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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
kostümierten Freundes Erinnerungen anging, dieweil der Freund zu<br />
flüstern begann von der Unendlichkeit – o, schon das wage ich<br />
nicht mehr zu träumen, habe ich gerufen, schon das nicht, um nicht<br />
zerrissen zu werden von der Übermächtigkeit der eigenen Gefühle,<br />
um nicht zu sterben in jenem einzigen Moment der Trauer! - - Diese<br />
Seele, habe ich geflüstert, in deren Gewölbe ich steigen muß wie<br />
der Renegat Pizzaro...um endlich das Gewölle dort<br />
hinunterzuschlingen wie ein hungriger Wolf in den letzten Tagen<br />
des Winters...diese Seele ist bestimmt nicht meine... - - Die<br />
Juristen, begann ich schließlich wieder, nachdem man nicht einmal<br />
indigniert gelächelt hatte, die sind es, welche vielleicht mehr zu<br />
erzählen wissen denn die Schriftsteller! Und vielleicht,<br />
korrigierte ich mich sogleich, vielleicht wissen die de facto<br />
nicht mehr zu erzählen als die Schriftsteller - um´s jedenfalls in<br />
einem Timbre zu erzählen, über welches man glauben wird wollen,<br />
daß es die zweifelsfreie Stimme sei von Gott...oder doch von etwas<br />
Ähnlichem! - - Sie müssen das wissen, fuhr ich endlich fort, sie<br />
müssen das wissen, daß nämlich die Juristen so ganz genau wissen,<br />
wovon sie sprechen, daß es mich immer wieder bedünkt, daß ich<br />
selbst nichts erzählen kann, sintemal ich die Seele...deren<br />
Paragraphen, Ränge und Absätze die Themen der Schriftsteller sind<br />
geradeso wie die Juristen sich vielleicht für das Junktim<br />
interessieren oder für die Interpretationen von supranationalen<br />
Rechtsvorschriften...daß ich ebendiese Seele bloß zu versuchen<br />
verstehen kann...daß nämlich ich immer ein Studiosus bleiben<br />
werde...und daß ich selbst endlich niemals jene Logik der Seele<br />
zumindest umzeichnet haben werde, um davon zu erzählen in der Art<br />
der Jurisprudenz, Sie müssen das wissen! - - Wir dürfen uns nicht<br />
täuschen lassen von den Juristen, habe ich gesagt, wir müssen<br />
jetzt aufmerksam sein und skeptisch! - - Das müssen wir sein, habe<br />
ich gerufen, andernfalls wir einem Phantasma anheimfallen wie die<br />
Juristen oder deren Zuhörer...und vielleicht tatsächlich behaupten<br />
werden, daß w i r a l l e s v e r s t e h e n k ö n n e n!!!<br />
- - Aber die Seele ist kein Gesetzesbuch, hub ich wieder an, das<br />
wir auswendiglernen können und interpretieren! Und wäre sie das,<br />
fuhr ich fort, wäre sie ein solches Buch – o, ich weiß gewiß, daß<br />
dann die Juristen noch vor den Schriftstellern resignieren<br />
möchten! - - Das, habe ich gesagt nach einer Pause von zweimal<br />
zehn Minuten, während welcher ich selbst keine Erinnerungen hatte<br />
noch jenen Schmerz agnoszierte, von welchem ich bislang immer<br />
glaubte, daß der allein den Juristen unbekannt geblieben, welche<br />
die Ataraxie genausowenig kümmert wie einen toten Clown allenfalls<br />
leichenfleddernde Kinder, das bin ich nun Ihnen allen zu sagen in<br />
der Lage...und vielleicht werde ich dereinst mehr darüber erzählen<br />
können als diese Juristen im allgemeinen zu erzählen sich<br />
befleißigen... - - Der Haß, habe ich denn dann zu erklären<br />
versucht, ist keinesfalls die Reaktion auf eine Unmöglichkeit,<br />
nämlich auf die Unmöglichkeit zu lachen, zum Beispiel... Vielmehr<br />
ist der Haß eine Reaktion, w-e-i-l wir nicht mehr lachen...Dann<br />
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