Streiches<br />

war. Er orderte mich nach vorn und gab mir ohne Vorwarnung<br />

mehrere schmerzhafte Ohrfeigen. Züchtigungen und<br />

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