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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11
wenig! Hörst Du, habe ich geflüstert wie im Delirium, daß ich
sterbe... Ich sterbe, habe ich wiederholt, ich sterbe, und die
Ratten, die meine Diener sind, werden endlich über mich herfallen
ganz ohne Vorbehalt... Die will ich töten, hat er erregt gerufen,
die will ich töten, die das wagen! O, habe ich gelächelt, Du wirst
gewiß einige töten, vielleicht elf oder sogar zwölf... Das werde
ich wohl, hat er sich begeistert, ja, wenigstens ein Dutzend werde
ich töten zu jeder Stunde! Vielleicht während zehnen Stunden, fuhr
ich fort, die Du ehrlich wachen kannst... Sind denn zwölf zu
wenig, hat er gefragt (und vielleicht schon resigniert gehabt).
Wir werden immer zu wenig tun können! habe ich zornig geantwortet
und ihm zu gehen bedeutet. - - Auch in dieser Nacht hatte ich
nicht schlafen können; aber vielleicht hatte ich auch nur jegliche
Erinnerung verloren gehabt am Morgen, als erneut die Sonne meinen
Olfaktorius irritierte auf eine Weise, die dem über die
Feldlazarette wallenden Dunst ähnelt, welchen ich agnosziert. Denn
mich bedünkte tatsächlich, daß ich geschlafen hatte, wiewohl ich
keine Erinnerung zu nennen wußte! Daß dennoch die Sonne zu
bemerken gewesen war vielleicht um 4 Uhr 10, war geradeso
geschehen, als hätte ebendieser Stern mich aufzuwecken geplant
gehabt zu jener Stunde, während welcher es mich bedünkte, daß ich
geschlafen hätte. Nun vermag ich selbst nicht zu behaupten noch zu
beweisen, ob ich geschlafen hatte oder nur getäuscht war ein
weiteres Mal, sintemal ich über den Schlaf längst nicht mehr sagen
kann, als daß es mich verlangt danach! - - Diesen Vormittag war
ich in meinem Zimmer geblieben; ich hatte einige Zigaretten
geraucht, hatte hinwieder einen Schluck von jenem Wasser genommen,
und wartete, daß etwas geschehen würde, daß vielleicht die Ratten
plötzlich hervorsprängen oder es an der Türe klopfte. Aber nichts
von alledem war geschehen, und ich dachte an den Tod, der
vielleicht genauso plötzlich passieren wird in ebendiesem
Augenblick, zu welchem man vergessen würde aus bloßer Müdigkeit,
daß man sterben wird! - - Am Nachmittag um 16 Uhr 10 vielleicht
saß ich im Foyer. Ich war denn aus meinem Zimmer gelaufen wenige
Minuten zuvor, weil ich es nicht mehr hätte ertragen können,
diesem Tod zu begegnen in einem Hotelzimmer. - - Ich brannte eine
Zigarette an und beobachtete das Personal, das in der Art von
hungrigen wenngleich domestizierten Wölfen beschäftigt schien, ja
bekümmert um jeden An- oder Abreisenden, als ich eine Gestalt
perzipierte, die ich endlich nur deshalb auch hatte wahrnehmen
können, weil mir sogleich übel wurde geradeso, als wäre die
Erinnerung an den Ruch der Sonne mit einem Male wiedergekommen in
der Art einer plötzlichen Furcht; anderenteils war ich jene
Gestalt von jetzt auf gleich zu erkennen in der Lage vielleicht
schon insofern, als es hatte passieren müssen! - - Mein lieber
Kamerad, begann jene Gestalt und winkte den Gepäcksjungen heran,
ich darf Dir zuvörderst-- Kameradschaften sind Knechtschaften,
habe ich ihn ärgerlich unterbrochen und ihm einen Sitzplatz
angeboten. Oh, das sind sie wohl, hat er entgegnet und dem
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