PCSHK_R.pdf
PCSHK_R.pdf
PCSHK_R.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
kann ich das, rief ich sofort und war sogar von meinem Platz<br />
aufgesprungen, wie soll ich Gefallen finden an einem solchen<br />
Spiel! Sie können das, lächelte der Direktor und nahm ein Stück<br />
von jenem Gebäck, da gehört nicht viel dazu. Ja, für dieses Spiel,<br />
versuchte ich mich zu erklären, braucht es nur die Resignation,<br />
und dann gefällt es mit einemmal. Aber ich will das nicht,<br />
flüsterte ich in das Ohr des Direktors und legte meine Hand auf<br />
dessen Schulter, ich will das nicht, verstehen Sie!? Bitte setzen<br />
Sie sich, entgegnete der Direktor ein wenig irritiert. - - Sie<br />
sind ein Mondläufer, hub der Direktor schließlich an, und Sie<br />
wissen, was die Menschen wollen... Aber auch wir wissen das, fuhr<br />
er fort nach einer Pause von vielleicht drei Atemzügen, ich meine,<br />
was die Menschen wollen, das ist eine Art von Schönheit, nämlich<br />
eine Schönheit, welche keiner Erklärung bedarf noch eine<br />
Beschreibung notwendig hat; doch Sie wissen sehr gut, mein lieber<br />
Freund, daß uns diese Schönheit immer vorenthalten worden war, daß<br />
immer irgendwer, ein König, oder eine Regierung, von ebendieser<br />
Schönheit gesprochen hatte geradeso wie man die Utopien<br />
diskutiert. Verstehen Sie, lächelte der Direktor, die Schönheit,<br />
welche die Sterneninquistion ihren Mitspielern gestattet, ist eine<br />
tatsächliche Schönheit, ist eine Schönheit, die nicht wie die<br />
Menschenrechte bloß niedergeschrieben steht. Ich versuchte zu<br />
lächeln, dieweil der Direktor unbeirrbar weitersprach, geradeso<br />
als ob er eine Frist einhalten müsse. Nämlich diese Schönheit,<br />
erklärte er mit Grandezza, von welcher niemand-- Ich glaube nicht<br />
an Ihre Schönheit, rief ich dazwischen, ich glaube das nicht, ich<br />
glaube Ihnen nicht. Das müssen Sie auch nicht! begeisterte sich<br />
der Direktor und schaute zufrieden nach dem Wachmann, der begonnen<br />
hatte, die Gitterstäbe an den Fenstern zu prüfen. Mein lieber<br />
Freund, begann der Direktor sogleich, wir sind keine<br />
Religionsgemeinschaft und wir verlangen-- Ich weiß nicht, wer Sie<br />
sind oder was, unterbrach ich ihn zum zweiten Mal, und ich weiß<br />
auch nicht, warum Sie das tun... Nur das weiß ich, rief ich<br />
zornig, daß die Schönheit, zu welcher Sie raten, eine Art von<br />
Demut verlangt, die ich selbst nicht leiden mag, zumal diese Demut<br />
der Betise ungleich näher liegt als die Resignation! Bitte gehen<br />
Sie, rief ich erregt, lassen Sie mich allein. - - In der Nacht<br />
hatte ich an den Mond gedacht, über welchen ich gelaufen war und<br />
der vielleicht nichts anderes war als die Reflexion einer<br />
allenfalls konstruierten Erinnerung, die man zu erfahren den Mut<br />
nicht hat, weil das endlich bedeutete, eine Sonne, die von den<br />
Sternenrichtern geschaffen wurde, anzuerkennen ganz ohne<br />
Vorbehalt. Aber wie ist zu wählen in den Zeiten, die behütet<br />
werden? Ich wußte keine Antwort mehr. - - In der Nacht kamen die<br />
Wachmänner; sie standen neben dem Alkoven und warteten schweigend,<br />
bis ich erwachte. Haben Sie gut geschlafen, frug mich der dritte<br />
Wachmann auf jene zynische Art, die allein den Henkersknechten zu<br />
eigen ist, und stieß mit seinem Finger wieder und wieder gegen<br />
meine Brust, haben Sie gut geschlafen, haben Sie, sagen Sie´s! Bis<br />
108