PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
wie...wie die wahrheit-- die wahrheit! lästerte der staatsanwalt.<br />
ja, habe ich sogleich gerufen, ja, ebenso wie die wahrheit, weil<br />
die nämlich nicht anders in unserem körper schmerzt als jene<br />
sehnsucht! das kranke soll sprechen! hat der richter gesagt. daß<br />
wir sterben, habe ich gesagt, da können wir sagen, daß wir´s<br />
wissen... wer aber wollte nicht dem tod davonlaufen, fuhr ich<br />
fort, indem er sich verliebt!? - - ich nun kenne keine andere<br />
liebe als jene, für welche ich angeklagt, habe ich gesagt, die den<br />
tod bezwingt zumindest für einige atemzüge oder länger. doch warum<br />
das so ist, habe ich gesagt, vermag ich vielleicht genausowenig<br />
anzunehmen wie, daß es so ist! denn eine liebe, fuhr ich fort, die<br />
nicht weiß, wem sie gehört, noch wessen ganzes sie ist, wählt<br />
nichts sonst als ein weiteres mal! - - sie hatten mir indes an<br />
beiden händen jene fältchen haut zerschnitten, welche zwischen den<br />
fingern wachsen, und ich habe gedacht, daß sie das getan hatten<br />
vielleicht nur deshalb, daß ich die nicht mehr über die seiten der<br />
engel, von welchen mir träumt, zumal sie zuhörer und nutznießer<br />
gottes sind, bewege. aber der staatsanwalt, welcher selbst das<br />
messer achtmal zwischen meine finger gelegt hatte, hat noch nicht<br />
einmal gelächelt dabei. - - so saß ich denn da mit zerschnittenen<br />
blutenden händen und habe von meinen nächtlichen träumen erzählt,<br />
dieweil das blut von den fäusten tropfte und mich an hamlets<br />
blutende tödliche wunde erinnerte.<br />
die erste nacht<br />
war<br />
der nächste tag<br />
war<br />
gestern gewesen<br />
war<br />
also irgendwann<br />
war<br />
nämlich nicht<br />
gewesen<br />
wenn wir sterben, habe ich gefragt, warum sollen wir uns erinnern.<br />
daß ich sterbe, habe ich gesagt, da weiß ich ganz genau, was für<br />
träume das sein werden, was für träume und was für schreie,<br />
nämlich keine träume und bloß noch schreie.<br />
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