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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />

wollen - vielleicht sogar den totalen Krieg -, weil wir den<br />

eigenen Tod nicht begreifen, weil der endlich so etwas sei wie der<br />

Versuch einer Apologie für alles das, was wir nicht getan haben...<br />

Wie nun darf ich Sie verstehen, frug mich der Arzt und bewegte<br />

seine Finger dabei geradeso, als würde er die Seiten aus einem<br />

Lexikon herausreißen. O, habe ich gelächelt, ich meine denn, daß<br />

wir uns fürchten vor dem Tod und daß wir, w-e-i-l wir uns<br />

fürchten, nichts anderes können als hassen, weil doch der Haß uns<br />

selbst unbeirrbar macht und wagemutig. Mein lieber Freund,<br />

reagierte der Oberstabsarzt sofort, wir müssen den Tod als das<br />

akzeptieren, was er ist! Und was ist der, hörte ich den<br />

Gepäcksjungen fragen, was ist also der Tod. - - Das wird gewiß<br />

nicht irgendein Tod sein, habe ich gedacht und den Stoff der<br />

Vorhänge kontrolliert, weil mich bedünkte, daß der an ebendiesem<br />

Morgen das Licht der Sonne geradeso durchgelassen hatte, als hätte<br />

sich irgendwo im Gewebe eine Öffnung aufgetan. Aber ich konnte<br />

keine Beschädigung im Stoff agnoszieren noch einen Fehler im<br />

Webmuster! Also war wiederum allein die Beharrlichkeit des<br />

Sonnenlichts dafür verantwortlich zu machen, daß ich geradeso<br />

reagierte...nämlich allenfalls wie der wahnsinnige Ahab, der<br />

seinen Männern die Netze zu prüfen befiehlt, wiewohl jenen Moby-<br />

Dick zu fangen keines Fischernetzes Knoten genügend stark geknüpft<br />

sind. - - Das wird gewiß nicht irgendein Tod sein, habe ich mich<br />

wiederholt, weil endlich zum Ende der Schlacht der Tod derjenige<br />

ist, welcher eine Begründung schafft. - - In den Büchern der<br />

Generäle, habe ich gedacht, werden die Summen der Toten notiert.<br />

Und diese Zahlen wird vielleicht der Tod selbst irgendwann einmal<br />

erklären. - - Ich verabscheue den Tod, habe ich geflüstert, als<br />

ich den Gepäcksjungen unter jenem Bette hervorkriechen sah, hörst<br />

Du, daß ich den abhorresziere? Und das, hat er gesagt, tust Du<br />

gewiß, weil-- Weil ich mich erinnere, habe ich ihn unterbrochen,<br />

ja, weil ich mich zu diesem Augenblick erinnere an den Tod, der so<br />

regelmäßig passiert wie das Glockenspiel einer Uhr zum<br />

Stundenschlag. Nämlich in dieser Welt, fuhr ich fort, dieweil der<br />

Gepäcksjunge eine tote Ratte in seine Hosentasche steckte, sind<br />

bloß der Tod oder die Wollust von Bedeutung für uns selbst! Nichts<br />

anderes können wir beobachten als eben das, habe ich mich erklärt<br />

und auf jene Ratte gedeutet. Der Tod, hörte ich den Gepäcksjungen<br />

mir zustimmen, ist nur eine andere Art von Schmerz, wie nämlich<br />

auch die Wollust...ob du sie nun verlangst oder ihr dienen sollst,<br />

nämlich im Zimmer eines Hotelgastes oder im Kontor des<br />

Direktors...sogar die Wollust ist dem immer kommensurabel... Und<br />

was können wir tun dagegen, habe ich ihn gefragt geradeso, als<br />

würde er die Antwort kennen, sintemal ich selbst zu diesem Moment<br />

gefühlt hatte wie ein Kind, das überzeugt ist, daß der Vater oder<br />

die Mutter zu jeder Zeit dessen Fragen wird beantworten. - - Die<br />

Ratten, die ich fange, hat er dann begonnen, fürchten sich nicht;<br />

die sind genauso tollkühn wie Soldaten, die im Fieber der Nächte<br />

keinen Unterschied mehr machen... Die quietschen wie kleine Kinder<br />

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